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Es gab keine Warnungen, keine Anzeichen, keine Zeit davor. Nur die wenigsten unter uns begriffen rückblickend, was geschehen war.

Die Kometen fielen aus dem Himmel, als wären sie dort wie aus dem Nichts erschienen. Ihre leuchtenden Schweife aus verdampfendem Eis und sprühendem Staub erhellten den Nachthimmel, glommen neben der Venus und dem Abendstern auf und strahlten mit der Sonne um die Wette. Astronomen überall auf der Welt, die ESA, die NASA, die CSNA und die Roskosmos hatten dieses Phänomen nicht erklären, zuordnen oder vorhersagen können.

Als hätten sich knapp außerhalb der Erdatmosphäre jene schauerlich schönen Kometen dazu entschlossen zu erscheinen und zu fallen, die uns schon bald die Hoheit über das Land streitig machten.

Mit den Einschlägen begann der langsame und qualvolle Verfall ins Chaos, denn was aus dem Eis emporstieg, war trotz der Menschenähnlichkeit nicht von dieser Welt. Gleißende, ätherische Gestalten mit Schwingen aus Licht und Splittern aus Gold und Gestein. Furchteinflößend, aber wunderschön.

Ziellos umherwandernd wirkten sie anfangs wie sanfte Riesen, wie verwirrte Kinder, die sich selbst verloren hatten. Engel, hieß es zuerst in den Mündern der Kirchen. Der Leibhaftige sandte uns Engel, Boten des Himmels.

Doch wir mussten schon bald die bittere Lektion lernen, dass ihre vierzehn Augen, die langen Klauen und kräftigen Beine, die breiten Münder und krokodilartigen Zähne nur einem Zweck dienten. Unsere Spezies zu jagen, zu töten und unsere Seelen zu fressen.

Groteske, gewalttätige Riesen mit Herzen aus Stein und Temperament aus Feuer. Jede Nacht sanken ihre Hüllen aus Eis auf unsere Erde nieder und nahmen uns die Welt, die uns längst nicht mehr gehörte.

Wir verließen die Oberfläche, wir verließen die Städte aus sprödem Beton, wir verließen unsere Nationen. Wir versteckten uns tief im Muttergestein unserer Wiege. Denn es gab nichts, was die Menschheit diesen Kreaturen entgegensetzen konnte, die unsere Seelen von unseren Leibern trennten und willenlose Hüllen aus Sternenstaub zurückließen.

Izabela - Auszug aus der »Varai«, Einleitung


[Sci-Fi/Fantasy] Starfall - Wenn der Himmel fälltWhere stories live. Discover now