- Kapitel 27: Ironie des Sternenhimmels -

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Nach dem Essen brachte Juraj Asavi zurück in die Suite, die trotz ihrer Größe um einiges beengender wirkte.

»Musst du nicht zu irgendeinem Schießtraining?«, fragte sie misstrauisch und wusste nicht, wohin sie sich setzen sollte. Das Doppelbett erschien ihr mit einem Mal unfreundlich, obwohl jemand die schmutzige Decke gewechselt und den Teppich getauscht hatte. Die Zahnbürste und der Rasierschaum im Badezimmer waren Jurajs Besitztümer und Asavi hätte gerne ihren Kopf in dem perfekt platzierten Sitzpolster der großzügig veranlagten Riesencouch vergraben.

»Nein«, berichtigte Juraj mit einem Lächeln. »Man hat mich für die kommenden Tage freigestellt, damit ich dir dabei helfen kann, dich einzufinden.«

Asavi nickte und machte sich daran, sämtliche Aspekte ihres zukünftigen Zuhauses zu inspizieren. Sie hatte natürlich nicht vor, zu bleiben. Ganz im Gegenteil, aber bis sie ihre Mutter nicht weichgeklopft hatte, um sie zu Zar zu lassen, würde sie hier feststecken. Ohne ihn konnte sie sich keine Flucht vorstellen, obwohl sie sich erst zwei Tage lang kannten. Er hatte ihr vertraut und das hatte ihm die Freiheit gekostet.

Asavi runzelte die Stirn, als sie die Kommodenfächer neben der Eingangstüre öffnete und diverse Alltagsgegenstände ans Licht beförderte. Schreibblöcke, Stifte, Kugelschreiber, Batterien. Juraj hielt sie nicht auf, sondern folgte ihr bloß, um stets einen nervenaufreibenden Schatten über ihre Schulter zu werfen. Der Kasten neben dem Bett beherbergte zwei Seiten voll marineblauer und schneeweißer Kleidungsstücke.

»Das ist deine Seite«, erklärte Juraj und Asavi zog die Schultern hoch.

»Und wie lange weißt du schon, dass ich hier ... unterkommen soll?«, fragte sie und schloss die Schranktüren. Als Nächstes widmete sie sich der mysteriösen Tür neben dem Badezimmer.

»Schon immer. Es ist meine Aufgabe, seit ich denken kann. Es ist eine Ehre, ihre Tochter zu schützen.« Seine Stimme klang stolz dabei und Asavi huschte ein Schauer über den Rücken. Stolz, wenn nicht direkt fanatisch. »Dir zu Diensten zu sein, ist meine Aufgabe.«

Sie rollte mit den Augen und suchte im dunklen Raum nach dem Lichtschalter. Es war ein kleiner Abstellraum, dessen Wände mit schmalen Bücherregalen zugestellt waren. »Oh.«

»Liest du gerne?«, fragte Juraj und trat neben sie, sodass sich ihre Schultern berührten. »Du darfst dir gerne alles dort nehmen.«

Asavi trat einen Schritt zurück und drehte das Licht wieder aus. »Im Moment kein Bedarf.«

»Okay. Wir haben auch Freizeiträume und Musikunterricht, wenn dich das eher reizt. Es gibt sogar eine Sporthalle.«

Asavi schloss die Tür und ging hinüber zur breiten Couch, die den Wohnraum dominierte und vor deren weißem Lederbezug ein niedriger Couchtisch stand. »Ich würde gerne eure Frischluftausflugsziele in Anspruch nehmen«, sagte sie und ließ sich auf das Sofa plumpsen.

Juraj kniff die Lippen zusammen und verschränkte die Arme vor der Brust, ehe er es sich anders überlegte und sie in seine Hosentaschen schob. Als wäre die Geste zu autoritär, zu bedrohlich und in dieser Situation nicht erwünscht.

Asavi kniff die Augen zusammen und legte den Kopf schief. »Du bist doch Pilot. Flieg mich zu irgendeiner schönen Almwiese.«

Juraj schüttelte den Kopf. »Nein. Das darf ich nicht. Aber ich rede gerne noch einmal mit Izabela deswegen«, lächelte er.

Asavi spitzte die Lippen. »Ich soll also nur hier herumsitzen, bis mein Hintern blaue Flecken bekommt?«

»Natürlich nicht!«, versicherte Juraj und schüttelte den Kopf. »Schau mal. Morgen wirst du zur Ärztin gehen, damit dein Zustand erfasst werden kann und du alles erhältst, was du brauchst, um wieder zu Kräften zu kommen. Wenn du wieder fit bist, dann lässt sich bestimmt auch was wegen deiner Ausflugswünsche machen.«

[Sci-Fi/Fantasy] Starfall - Wenn der Himmel fälltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt