- Kapitel 22: Hölle auf Erden -

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Asavi erwachte, weil ein lautes Pochen durch die wattigen Schichten der Schlaftablette drang. Sie kämpfte gegen das beunruhigende Gefühl ihres schweren Körpers an und versuchte festzustellen, woher das Geräusch kam.

Es erklang erneut, dumpf und rhythmisch und Asavi war schlagartig wach. Ihr Herz machte einen gewaltigen Satz und ihr Körper schaltete trotz Trägheit automatisch in den Fluchtmodus. Das Klopfen ertönte ein weiteres Mal und Asavi öffnete die Augen. Sie war für einige panische Momente völlig desorientiert, annehmend, das schwere Pochen stamme von den Schritten eines Engels oder dem Schnaufen von Rotorblättern. Doch dann wand sich ihr Bewusstsein langsam aus der albtraumhaften Vorstellung und sie realisierte, dass bloß jemand an die Tür klopfte.

Mit einem gequälten Stöhnen stemmte sie sich auf und blinzelte in den trüben Raum. Das Schlafzimmer war riesig und angefangen von weißen Polstermöbeln, weißen flauschigen Teppichen, ebenso weiß lackierten Schränken und dem Couchtisch trotz zugezogener Fensterfront, eine Kränkung für Asavis heftige Kopfschmerzen. Sie rieb sich die Stirn und blickte an sich herab. Die hellblaue Tagesdecke, auf der sie lag, war durch ihre schmutzigen Stiefel völlig versaut und ihre blutigen Finger hatten rote Flecken auf dem weichen Fließ hinterlassen.

Es klopfte wieder, diesmal etwas zaghafter und Asavi schluckte trocken. Sie war unglaublich durstig. Sie erinnerte sich nur vage daran, dass Izabela ihr alles erklären wollte und obwohl ihr Geist immer noch halb im Schlaf festhing, waren ihre Nerven bereits wieder völlig unter Strom gesetzt. Sie musste Zar finden, sie musste sichergehen, dass Csaba und seinen Soldatinnen nichts zugestoßen war, und stellte mit Schreck fest, dass sie sich tatsächlich um diesen Deppen sorgte.

Sie rollte sich vom Bett und verzog stöhnend das Gesicht. Beinahe stolperte sie über den flauschigen Teppich und fing sich gerade noch an der Kommode neben der Tür.

Asavi fuhr sich durch die strähnigen Haare und erinnerte sich schwummrig daran, dass sie sich im Badezimmer hätte frischmachen können. Und als sie die Tür schließlich aufriss, wünschte sie sich, sie hätte wenigstens ihren Mund ausgespült, der immer noch metallisch schal nach Blut schmeckte.

Denn im Türrahmen stand ein junger Mann, der dermaßen attraktiv war, dass Asavi beinahe körperlich vor ihm zurückwich.

»Du bist nicht Izabela«, sagte sie mit überraschter Anschuldigung in der Stimme, von der sie nicht sagen konnte, woher sie kam. Sie verkrampfte die Hand an der Klinke, damit sie die Tür nicht wieder ins Schloss schleuderte.

»Oh. Nein, tut mir leid, du hast sie wohl erwartet«, entgegnete der junge Mann und lächelte entschuldigend.

Asavi musterte ihn von oben bis unten, leicht verstört darüber, wie perfekt er aussah.

Sie hatte in ihrer frühen Jugend mit ihren damaligen Freundinnen in der Schule für Jungs geschwärmt, Listen geschrieben, wie der ideale Tagtraum aussah und hinter vorgehaltenen Heften gekichert, wenn ein besonders hübscher Kerl aus der Oberstufe an ihnen vorbeigegangen war. Groß und schlank, schwarze Haare, blaue Augen, ein katzenhaftes Lächeln, mysteriöse Ausstrahlung und natürlich anmutige Hände. Sie waren allesamt dermaßen ins Detail gegangen, dass sie sich sogar jetzt schämte.

Diese Schwärmereien waren so unglaublich fern und unreal, dass Asavi zur Sicherheit noch einen Schritt zurücktrat. Denn der junge Mann, der jetzt in einer marineblauen Pilotenuniform vor ihr stand und ein eingewickeltes Sandwich samt Wasserflasche hielt, sah aus, als hätte jemand direkt in Asavis Stammhirn gegriffen und ihren persönlichen Traumprinzen daraus hervorgeholt.

»Ich habe alles, bis auf das hier erwartet«, murmelte sie und blinzelte zur Sicherheit einige Male. Er war so hübsch, dass es an bizarr grenzte.

Seine rabenschwarzen Haare fielen ihm leicht in die Stirn, als er den Kopf schief legte und das strahlende Lächeln, das in seinem schmalen Gesicht erschien, wirkte trotz seiner Verwirrung atemberaubend. Weißere Zähne kannte Asavi nur aus Zahnpastawerbungen.

[Sci-Fi/Fantasy] Starfall - Wenn der Himmel fälltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt