- Kapitel 12: Katzenlord -

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Asavi ließ sich von Csaba zurück in die Kirche führen. Sie starrte mürrisch vor sich hin und folgte ihm in den angrenzenden Anbau. Sie passierten Máté, der mit seinen Kumpels Billard spielte und sie beim Vorbeigehen nieder stierte. Er sagte jedoch nichts, sondern rieb das Ende seines Kö mit Kreide ein und spuckte erneut auf den Boden.

Asavi rümpfte die Nase, aber Csaba hielt nicht an und Máté mischte sich nicht ein. Dabei war er einen guten Kopf größer als Csaba und zwei Mal so kräftig, was an sich schon eine Leistung war. Das Sturmgewehr um Csabas Schulter wirkte allem Anschein nach Wunder.

Csaba brachte sie in ein geräumiges Zimmer und ließ sie dann erst recht wieder alleine. Asavi sah davon ab, ihm hinterherzurufen, und blickte sich stattdessen um. Csabas Bett stand gegenüber des einzigen Fensters an der rechten Wand und bis auf einige niedrige Kommoden und Kisten war das Zimmer leer. Doch das war nicht der Grund, weshalb Asavi mit gehobenen Augenbrauen mitten auf dem Fleck erstarrte.

Das Licht einer fernen Laterne ließ die Augen von locker sieben Katzen reflektieren, die reglos auf besagten Kommoden, dem Bett und dem Fenstersims lagen.

»Okay«, sagte Asavi leise und dankte ihren Genen, dass sie keine Allergie hatte.

Ein schwarzer Kater ließ sich geschmeidig vom Bett fallen und kam neugierig auf sie zu, aber nicht nahe genug, dass Asavi ihn berühren konnte. Sie hatte alles erwartet, bis auf das. Nackte Frauen, die an sein Bett gefesselt waren, oder ein ganzes Waffenarsenal an den Wänden, Sportmagazine und Playboy-Hefte. Vielleicht auch leere Bierflaschen – auch wenn Asavi nicht sagen konnte, ob gebrautes Bier überhaupt noch in Flaschen erhältlich war – oder irgendwelche Trainingsgeräte. Aber Katzen?

Asavi ließ sich in die Hocke nieder und streckte ihre Hand vorsichtig aus. Der schwarze Kater beäugte ihre Finger und sein Schwanz kringelte sich über seinem Körper. Ein helles Maunzen erklang vom Fenster und Asavi hob den Kopf. Es war einen Spalt offen und eine weitere Katze drängte sich ins Zimmer, sprang behände vom Sims und marschierte auf Asavi zu, als hätte sie schon immer in diesem Ram gelebt.

»Na du«, grinste sie, als die getigerte Katze ihren Kopf an ihrem Handgelenk rieb. Jemand, der so viele Katzen in seinem Zimmer hatte, konnte nicht bösartig sein.

Die Tigerkatze fing an zu schnurren und Asavi kraulte sie vorsichtig zwischen den Ohren. Sie blieb, wo sie war, bis ihre Knie protestierten und Asavi sich in eine bequemere Position rückte. Dabei scheuchte sie zwei andere Katzen auf, die sie beleidigt anstarrten, ehe sie aus dem Fenster kletterten und lautlos in der Nacht verschwanden.

Als Csaba zurückkam, lag die Tigerkatze beinahe auf Asavis Schoß und ließ sich gewissenlos verwöhnen.

»Du hast Erbse kennen gelernt«, stellte er fest und entrollte die Schlafmatte, die er unter dem Arm trug, im Eck gegenüber des Bettes.

Asavi blickte zu ihm auf und fühlte, wie die Katze mit ihren weichen Pfoten nach ihren Händen tastete, damit sie weiter verwöhnt wurde. »Ich weiß nicht, was ich schockierender finde«, sagte sie, »dass dein Zimmer voller Straßenkatzen ist, oder dass du eine von ihnen Erbse genannt hast.«

Csaba zuckte mit den Schultern. »Sie kommen sowieso herein und gehen, wann sie wollen.«

»Schon«, lenkte Asavi ein. »Aber das war ja nicht immer so.«

Csaba sagte nichts darauf, sondern kam zu ihr, um ihr die Handschellen abzunehmen. »Sie sind ein gutes Frühwarnsystem.«

»Klar«, machte Asavi wenig überzeugt und hob Erbse in ihre Arme, um aufzustehen und zur Matte im Eck zu gehen. »Du bist das männliche Äquivalent einer alten, verrückten Katzenlady.«

[Sci-Fi/Fantasy] Starfall - Wenn der Himmel fälltWhere stories live. Discover now