- Kapitel 9: Eine Lektion im Gemüseschälen -

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Die Sonne kroch über den Himmel und einer von Joskas Männern machte eine Runde zwischen den Arbeitenden, um ihnen Wasser und Brot zu bringen. Das Gelächter der Soldaten erfüllte die schwüle Luft, die einen weiteren Gewittersturm ankündigte. Der Schatten des Küchenchefs fiel auf die beiden, aber Asavi wagte es nicht, aufzublicken.

Er reichte Csaba eine Wasserflasche und ein Sandwich, blieb jedoch zögernd stehen. »Hat sie die ganze Kiste alleine gemacht?«, wollte er wissen und beugte sich über Asavi.

»Hm«, brummte Csaba zustimmend und stand auf, um sich zu strecken.

Der Küchenchef pfiff durch die Zähne. »Kennst dich aus mit Waffen, was?«, fragte er sie direkt und Asavi hielt inne, die Rillen des Kolbens zu putzen.

»Mit Kippläufen eher als mit Vorderschaftrepetierern«, murmelte sie und hob schließlich den Kopf. Sie kniff die Augen gegen das späte Sonnenlicht zusammen, fand den Küchenchef aber grinsend vor. Seine wettergegerbte Haut war faltig und dunkel, seine drahtigen Locken unter der blassblauen Kappe hingegen die Farbe von reifem Korn.

»Ay, ich steh auch nicht so aufs Pumpen«, nickte er und Asavi lächelte schief.

»Ist so unpersönlich.«

Der Küchenchef lachte heiser und nickte zustimmend. »Ay. Hier.« Er reichte ihr eine Flasche Wasser und Asavi nahm sie zögerlich entgegen.

»Joska-«

»Csaba hat den Befehl längst missachtet. Wenn wer hängt, dann er«, unterbrach er sie mit einem schadenfrohen Grinsen und zwinkerte Csaba zu.

Asavi wandte den Kopf zu ihm um, aber er hob nur die Schultern. »Eh.«

»Hast du unerfüllte masochistische Wünsche, von denen ich wissen sollte?«, fragte sie und schraubte den Deckel auf.

Der Küchenchef lachte wieder und schüttelte amüsiert den Kopf. »Ich biete ihm jedes Mal an, ihn ein wenig mit dem Messer zu pieksen, aber das lehnt er ständig ab.«

Asavi lachte nervös und fragte sich plötzlich, wie ernst er das meinte.

»Witzig, Ed. Hau ab«, unterband Csaba das weitere Gespräch und winkte ihn weg.

»Danke für das Wasser«, beeilte sich Asavi, zu sagen, und Ed tippte sich an seine zerschlissene Kappe.

»Meint er das ernst?«, fragte sie mit gedämpfter Stimme, als Ed außer Hörweite war.

»Mach dir den bloß nicht zum Freund«, warnte Csaba und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Das mit dem Messer meint er todernst.«

Asavis Hand stockte auf halbem Weg zu ihren Lippen. »Hat er es denn schon mal versucht?«

»Er fragt vorher. Andernfalls hätte Joska ihn längst aus der Stadt geworfen.«

»Du machst Witze«, stellte Asavi vorsichtig fest. »Du sagst zwar, du bist direkt, aber du verascht mich.«

»Nein. Er macht das wirklich. Deswegen meinte ich ja, mach ihn dir nicht zum Freund. Freunde lassen einander nämlich ab und zu mal zustechen. Wenigstens in die Zehen.«

Asavi hob beide Augenbrauen. »Und das wird nicht ... das wird einfach toleriert?«

Csaba zerriss sein Abendessen in zwei Hälften und hielt ihr eine davon hin. »Er macht überzeugend gute Sandwiches.«

»Das ist jetzt wirklich ein Witz.« Sie griff danach und beäugte es misstrauisch. »Er tut da aber keine Zehen rein, oder?«

»Das wäre unhygienisch, also nein«, dementierte Csaba ihre Frage und sie grinste nervös.

[Sci-Fi/Fantasy] Starfall - Wenn der Himmel fälltWhere stories live. Discover now