{ Prolog }

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Eine kurze Anmerkung:

Der Prolog muss nicht unbedingt gelesen werden. Er bietet Hintergrundinformationen über den Ursprung der Neyen und Layphen, allerdings wird Serena als Protagonistin den Leser so oder so nach und nach an alles heranführen und ganz viel nebenbei erklären :)

Also, für die, die sich das Ganze lieber ein wenig "näher am Geschehen" erklären lassen wollen --> ihr könnt auch gern zum ersten Kapitel vorspringen! :)

Liebe Grüße, eure Lara

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Es gab eine Zeit, in der der Glaube an Götter weithin verbreitet war. Ebenjene Zeit war auch die Blütezeit der Nymphen, welche in drei Gattungen gegliedert wurden. Die Nereiden siedelten sich an den Meeren an, die Dryaden fand man bevorzugt in Wäldern und Hainen und die Oreaden suchten Grotten in steinigen Bergmassiven auf. Ob diese sich nun im Wald, an Seen und Flüssen oder in steinigen Gebirgspfaden zeigten – überall wurden Menschen von den magischen Wesen, die über eine starke Kontrolle ihres zugehörigen Elementes verfügten, verzaubert.

Nicht selten geschah es, dass sich junge Männer in die zumeist bildschönen Nymphen verliebten. Die magischen Wesen genossen die Aufmerksamkeiten und verweigerten sich den Männern nicht – es gab nämlich in ihrem eigenen Volk keine männlichen Artgenossen. Im Gegenteil, nicht wenige von ihnen genossen die Liebesbekundungen und schenkten den menschlichen Männern meistens nicht ihr Herz, dafür aber die Befriedigung ihrer Gelüste. Nymphen waren nämlich keine Wesen, die sich längere Zeit an jemanden banden – schließlich überlebten sie die gewöhnlichen Menschen um viele, viele Jahre, da sie nur langsam alterten – aber sie waren sicherlich auch kein Volk, das sich Spaß entsagte. Schließlich hatten sie nicht allzu viel Gelegenheit zu solchen Dingen – sie waren nämlich an den Ort ihrer Geburt gebunden und konnten sich nicht von ihm entfernen. Da dies abgelegene, naturumschlossene Stückchen waren, zogen sie meist einen jeden umherstreifenden Wanderer in den Bann ihrer Schönheit. Und so kam es, dass nicht wenige Nachkommen von Nymphen geboren wurden.

Ausnahmslos alle dieser Nachkommen verfügten nun über menschliche als auch über nymphische Eigenschaften – denn sie alle waren aus einem Verhältnis zwischen einem Menschenmann und einer Nymphe entstanden. Die Konsequenz dessen war, dass die magische Kraft der Halbnymphen, Neyen genannt, geringer war als die ihrer Mütter, aber dass sie nun auch die Orte verlassen und sich dem Drang ihres Elementes für eine kurze Zeit entziehen konnten. Außerdem wurden nun in den Nymphen der zweiten Generation auch männliche Wesen geboren – wenn auch bedeutend weniger als weibliche.

Es kam die Zeit, in der sich die Menschen in den Städten heimischer fühlten. Die Neyen – obwohl sie mittlerweile ihre Standorte begrenzt verlassen konnten – fühlten sich an diesen schmutzigen Orten so unwohl, dass sie begannen, die Menschen zu meiden und sich bezüglich der Kontaktfreudigkeit auf die eigene Rasse zu beschränken. Mit der fortschreitenden Vergrößerung der Städte schwand auch die Zahl der Wanderer, die sich an die entlegenen Orte verirrten. Stattdessen wurde die Natur immer stärker erforscht, und die Nymphen und Neyen, die ihre Magie aus der Intaktheit ihrer Umwelt bezogen, verloren mit jeder weiteren Generation an Kraft. So nahm die Natur ihren Lauf, die Halbnymphen zogen sich zurück und bemühten sich, mit den wenigen, männlichen Neyen den Fortbestand ihrer Rasse zu sichern.

Im Laufe der Jahre wurde das Wissen über die Götter und auch über die Nymphen, vergessen. Wenige Einsame berichteten hin und wieder, magische Wesen entdeckt zu haben, doch Gehör schenkte ihnen kaum jemand. Rationalität trat in den Vordergrund, Glaube und Magie verschwand aus den Köpfen der Menschen.

Mittlerweile wurde beinahe jeder Teil der ehemals unberührten Natur betreten und zerstört. Die Zahl der Neyen schwindet immer weiter und um ihre Kraft und ihre Art zu sichern, wurden Akademien an den entlegensten, noch nicht erforschten Plätzen der Welt errichtet und durch einen magischen Schutzwall gesichert, sodass verhindert wird, dass die Menschen auch die letzten verbliebenen Lebensräume vernichten können.

Wut und das stetige Abzapfen von dringend benötigter Naturkraft hat das ausschließlich friedfertige Wesen der Neyen verdrängt und die wichtigste Regel der Akademie ist, sich keinem Menschen zu zeigen und alles dafür zu tun, dass der Fortbestand der Neyen gesichert ist. Während also die jungen Neyen in der Akademie ausgebildet und in ihrer Magie unterrichtet werden, kämpfen ihre Eltern dafür, die letzten verbliebenen Reserven und Plätze der Erde zu retten - oftmals kostet dies jedoch deren Leben.

Die Nymphen sind jedoch nicht die einzigen magischen Wesen, die es geschafft haben, zu überdauern. Lamien, ihr Gegenstück, ein Volk bluthungriger, männlicher Wesen, verfügten seit Anbeginn der Zeit über die hohe Kunst der Verführung. So sorgten auch sie dafür, dass sich ihnen Menschenfrauen hingaben und ihr Fortbestand gesichert wurde – allerdings benötigten sie etwas mehr als den willigen Körper einer unberührten Frau – denn um zu überleben, labten sich die Lamien auch an ihrem Lebenselixier.

Wie die Nymphen hielten auch die Lamien nichts von Monogamie und versprachen meist mehreren Frauen die ewige Liebe, die sie natürlich trotz aller Versprechungen nie einhielten. Auch übernahmen die Kinder der Lamien, Layphen genannt, Attribute beider Elternteile. Blut benötigten sie zwar immer noch, jedoch musste es kein Blut von menschlichen Jungfrauen mehr sein, sondern einfaches Tierblut tat es nun auch - wenn es auch längst nicht so wohlschmeckend war. Außerdem waren alle Nachkommen der Layphen nach wie vor von männlichen Geschlechtes – um sich also fortzupflanzen, benötigten sie die Menschenfrauen.

Die Weiterentwicklung der Menschen forderte jedoch auch von den Layphen ihren Tribut. So lebten zwar auch diese sehr lange, konnten jedoch durch einen einzigen, geübten Schuss einer Feuerwaffe getötet werden. Außerdem gab es nicht viele Frauen, die das Wesen der Layphen akzeptierten und mit ihnen gemeinsam für den Fortbestand ihrer Art sorgen wollten. Als schließlich aufgrund eines Verrates die ganze Existenz der Layphen in Gefahr geriet, zogen die bluthungrigen Wesen sich aus der menschlichen Welt zurück und errichteten ähnlich wie die Neyen Akademien für ihren Nachwuchs.

Dort verbringen die Layphen ihr Leben bis sie die Volljährigkeit mit 20 Jahren erreicht haben – dann nämlich wird ihnen eine junge Menschenfrau geschickt, die zuvor von den magischen Artgenossen entführt wurde, um ihnen von diesem Zeitpunkt an für 3 Jahre als menschlicher Blutspender zu dienen – und, um die männlichen Samen auszutragen um eine weitere Generation von Layphen zu sichern.

Man könnte nun meinen, dass Neyen und Layphen erbitterte Feinde wären. Das waren sie auch einmal, und das für eine lange Zeit. Einst versuchten Layphen sogar, das Blut der Neyen zu trinken, jedoch konnten diese sich meistens mit Hilfe ihrer Naturmagie retten. Im Laufe der Zeit sahen jedoch beide ein, dass der gemeinsame Feind – der Mensch – zu zahlreich ist und zu gefährlich. So gingen die beiden Völker schließlich einen Waffenstillstand ein. Die Neyen sicherten die Akademien der Layphen mit einem magischen Schutzwall und beide kooperieren nun in einem gemeinsamen Rat. Beide Völker tolerieren sich nur begrenzt – die Layphen hegen eine Abneigung gegen die magischen Kräfte der Neyen und die konfliktscheuende Einstellung und die Neyen wiederum würden den Layphen nur zu gern verbieten, Menschenfrauen ihrem Willen zu unterwerfen. Da beides jedoch nicht verhindert werden kann und der Mensch mit seinen artifiziellen Waffen zu mächtig für beide Rassen allein ist, existiert eine Zusammenarbeit der beiden unterschiedlichen Völker.

Nymphenkuss Where stories live. Discover now