{ 44. Kapitel }

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Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren.

Alles, was ich um mich herum noch wahrnahm, war dieses dunkelblaue Wasser, und kleine Algenpartikel, die vor meinen geöffneten Augen durch das Blau schwirrten.

Am Anfang schwammen kleine und größere Fische scheu davon, wann immer ich sie erblickte und mich ihnen mit kleinen Tauchbewegungen näherte, doch mit der Zeit verlangsamte ich meine Beinschläge und sie kamen von Zeit zu Zeit neugierig näher, mich aus ihren schimmernden Augen starr betrachtend.

Immer weiter entfernte ich mich von der Küste, bis der Grund weit unter mir entfernt lag. Meine Nereidensicht ermöglichte es mir jedoch, meine Umgebung klar zu erkennen, als würde eine leuchtende Sonne scheinen und als würden ihre Strahlen viel weiter in das Wasser hinein reichen, als sie es für gewöhnlich taten.

Am liebsten wäre ich ewig unter Wasser geblieben, ganz davon eingenommen, die eigentümliche Welt einfach nur um mich herum zu erspüren, doch viel länger als ein paar Minuten konnte ich nicht ohne Sauerstoff auskommen und so musste ich immer wieder an die Meeresoberfläche tauchen.

Schäumende Wellenkränze tanzten vor meinen Augen, wann immer ich die Wasseroberfläche durchbrach, aber sie nahmen mir nicht die Sicht auf die Akademie der Layphen, die sich links von mir in einiger Entfernung scharf hinter den Klippen und der Mauer abzeichnete, die einst mein Fluchtweg hatte werden sollen. Doch ihr Anblick brachte mir nicht das bedrückende Gefühl der Schuld wieder, das mir das Meer genommen hatte, denn sie schien zu weit entfernt und die tröstenden Berührungen des kühlen Elementes um mich herum liebkosten zärtlich meine Seele, während sie mich gleichzeitig von allem Negativen abschirmten.

Irgendwann spürte ich jedoch einen nagenden Frost in meinen Knochen, und als ich auf meine nackte Haut hinuntersah, zierte diese eine Gänsehaut, die ich schon gar nicht mehr wahrnahm. Auch meine klappernden Zähne tanzten irgendwann ihren eigenen Rhythmus und als meine Glieder anfingen, zu beben, sah ich schweren Herzens ein, dass sich meine Zeit im kalten Meer dem Ende zuneigen musste. Mein Körper war ohne den schützenden Schwimmanzug nicht für die dauerhafte Kälte des Wassers in diesen Regionen geschaffen und ich sehnte mich nach dem Augenblick, an dem mir mein Privateigentum geschickt werden würde – und hoffentlich auch mein Schwimmanzug.

Nach einem letzten, ausgiebigen Tauchgang näherte ich mich schließlich wieder der Küste, während in meinem Rücken die Sonne bereits ihren höchsten Punkt überschritten hatte. Zitternd schlang ich meine Arme um meinen Oberkörper, als mich der frostige Wind begrüßte und über immer mehr Teile meines Körpers fuhr, als ich das schützende Wasser Stück für Stück weiter verließ. Diese eisige Kälte war mir unbekannt, wir Neyen froren nur sehr, sehr selten und mein Zuhause lag definitiv in einer wärmeren Klimazone, die selbst im Winter nicht die Temperaturen aufwies, die ich hier augenblicklich zu spüren bekam.

Mit einem kleinen Blick versicherte ich mich davon, dass kein Layph in Sichtweite war und verließ die Wellen zur Gänze. Ich löste meine verkrampfte Haltung und strich hauchzart an meinem nackten Körper entlang, glitt von meinem Hals über meine Brust hinab über meine Taille und Hüfte, bis unzählige Wassertropfen an meiner Haut hinab perlten. Als ich den trockenen Sandboden unter meinen Zehen spürte, war das Einzige, was noch nicht gänzlich getrocknet war, meine Fußsohlen.

Rasch schlüpfte ich in meine zurück gelassene Unterwäsche und Kleidung und lehnte mich im Windschutz eines Felsens gegen dessen kühle, vertikale Oberfläche. Mein Körper kribbelte leicht vom dem massiven Entzug der Feuchtigkeit, den ich soeben durch meine Magie gewirkt hatte und als ich den Blick Richtung Sonne schweifen ließ, spürte ich ein leichtes Ziehen in meinen unteren Bauchregionen und in meinen Brüsten. Ich lehnte auch den Kopf gegen das kühle Gestein an meinem Rücken und horchte auf meine innere Nymphenstimme, die mir unmissverständlich zu verstehen gab, dass bereits über die Hälfte der Tage vorübergestrichen waren, die uns noch vom nächsten Vollmond trennten. Von nun an würden sich diese Symptome immer stärker bemerkbar machen, das wusste ich aus langjähriger Erfahrung, und jede weitere Berührung würde sie weiter anfachen. Insbesondere abends, bei Erscheinen des Mondes, würde sich das Verlangen steigern.

Nymphenkuss Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon