{ 18. Kapitel }

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Ich wählte den Ausgang, der direkt in den strömenden Regen führte, nicht den, durch den Lilya und ich hineingegangen waren. Wir liefen ein paar Schritte über den nassen Grund unter unseren bloßen Füßen, bis Aryan mich unter ein Vordach zog. Weit und breit war niemand zu sehen, offenbar flüchteten die meisten vor der strömenden Himmelsnässe.

„Woah, Serena. Nicht jeder von uns ist eine regenvergötternde Nereide, okay?", lachte er, während ein paar Tropfen aus seinem Haar perlten. Auch ich spürte, wie mir das Wasser über mein Gesicht rann.

„Da kann ich dir behilflich sein." Ich ließ meine Hand von seinem Kopf über seinen ganzen Körper nach unten gleiten und berührte ihn derweil nur hauchzart. Dort, wo meine Berührungen entlang gestrichen waren, folgte mir das Wasser meinen Fingern. Schließlich tropfte es an seinen Knöcheln und Füßen vorbei auf den Boden.

Aryan musterte mich staunend und strich sich verwundert durch sein wieder trockenes Haar. Dann musterte er mich vielsagend und schmunzelnd. „Ich wusste doch, dass es seine Vorteile hat, eine Nereide als Gefährtin zu haben."

„Sag das lieber nicht zu früh", warnte ich ihn und tat so, als würde ich ihn umarmen wollen. Aryan wich einen Schritt zurück und hob abwehrend seine Hände, woraufhin ich einen Schmollmund zog.

„Was? Du willst deine Freundin wegen dem bisschen Regen nicht umarmen?" Aryan schüttelte hastig den Kopf.

„Nicht, wenn ich heute noch den ganzen Tag Lernstunden überstehen muss", antwortete er mir mit einem entschuldigenden Lächeln, bei dem ich regelrecht dahin schmolz.

„Na gut", gab ich deshalb zurück - man, er wickelte mich wirklich zu schnell um seinen Finger - und wiederholte dieselbe Prozedur noch einmal bei meinem Körper. Ich spürte, wie Aryan meinen Fingerspitzen mit seinem grau ummantelten Blick folgte. Dort, wo ich mich berührte, schien meine Haut aufzuglühen. Jedoch lag dies nicht an der Magie, die ich anwandte, sondern an seinen gierigen Augen. Schließlich wandte er sich ab und atmete tief durch, während er wieder einmal durch seine wuscheligen Haare fuhr.

Als ich fertig war - mein Haar war nun natürlich durch den Feuchteentzug glatt und nicht mehr leicht gewellt - schlang ich meine Arme von hinten um seinen Hals und lehnte mich an ihn, während ich mein Kinn auf seine Schulter legte. „Was ist denn los?" fragte ich ihn frech und mit einem anzüglichen Unterton.

„Das weißt du ganz genau", kam es heiser zurück und er drehte sich in meiner Umarmung so um, dass er in meine Augen blicken konnte und sich meine Brust an die seine presste. „Ich kann einfach nicht glauben, dass du endlich mir gehörst." Langsam strich sein Zeigefinger an meinem Hals entlang und hinterließ ein Kribbeln auf meiner Haut.

Ich senkte meinen Blick auf seine verführerischen Lippen. Ich konnte nach wie vor nicht begreifen, wie er seine Gefühle so lange vor mir hatte geheim halten können. Bei jeder Umarmung, jeder Berührung war es für ihn aufregend gewesen, und für mich nur... alltäglich. Und ich hatte nichts geahnt. Mich überkam ein federleichtes, schlechtes Gewissen, das ich jedoch vertrieb, indem ich den Abstand zwischen unseren Lippen überbrückte.

Aryan erwiderte meinen Kuss und schlang seine Arme um mich. Ich vergrub meine Hände in seinem dichten Haar, eine Berührung, nach der ich mich bereits gestern heimlich gesehnt hatte.

Plötzlich schob sich in meine intensive Erfahrung ein leises Kichern. Ich löste mich widerwillig von Aryan und blickte mich prüfend um. „Hast du das gehört?" fragte ich ihn, doch mich traf nur ein verwirrter Blick.

„Was genau soll ich gehört haben? Wenn du das Prasseln des Regens meinst, dann ja."

„Blödmann", erwiderte ich und verdrehte die Augen. Ich setzte gerade zu einer Antwort an, als mich wieder ein Geräusch unterbrach, dieses Mal allerdings ein heiseres Stöhnen. Ich schaute Aryan vielsagend in die Augen.

Nymphenkuss Where stories live. Discover now