{ 15. Kapitel }

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Schließlich begaben wir uns auf den Rückweg zur Akademie und verließen unsere kleine, blaue Blase. Nun musste ich den Weg jedoch nicht mehr in totaler Dunkelheit zurücklegen, sondern Aryan erfüllte mit seiner Edelsteinmagie den Gang mit fahlem Licht, sodass ich nicht mehr ständig drohte, zu stolpern.

Unsere Hände und Arme berührten sich immer wieder, als wir den engen Gang nebeneinander durchschritten und irgendwann verschränkten sich unsere Finger, so, als hätten sie noch nie etwas anderes getan. Es war leicht und unkompliziert – meine besorgten Gedanken von heute Morgen und gestern Abend waren offenbar vollkommen unbegründet gewesen.

Als wir ein paar Meter in einträchtigem Schweigen nebeneinander her gelaufen waren, sprach ich schließlich einen Gedanken aus, der mich seit unserer Verfolgungsjagd durch den Wald nicht mehr losgelassen hatte.

„Sag mal, Aryan...warum bist du eigentlich vorhin vor mir geflüchtet? Du hast eben gesagt, dass dich die Sache ebenso sehr beschäftigt hat wie mich und dass du auch nicht wusstest, wie du dich verhalten solltest." Zögernd blickte ich ihn von der Seite her an und suchte seinen Blick.

Der Oreade mit den silbrigen Augen pausierte einen Moment und schien nachzudenken. „Ich schätze, ich war einfach enttäuscht. Ich dachte ehrlich gesagt, die ganze Gefährten-Sache würde dir nichts bedeuten."

„Wegen Milo?" erkundigte ich mich zaghaft und Aryan wandte den Kopf ab – allerdings hatte ich sein verlegenes Grinsen noch erhaschen können.

„Schätze schon", murmelte er undeutlich.

Mir kam ein Gedanke. „Moment mal, warst du etwa eifersüchtig?" Provozierend piekte ich ihn in die Seite und ein diebisches Schmunzeln huschte über meine Züge.

„Ich? Nein, gar nicht", erwiderte Aryan, schaute mich aber immer noch nicht an.

Mit einem Hechtsprung sprang ich vor ihn und zwang ihn so dazu, stehen zu bleiben und mir in die Augen zu blicken. Eine leichte Röte hatte sein Gesicht überzogen.

„Natürlich! Du bist wirklich eifersüchtig!", rief ich lachend und sah zu, wie er sich verlegen am Hinterkopf kratzte.

Er murmelte irgendetwas so leise, dass ich ihn kaum verstehen konnte.

Nanu, was war denn mit meinem sonst so selbstsicheren Freund los, der mich heute durch diese finstere Höhle ohne einen winzigen Funken Reue gejagt hatte?

„Komm schon, Aryan. Du kannst es ruhig zugeben", forderte ich ihn auf.

Endlich wandte er mir sein Gesicht wieder zu. „Ja gut! Ich war eifersüchtig", gab er widerwillig zu und zog einen Schmollmund.

„Oh, wie süß!", quietschte ich – allerdings verstummte mein Gequietsche sofort, als ich mich auf einmal rückwärts gegen die kalte Wand gedrückt wiederfand. Ich riss meine Augen auf und fixierte Aryan, der seine beiden Hände gegen meine Schultern gedrückt hatte, sodass ich mich nicht mehr bewegen konnte.

„Serena. Übertreib es nicht", sagte er ernst mit gesenkter Stimme und schaute mich drohend an. „Du weißt, dass du im Moment die Einzige bist, die hier verlieren kann, nicht wahr?"

Ich hatte mich wieder gefangen und blickte ihn spöttisch an. „Das denke ich nicht."

Plötzlich erlosch das bläuliche Schimmern und tunkte uns in völlige Dunkelheit.

Sofort ging mein Atem hektischer und ich kniff die Augen zusammen, bemüht, die Finsternis zu durchdringen. Einen winzigen Moment lang spürte ich seinen heißen Atem gegen meine Lippen prallen und schloss in Erwartung eines Kusses instinktiv die Augen, als ich plötzlich losgelassen wurde und die kühle Luft der Höhle meinen Körper umspielte.

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