-Keine Sorge-

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Ich beugte mich vorsichtig nach unten und hob einen tomatengroßen Stein auf. Langsam richtete ich mich auf und drehte mich blitzschnell um.

„Whoa!", rief der Kerl und hob schützend die Hände vor sich, weil ich kurz davor war den Stein zu werfen.

„Mason!", sagte ich ausatmend und ließ den Stein aus meiner Hand fallen. „Erschreck mich doch nicht so!"

„Tut mit leid. Aber wie du siehst, bin ich weder ein Killer noch ein Vergewaltiger."

„Was nicht ist, kann ja noch werden...", murmelte ich vor mich hin. „Was machst du hier?"

„Das könnte ich dich auch fragen.", erwiderte er leicht lächelnd.
Ah, er wollte wohl auch alleine sein.

„Es ist echt friedlich und so still.", sagte ich und richtete den Blick gen Himmel. Ich begann wieder langsam zu laufen und Mason schloss zu mir auf.

„Kommst du öfter her?" Ich spürte seinen prüfenden Blick von der Seite, sah ihn aber nicht an.

„Manchmal, wenn ich keine Lust mehr habe und allein sein will. Du?" Jetzt sah ich ihm in die dunkelblauen Augen und bereute es sofort. Er war vielleicht der Schüchterne der drei, aber dennoch wirklich gutaussehend.

„Früher öfter, jetzt nicht mehr so."

„Warum?", fragte ich und hätte mich am liebsten geschlagen. Warum war ich denn so übermäßig interessiert? Das kam ja so, als wollte ich was von ihm.

„Ach weiß du, mit Jace und Caine ist immer was los. Man hat kaum Zeit für sich."

Ich erinnerte mich, dass er noch nicht lange einer von ihnen war. Er war erst dazugekommen, sozusagen entdeckt und war vom unsichtbaren Außenseiter zum begehrtesten Kerl geworden. Vor allem aber, weil er anders geworden war. Ich hatte ihn kaum gekannt, aber er war ein Brillenträger und wohl sehr lieber Mensch gewesen. Jetzt war er nur noch unnahbar.

„Bereust du, dass du jetzt mit ihnen bist?", wollte ich vorsichtig wissen.

„Nein.", antwortete er nach einer kurzen Pause. „Es sieht zwar nicht so aus, wenn man uns so sieht, aber wir stehen bedingungslos hintereinander." Er lächelte leicht.

„Hast Recht, sieht echt nicht so aus.", erwiderte ich und er lachte. Dann flüsterte er irgendetwas Unverständliches, was er mir beim Nachfragen auch nicht verriet.

Eine Weile liefen wir einfach still nebeneinander her und hin und wieder stieß sein Arm gegen meinen. Mach doch nichts!
Mein Teufelchen stellte mir bereits mögliche Wege vor, wie ich es schaffte, dass wir es hier im Wald taten. Jesus!

Nach einer Weile blieb er plötzlich stehen und sah sich um. „Ich muss dir was zeigen.", meinte er schließlich und ich zuckte die Schultern und folgte ihm.

Ein paar Mal rechts, dann zweimal links und vor uns erstreckte sich das Dickicht. Die Büsche schlangen ihre Zweige ineinander.

Ich zögerte. „Ist das ein Vergewaltigungsversuch?", fragte ich halb Ernst.

Mason lachte und kam plötzlich ziemlich nah auf mich zu. „Nein, keine Sorge. Vertrau mir einfach Mal." Seine Hand hing in der Luft und wartete, dass ich sie ergriff. Nach kurzem Durchatmen nahm ich sie und folgte ihm durch die Äste.

Beim Hindurchgehen wurde ich einige Male von Dornen erwischt und sog vor Schmerz scharf die Luft ein. Mason ließ meine Hand nicht los.

Ich schloss die Augen und ließ mich führen. Schließlich öffnete ich sie, als ich glaubte, wir seien endlich da und blickte mich überrascht um.

Der Boden war leicht hügelig und mit giftgrünen Moos überzogen. An ein paar Stellen wuchsen rote, blaue, weiße oder gelbe Blumen. Ein schmaler Fluss erstreckte sich mir gegenüber und neben mir befand sich ein großer mit Moos überzogener Stein, an dem Mason lehnend saß.

Dark RaceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt