-Nachhilfe-

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Mein Bruder hatte mir versprochen, dass er seinen Alkoholbedarf täglich senkte. Wir wollten mit langsamen Schritten ans Ziel kommen.

Im Deutschunterricht dachte ich jedenfalls darüber nach, ihn zu besuchen und zu checken, wie es ihm momentan so erging.

„Vielleicht solltest du dir sowas wie eine Nachhilfe anschaffen!", schnauzte Mr Gibbener und klatschte die Deutscharbeit vor mir auf den Tisch.

E+? Das war aber wirklich schlecht in Deutsch.

Was mache ich jetzt nur? Meinen Eltern würde das ganz sicher nicht gefallen. Wer war denn gut in Deutsch, um mir zu helfen?

Amber und Alec hatten es ganz sicher abgewählt. Sonst hatte ich eigentlich ja auch keine Freunde.

"Na, was hast du?", fragte mich jemand und ich drehte mich um.

Meine Chance saß direkt vor mir. Grinsend antwortete ich: "Nichts Gutes. Ich brauche ganz sicher Hilfe. Was hast du?"

"A-.", sagte er leicht lächelnd.

"Wow." Ich grinste noch mehr. "Willst du mir was von deinem Wissen abgeben. Ich will kein E in Deutsch und dazu neige ich, glaube ich." Verlegen legte ich den Kopf schräg.

"Klar. Ich bin gerne dein Nachhilfelehrer." Mason zwinkerte mir zu. "Diesen Samstag, komm einfach zu mir."

*
Ich wollte gerade an die Tür klopfen, aber Shawn öffnete bereits. Seine Augen waren Blutunterlaufen und ich sah sofort wie er schwankte.

"Shawn! Bist du betrunken?", fragte ich entsetzt und gleichzeitig irgendwie enttäuscht.

„Ich hab meine Dosis reduziert! Wie du gesagt hast, ich schwöre!", lallte er und verzog plötzlich sein Gesicht. „Naja, aber meine normale Menge war eine Vodkaflasche."

Mir steckte der Schock im Hals fest. „Shawn! Das bringt doch nichts."

„Du verstehst das nicht.", sagte er mit plötzlich fester Stimme. „Es ist als würde man mich dauernd in Versuchung führen und jedes Mal, wenn ich mich wehre, beginne ich bin zu fühlen als würde ich sterben."

„Aber genau daran arbeiten wir doch."

„Ja, deine Vorstellungen sind aber mehr als unrealistisch!", warf er ein. „Es war dumm, es überhaupt zu versuchen."

Mein Bruder ließ sich auf einen Sessel plumpsen und rieb sich die Stirn.

„Wir kriegen das schon hin.", versuchte ich ihn aufzuheitern.

„Ja, vielleicht. Aber selbst wenn, sie wird immer da sein, die Versuchung und dann ist es nur eine Frage der Zeit bis..." Er brach ab.

„Ich wusste nicht, dass du so schnell aufgibst. Du hast es mir versprochen Shawn, was ist daraus geworden?"

„Du verstehst das alles nicht. Hattest du jemals was wirklich Schreckliches im Leben Brooke? Du kannst nicht wissen, wie es ist, wenn einem jeder Ausweg recht ist. Ich hab mich da reingeritten und jetzt komm ich nicht mehr raus. Ganz ehrlich? Ich bin auch froh, wofür lohnt es sich denn zu leben?"

„Das ist jetzt nicht dein Ernst oder?" Meine Stimme wurde immer lauter. „Seid wann bist du so negativ? Du bist niemals allein, ich bin immer da!"

„Du wirst nicht immer da sein Brooke. Irgendwann hast du ein zufriedenes schönes Leben in der Stadt, einen Freund und irgendwann Kinder. Aber was wird dann aus mir?"

„Ja, vielleicht, aber jetzt noch nicht! Und wenn du's nicht versuchst, dann kann ich dir nicht helfen. Verreck doch in deinem Suff, selber Schuld!", schrie ich und stürmte aus der Tür.

Dark RaceWhere stories live. Discover now