Chapter 26

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Die Nacht war nur von kurzer Dauer, ehe der Wecker Dalton um fünf Uhr früh aufweckte. Das Piepsen ließ ihn nach oben schnellen und es schnell ausstellen. Dalton wollte nicht, dass Eliza geweckt wurde. Ganz vorsichtig wühlte er sich aus der Bettdecke und warf einen letzten Blick auf seine Frau. Sie schlief tief und fest und ihr braunes Haar lag über das gesamte Kissen verteilt.

Als Dalton aufstand, ging er hinüber zu einer alten Kommode, die schon in dem Haus gestanden hatte und machte geräuschlos die Schublade auf. Darin hatte er den Brief deponiert, den er nun auf die leere Seite des Bettes legte. Gegen Abend würde er wieder zu Hause bei seiner Familie sein, das hoffte er zu mindestens. Auch wenn Eliza bestimmt sauer auf ihn sein würde, Dalton musste dies tun. Er wollte sich gar nicht vorstellen, was Key Face sonst mit ihnen anstellen würde, wenn er nicht schleunigst mehr über den Dämonen herausfand und mit Elise sprach. Hoffentlich würde sie da sein, um ihn zu unterstützen. Eine Träne lief Daltons Wange hinunter, als er an seine alte Freundin dachte. Sie hatte ihm in einer schweren Zeit geholfen und nun brauchte er sie dringender denn je. Dalton stand noch an den Anfängen seiner Karriere als Seher und war noch so unerfahren, dass er einfach nicht wusste, wie er es mit solch einem mächtigen Dämonen aufnehmen sollte.

Beruhigend rauschte das Wasser des Wasserhahns in Daltons Ohren. Er schüttete sich etwas davon ins Gesicht, doch die dunklen Ringe unter seinen Augen wollten nicht verschwinden. Damit er während der Fahrt nicht einschlafen würde, trank Dalton an diesem Morgen zwei extra starke Kaffees. Auf dem Weg nach unten in das Wohnzimmer kam er an dem Zimmer der Zwillinge vorbei. Vorsichtig öffnete er die Zimmertür und spähte in den spärlich beleuchteten Raum. Sie hatten ihn noch immer nicht neu eingerichtet, also befanden sich an den Wänden noch die alten, und wie Dalton fand, hässlichen Tapeten. In einer Ecke des Raums stand ein kleiner Puppenwagen, den Eliza erst wegschmeißen, aber nach einer Heulattacke von Lucy, doch behalten hatte. „Hab euch lieb", sagte Dalton leise, dann schloss er wieder vorsichtig die Tür und schlich auf Zehenspitzen nach unten in den ersten Stock. Dort streifte er sich einen Mantel über, nahm vorsichtshalber einen Regenschirm und etwas Geld mit und verließ schwermütig das Haus.

Draußen war noch alles Dunkel, nur ein paar Straßenlaternen erleuchteten den steinigen Weg, der Dalton zu seinem Wagen führte. Mal wieder konnte der Mann seinen Blick nicht von dem alten Gefängnis losreißen, das etwas über ihrem Grundstück auf einem Hügel stand und bedrohlich auf sie herabblickte. Die wenigen Vorhänge, die an den zerstörten Fenstern befestigt waren, bewegten sich wie kleine Gespenster in dem eisigen Wind, der durch die öde Landschaft fegte. Knorrige Bäume gaben sich vollständig diesem Windspiel hin und peitschten mit ihren langen Ästen durch die Luft. Dalton wandte seinen Blick wieder ab und zwang sich zu gehen. An seinem Wagen angekommen, verstaute er alles, was er dabeihatte, im Kofferraum und schwang sich hinter das Lenkrad, um wenig später den unbefestigten Weg hinunter in die Stadt zu fahren. Dabei bemerkte er nicht, wie Lucy an einer der Fensterscheiben stand und ihm hinterherblickte. Sie wirkte traurig und irgendwie nicht sie selbst. Schließlich verschwand das Mädchen wieder in der Dunkelheit und alles war so, als wäre nichts gewesen.

INSIDIOUS - Chapter 5Där berättelser lever. Upptäck nu