Chapter 39

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Voller Furcht und zugleich auch fasziniert beobachtete Dalton das Schauspiel, das ihm Key Face bot. Eliza hing wie eine Marionette von der erdigen Decke und starrte ihn mit weit aufgerissenen, schwarzen Augen an. Ihr kleiner Mund war zu einem stumpfen Schrei geöffnet und es schien ihrem Mann so, als versuche sie ihm etwas zu sagen. Derweil trat Key Face immer mehr in den Schatten zurück, bis er schließlich mit der Lehmwand komplett verschmolz. Dalton bekam von dies allem gar nichts mit, sondern blickte noch immer durch das Schlüsselloch, die Hand auf die eiserne Tür ohne Griff gepresst.

Das Flackern der Fackeln wurde mit der Zeit unruhiger und auch Elizas abgehackte Bewegungen hektischer. Sie baumelte noch immer in der Luft und ihr Knochen knackten leise, als sie versuchte, ihre Hand nach Dalton auszustrecken. Eine neue Welle der Bedrohung überkam Dalton. Solch ein überwältigendes Gefühl hatte er noch nie erlebt, auch nicht bei Key Face. Langsam breitete es sich im ganzen Raum aus und es fühlte sich so an, als würde jemand den Mann an die Tür drücken. Er konnte seinen Blick einfach nicht mehr abwenden, er musste zusehen. "Was geschieht hier?", hauchte Dalton panisch und musste schlucken. Dann sah er es. Aus dem Gang, in dem sich Eliza befand, waren schwere Schritte zu vernehmen. Staub rieselte von der Decke und seine Frau begann am ganzen Körper zu zittern. Man konnte ihn zwar noch nicht sehen, doch eines war sicher:  jemand kam direkt auf Eliza zu! Dalton konnte beobachten, wie einige kleine Schatten hektisch in feine Risse und Löcher in den Wänden huschten. Schnell musste er feststellen, dass es sich hierbei um unterschiedliche Insekten handelte, sie alle schienen vor etwas zu flüchten.

Die Wände bebten, Dalton zuckte zusammen. Doch noch immer drückte ihn jemand an die Tür und zwang ihn, sich alles anzusehen. Er konnte in weiter Ferne das Rasseln von Ketten hören, die sich mit dem Stampfen vermischten. Angstschweiß lief ihm die Stirn hinunter, doch er beachtete ihn nicht. Er musste wieder zu klaren Gedanken kommen und Eliza warnen, aber wie? Aber bevor Dalton irgendetwas unternehmen konnte, kam jemand auf seine geliebte Frau zu. Ein knochiger Mann, das Gesicht mit einer Kutte verdeckt, schälte sich aus der Dunkelheit. Hinter ihm konnte man ein leises Kichern vernehmen, dann legte sich plötzlich eine Knochenhand, an der noch ein paar Hautfetzen hingen, auf seine Schultern.  Dalton keuchte erschrocken auf und ermahnte sich sofort wieder, leise zu sein, doch die Zwei Fremden waren viel mehr auf seine Frau fokussiert und bemerkten ihn gar nicht. Der Mann holte nun etwas unter seinem zerfetzten Mantel hervor, es war ein altes Buch, die Seiten längst vergilbt und die Schrift mit der Zeit verblasst. Aus den Schatten lösten sich nun immer mehr Gestalten, die Dalton aus leeren Augenhöhlen entgegenblickten. Sie alle hatten ihr Gesicht durch eine Kutte verdeckt, doch Dalton war froh darüber, bei dem Anblick ihrer verfaulten, knochigen Körpern, wollte er sich schon gar nicht ihre Gesichter vorstellen. Auf einmal  packte der Fremde Eliza unsanft an ihren Haaren und riss sie daran zu Boden.  Eine Frau trat nach Vorne und blickte von oben auf die sich vor Schmerz krümmende Eliza herab. Dann bückte sie sich und nahm beide Hände ihres Opfers und legte sie in Ketten. Dalton lief es eiskalt den Rücken hinunter, als er das sah. Was geschah hier bloß? Der Mann zischte leise etwas zu seinen Anhängern und wandte Dalton den Rücken zu. Dann setzte sich der Trupp der Untoten in Bewegung. Die mittlerweile regungslose Eliza wurde mit einem rasselnden Geräusch über den Boden geschliffen.

Plötzlich konnte sich Dalton wieder aus seiner Starre lösen. "Nein, lass sie los!", keuchte er erschrocken, doch der Fremde beachtete ihn gar nicht und schritt langsam den dunklen Gang entlang, bis er schließlich mit Eliza in der Finsternis verschwand. Nur ihr schriller Schrei hallte Dalton in den Ohren nach.

INSIDIOUS - Chapter 5Where stories live. Discover now