Chapter 51

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Die Melodie kam ihm irgendwie bekannt vor, doch er war zu sehr aufgewühlt, um sich jetzt darauf konzentrieren zu können. Vorsichtig blickte sich Dalton um. Er hatte Angst, dass dieser Gang, der augenscheinlich unterirdisch verlief, jeden Moment einstürzen konnte. Das flackernde Licht der Flammen, ausgehend von den in einigem Abstand zu einander platzierten Fackeln, enthüllte riesige Spinnennetze und Einbuchtungen in den Wänden, die bei näherem Betrachten allerdings leer schienen. Ohne lange darüber nachzudenken, löste Dalton einer der Fackeln aus ihrer Verankerung an der Wand und hielt sie schützend vor sich. Augenblicklich fühlte er sich ein Stückchen sicherer. Doch dieses Gefühl wurde von einem plötzlichen Geräusch in der Ferne augenblicklich im Keim erstickt. Dalton konnte einen spitzen Frauenschrei hören, gefolgt von einem Klirren. War das Eliza? Er wollte schon nach ihr rufen - hielt dann aber inne. Es war Ratsamer, nicht die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, denn er hatte damals im Seancenraum diese skelettartigen Wesen bei seiner Frau gesehen. Was hatten sie mit ihr vor? Eins stand fest: Eliza schwebte in großer Gefahr und er durfte keine Zeit verlieren, um sie zu retten! 

Also rannte Dalton los. Ihm schlug ein kühler, modriger Lufthauch entgegen und die Flamme seiner Fackel drohte auszugehen. Schützend hielt er seine Hand vor sie und schaffte es so, das Feuer am Leben zu erhalten. Der Gang schien sich unendlich in die Länge zu ziehen. Ab und zu schien es leicht aufwärts zu gehen und von irgendwo konnte er das Rauschen eines Bachs über ihm hören. Von Eliza war nichts weiter zu hören, was ihn umso mehr besorgte. Hoffentlich kam er nicht zu spät! Die sanfte Musik, die im Hintergrund zu spielen schien, wurde immer lauter. Mittlerweile konnte Dalton auch den Text verstehen, welcher Erinnerungen in ihm wach rief. 

(Spiele Lied)

Seine Mutter hatte dieses Lied oft gehört, wenn sie traurig war. Nach Elises Tod war das sehr oft gewesen. Niemand hatte sie in dieser Phase stören dürfen und so hatte sich Dalton meist auf die Treppe gesetzt und schweigend zugehört. Er hatte damals den Text nicht wirklich verstanden, doch die Melodie hatte ihm gefallen. Sie klang so traurig, aber gleichzeitig auch so wunderschön. Dalton lief ein Schauer über den Rücken, als er jetzt in diesem unterirdischen Gang Anyone Who Knows What Love Is hörte. Was ihn wohl am Ende dieses Ganges erwartete? Eigentlich wollte er es jetzt gar nicht mehr wissen, doch die Sorge um seine Familie trieb ihn voran. Die Musik wurde immer lauter und der Gang immer breiter. Schließlich mündete er in einer Art Zimmer. Verblüfft blieb Dalton stehen und blickte sich mit Hilfe des schwachen Scheins seiner Fackel um. Ein alter Schrank stand in der einen Ecke, in der anderen ein klappriges Bettgestell. Auf einem kleinen Nachtschrank stand ein Grammophon, von dem das Lied herzukommen schien. Dalton wagte es nicht, ihn auszuschalten, auch wenn ihn die Melodie fast wahnsinnig machte. Wer waren diese Wesen, die Eliza hierhin verschleppt hatten und wo waren sie jetzt? War er etwa in einer Sackgasse gelandet? Dalton betrat nun ganz den Raum und konnte endlich den hinteren Teil dessen sehen. Eine alte Holztür befand sich direkt vor ihm und sie schien nicht verschlossen zu sein. Jetzt gab es also keinen Weg zurück. Dalton wusste zwar nicht, was ihn hinter dieser Tür erwarten würde, doch es war bestimmt nichts Gutes. Als er ein leises Wimmern vernahm, war er sich sicher: er würde Eliza nicht im Stich lassen! Entschlossen öffnete Dalton die Tür.


INSIDIOUS - Chapter 5Where stories live. Discover now