Chapter 49

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"Puh, wir sind gleich da", schnaufte Dana, als sich sich den schmalen Weg zu dem Haus nach oben kämpften, in dem der Mann anscheinend  wohnte. Aaron schwieg die ganze Zeit über, es war, als wäre er nicht mehr richtig anwesend. Wahrscheinlich drehte er wieder irgendwelche Landschaftsaufnahmen, um in der späteren Reportage für "Atmosphäre" zu sorgen. Dana fand das ziemlich langweilig, doch da kannte ihr Freund kein Pardon. Er war eben manchmal ein richtiger Sturschädel. Beinahe wäre Dana ausgerutscht, doch sie konnte sich gerade noch auffangen. Der Weg bestand hauptsächlich aus kleinen Steinen, weshalb es kein Wunder war, dass sie immer wieder mit ihren Sneakers abrutschte. Kichernd drehte sie sich nach Aaron um und bemerkte, dass dieser längst einen anderen Weg eingeschlagen hatte. In ein paar Metern Entfernung stapfte ihr Freund in den Wald hinein. Dana wusste, wohin er wollte. Er hatte das alte Strafgefängnis als Ziel auserkoren und musste es unbedingt filmen. Er war schon vorhin so auf dieses Gefängnis fixiert gewesen, aber dass er sie jetzt einfach so im Stich ließ... "Ach, mach doch was du willst!", schimpfte Dana leise und wandte sich wieder dem Haus vor ihr zu. Es sah ziemlich heruntergekommen aus, sofern sie das im schwachen Schein des Mondes beurteilen konnte. Wer wohnte denn noch in so einer Bruchbude und vorallem in einer Stadt, die solch einen schlechten Ruf hatte? Vielleicht war er ein Obdachloser, überlegte Dana. Das erklärte auch, warum er so verwirrt schien. Wahrscheinlich war er auch noch auf Drogen, weshalb er vorhin so gerezeit gewesen war und behauptet hatte, in dieser Stadt noch am Morgen Menschen gesehen zu haben. So langsam bekam die Frau etwas Angst. Was, wenn er wieder wütend werden würde, wenn sie nun bei ihm anklopfte? Er hätte ein leichtes Spiel mit ihr. Aaron war groß und auch nicht gerade schmächtig, er hätte es mit dem Mann locker aufnehmen können. Aber sie?

Dana befahl sich die Ruhe zu bewahren. Sie zog ihr Aufnahmegerät aus der Tasche und hatte ihren Finger bereits auf der Aufnahme-Taste, als sie an der mit Löchern versehenen Tür klopfte. Diese schwang plötzlich mit einem lauten Knarren von ganz alleine auf. Ein modriger Gestank schlug Dana entgegen, sodass sie sich erschrocken die Hand vors Gesicht hielt. Es roch, als hätte sich seit Jahrzehnten niemand mehr in diesem Haus aufgehalten. Hier wohnte also dieser Mann? Apropos, es war stockdunkel. Aber sie hatten ihn doch hineingehen sehen! Vielleicht hatte er sich schon hingelegt? Alles in Dana sträubte sich, das Haus zu betreten. Doch sie wollte diese Story. Wenn sie jetzt einen Rückzieher machen würde, würde sie vielleicht nie erfahren, ob die Gerüchte über diese Stadt wirklich stimmten. Die Frau atmete tief durch, dann betrat sie das Haus. "Hallo?", rief sie zögerlich, "Ich bin es, Dana. Es tut mir Leid, dass ich Sie zu solch später Stunde noch belästige, aber es ist wirklich dringend. Es geht um diese Stadt." Als sie keine Antwort bekam, versuchte sie es auf eine andere Weise. "Ich habe auch Geld dabei, falls ich Sie damit umstimmen könnte. Für ein paar Minuten Reden würde ich Ihnen hundert Dollar geben." Aber noch immer antwortete ihr niemand und die Frau dachte sich genervt: "Was für ein harter Brocken." Sie würde ihre Story schon noch bekommen! Doch zuerst musste sie den Mann finden. Auf Zehenspitzen ging sie in das Wohnzimmer.

INSIDIOUS - Chapter 5Where stories live. Discover now