Teil 32

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POV Mexi

Nach dem Videodreh entschieden wir uns noch zusammen etwas zu essen. Oder naja eher die anderen haben das entschieden und ich wollte nichts dagegegen sagen.

Als wir dann also fertig gekocht haben saß ich zusammen mit Ju, Thomas und Rezo am Tisch. Ich schaute nur geistesabwesend meinen Teller an.

Die anderen fingen bereits an zu essen während ich immer noch auf meinen Teller staarte. Rezo saß neben mir und sah mich schon die ganze Zeit über an.

Dann nahm er wieder einfach meine Gabel und führte unser Ritual beim Essen, welches wir in den letzten Tagen aufgebaut hatten, fort.

Er fütterte mich wie immer, mit den Anweisungen meinen Mund zu öffnen und zu kauen und das Essen runterzuschlucken.

Thomas sah uns mehr als irritiert an als er das ganze mitbekam. Logisch er wusste nichts von meinen Essproblemen. Von daher musste ihm das mehr als seltsam vor kommen.

Ju hingegen sah uns nur liebevoll und verständnisvoll an. Er schien zu verstehen, dass mir dieses Prozedere half.

Mir war es in diesem Moment einfach nur mehr als peinlich in dieser Situation zu sein. Der Blick von Thomas verunsicherte mich. Ich fühlte mich irgendwie als würde ich grade einen sehr intimen Moment hier so teilen. Als würde ich grade so vieles teilen was ich eigentlich nicht teilen wollte oder eher was ich wenn dann nur mit Rezo teilen will. Ich fühlte mich unglaublich nackt und bloßgestellt in diesem Moment.

Warum kann ich nicht einfach wie jeder andere Mensch auch essen? Warum bin ich so komisch? Ich möchte das nicht. Ich möchte jetzt nicht in dieser Situation sein und diesen Blicken ausgesetzt. Wollte nicht das Menschen sich fragten was mit mir nicht stimmte. Ich will doch nur normal sein.

Ich fühlte mich dermaßen unwohl und mir wurde gerade auch enorm schlecht. Als Rezo mir erneut eine Gabel mit Essen vor den Mund hielt und mich aufforderte diesen zu öffnen hatte ich plötzlich das Gefühl mich gleich übergeben zu müssen.

Ich stand schnell auf und lief ins Bad. Dort angekommen schloß ich noch schnell die Tür ab und danach hang ich auch schon über der Toilette und kotzte alles was ich heute gegessen hatte wieder aus.

POV Rezo

Plötzlich sprang Mexi auf und lief schnell ins Bad. Ju und ich wechselten kurz einen besorgten Blick aus bevor wir gleich darauf beide aufstanden und Mexi hinterher liefen.

Als wir am Bad ankamen versuchte ich dieses zu öffnen aber Mexi hatte abgeschlossen.

"Mexi mach bitte die Tür auf. Wir machen uns Sorgen." sagte ich und versuchte dabei durch horchen herauszufinden was er im Bad gerade tat. Als ich die Kotzgeräusche hörte war mir sofort klar was los war. Mexi hatte einen Rückfall.

"Mexi mach bitte die Tür auf. Du musst dich nicht dafür schämen. Es ist normal mal Rückfälle zu haben. Lass uns für dich da sein. Du musst das nicht alleine schaffen."

Kurz nachdem ich das gesagt hatte öffnete Mexi die Tür. Er sah weder Ju noch mich an. Er stand einfach mit gesenktem Kopf in der Tür.

Ju und ich zögerten keine Sekunde und schloßen Mexi gleichzeitig in unsere Arme. Waren einfach für ihn da. Gaben ihm den Halt den er jetzt brauchte.

"Es tut mir so Leid. Ich wollte das nicht. Die ganze Situation war mir irgendwie einfach zu viel. Bei dir Zuhause war das kein Problem. Solange nur du da warst war es kein Problem. Aber jetzt hier habe ich mich dafür geschämt nicht normal essen zu können. Ich habe mich dafür geschämt, dass Essensritual zu brauchen, welches wir aufgebaut haben. Warum kann ich nicht einfach normal sein?" sagte Mexi mit einer so verzweifelten Stimme, dass es mir halb das Herz zerbrach.

"Mexi nur weil du dieses Ritual brauchst um etwas essen zu können heißt das nicht, dass du nicht normal bist. Du bist krank und wir arbeiten zusammen daran, dass es dir besser geht und wenn dir dieses Ritual dabei hilft ist das doch super. Dafür musst du dich nicht schämen. Aber wenn es dir Probleme bereitet mit dem Essensritual vor anderen zu essen können wir natürlich auch erstmal nur bei mir zu zweit essen bis du das Ritual vielleicht nicht mehr brauchst." sagte ich.

"Du brauchst dich wirklich nicht dafür zu schämen. Ich fand das Ritual eigentlich sogar eher süß und ich war einfach froh als ich gesehen habe wie du die erste Gabel gegessen hast. Ich bin stolz darauf, dass du daran arbeitest und dir solche Mühe gibst." sagte dann Ju auch noch.

"Danke euch beiden. Aber ich glaube fürs erste wäre es wirklich erstmal besser wenn wir nur zu zweit essen würden oder naja vielleicht noch mit Ju, bei ihm habe ich auch nicht das Gefühl mich schämen zu müssen." gab Mexi etwas kleinlaut zu.

"Das können wir so machen Kleiner. Meinst du du schaffst es jetzt noch ein bisschen was zu essen wenn nur Ju und ich dabei bleiben und Thomas nicht dabei ist?" fragte ich.

"Ich werde es versuchen." sagte er und dann gingen wir zurück in die Küche. Thomas saß immer noch am Tisch, hatte aber inzwischen seine Portion aufgegessen.

"Geht's dir gut?" fragte Thomas Mexi gleich als er uns sah.

Mexi sah Thomas kurz unschlüssig an dann schloß er die Augen und atmete einmal tief durch.

"Nein leider nicht. Ich hab eine Esstörung und hatte grade einen Rückfall. Aber Ju und Rezo haben mir ganz gut geholfen und  jetzt wollen wir nochmal versuchen ob ich es schaffe noch was zu essen" sagte Mexi.

Ich hätte in diesem Moment nicht stolzer auf ihn sein können. Das er es tatsächlich schaffte so offen darüber zu reden war ein großer Fortschritt.

"Verstehe. Sorry falls du dich wegen meinem Blick unwohl gefühlt hast. Ich wusste nur die Situation nicht wirklich einzuordnen." antwortete Thomas.

"Ist schon ok du konntest es ja nicht wissen. Wir würden jetzt trotzdem gerne nur zu dritt weiter essen und du musstest doch jetzt ohnhin los oder?" "Ja du hast Recht. Einen schönen Abend noch." sagte er und schon ging er.

Danach setzten wir uns an den Tisch und aßen alle unser Essen. Mexi schaffte es dann tatsächlich noch wenigstens die Hälfte seiner Portion zu essen.

"Das hast du gut gemacht. Wie sind so stolz auf dich." sagte Ju schließlich und ich konnte ihm nur zustimmen und gab Mexi dann noch einen Kuss auf den Mund.

Jetzt schien es ihm wieder viel besser zu gehen als noch vor einer halben Stunde und das war einfach schön.

Rezofy- Zwischen Liebe und Depression Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt