Teil 54

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POV Rezo

In den letzten paar Tagen hatten wir alles mögliche geregelt für den Umzug. Unseren Streit hatten wir in den letzten Tagen nicht nochmal erwähnt. Es war als wenn wir eine stille Übereinkuft getroffen hätten, nie wieder darüber zu reden. Und ehrlich gesagt war ich froh darüber. Was hätte ich ihm auch sagen sollen? Inzwischen habe ich selber eingesehen, dass ich falsch gehandelt hatte aber ich konnte jetzt nichts mehr daran ändern. Ich musste nach vorne schauen, in eine Zukunft zusammen mit Mexi.

Gerade waren Mexi und ich dabei einige seiner Sachen in Umzugskartons zu packen. Bereits in 2 Wochen sollte es los gehen und wir wollten uns einfach keinen Stress machen sondern in Ruhe zusammen packen und so begannen wir bereits damit die Sachen zusammen zu packen, die nicht mehr benötigt wurden.

"Was ist damit? Mitnehmen oder eher nicht?" fragte ich als ich ein Plüschtier in der Schublade entdeckte die ich gerade ausräumte. Mexi sah das Plüschtier so liebevoll an und ich sah wie viele schöne Erinnerungen er damit erlebt haben musste. Ohne weiter nachzuhacken legte ich das Plüschtier in die Kiste, welche zum mitnehmen beim Umzug gedacht war.

"Seit wann können wir das eigentlich so gut?" fragte Mexi plötzlich, der meine Bewegung anscheinend genau gemustert hatte. "Was meinst du?" fragte ich verwirrt, was hatte ich den gerade getan oder eher wir? "Den anderen so genau lesen. Das ist mir in den letzten Tagen oft aufgefallen. Wir fragen etwas aber brauchen die Antwort gar nicht mehr weil wir die Antwort im Gesicht des anderen gesehen haben. Wir verständigen uns so perfekt nonverbal inzwischen."

Wenn ich so darüber nachdachte hatte er Recht. Wie oft hatten wir uns in den letzten Tagen nur durch Blicke verständigt weil wir wussten wir mussten gar nichts sagen und der andere würde es totzdem verstehen. Es war ein gutes Gefühl so mit jemanden zu harmonieren. "Du hast Recht, es ist wunderschön, dass wir uns so gut kennen das wir jede Geste und jeden Blick genau einzuordnen wissen."

Nach einem kurzen aber intensiven liebevollen Blick zwischen uns machten wir uns dann wieder weiter daran zusammen zu packen. Dabei viel mir auf, dass selbst die Tatsache das er mich mit packen ließ ein ziemlicher Vertrauensbeweis war. Er erlaubte mir quasi an alle seine Schränke und Schubladen zu gehen und alles daraus zu nehmen und mir anzusehen.

Und so vergingen, die nächsten 2 Wochen zwischen packen und dem üblichen Alltag. Am Tag der Abreise standen Mexi und ich in der Wohnung und ich beobachtete Mexi dabei wie er nochmal durch alle Räume lief und dann schließlich neben mir an der Haustür stehen blieb.

"Weißt du was seltsam ist?" fragte Mexi plötzlich in einem fast schon wehmütigen Tonfall. "Nein, was denn?" "Ich habe hier einige Jahre gelebt und doch habe ich jetzt das Gefühl keinerlei Bindung zu dieser Wohnung zu haben. Ich hab das Gefühl es sollte sich anders anfühlen jetzt diese Wohung für immer zu verlassen. Aber es bedeutet mir einfach nichts."

Ich war mir unsicher was ich darauf antworten sollte. Er schien wirklich traurig darüber zu sein, wie wenig ihm dieser Ort bedeutete. Andererseits war es doch auch gut jetzt wo wir gingen, dass er diese Wohnung offensichtlich nicht vermissen würde.

"Es ist okay, nicht immer so zu empfinden wie die meisten in dieser Situation empfinden würden. Und es ist auch okay nicht so zu empfinden wie man gerne empfinden würde. Es ist nichts falsch daran wie du dich jetzt fühlst." "Vielleicht hast du Recht." Und damit nahm er meine Hand und wendete dieser Wohnung endgültig dem Rücken zu.

Vor der Tür fanden wir dann auch schon Peen und Pablo vor, die es sich nicht nehmen ließen uns noch zum Flughafen zu bringen. Zum einen um uns etwas zu helfen aber zum anderen natürlich um Mexi nochmal zu sehen.

POV Mexi

Als wir am Flughafen ankamen hatten wir noch einiges an Zeit, wir waren extra etwas früher los gefahren um uns nicht stressen zu müssen und insgeheim auch damit ich noch etwas Zeit mit meinen Freunden verbringen konnte. Und so kam es auch, dass Rezo wieder mal anscheinend meine Gedanken laß und sich kurz in ein Geschäft im Flughafen verabschiedete. Ich brauchte jetzt kurz etwas Zeit mit meinen beiden Freunden alleine und Rezo respektierte das, verstand es.

"Bist du dir sicher dabei?" fragte Peen mich und deutete dabei mit seinem Kopf in Richtung Rezo. Sie waren skeptisch und irgendwo konnte ich sie auch verstehen. Ich hatte den beiden noch nicht erzählt was in jener Nacht passiert war. Sie hatten wie alle anderen nur das Bild mitbekommen und meine Inaktivität danach und dann eben meinen Stream mit den Nachrichten von dem Typen.

Natürlich hatten die beiden gefragt was passiert war, hatten sich auch mehrmals nach meinem Wohlergehen erkundigt. Aber ich war einfach nicht bereit die ganze Geschichte noch einmal zu erzählen und genau das hatte ich ihnen auch gesagt. Aber genau deshalb hatten sie jetzt auch Zweifel. Sie hatten keine Ahnung was passiert war und dann verkündete ich plötzlich von einem auf den anderen Tag, dass ich zu Rezo nach Deutschland ziehe. Ich verstand, dass es für sie seltsam wirken musste. Vorallem da ich ein Mensch war der normalerweise viel plante und nicht so spontan so einen großen Schritt wagen würde.

Ich hatte wohl zu lange nichts gesagt sondern nur da gestanden. "Sicher das in eurer Beziehung alles ok ist? Oder lauft ihr nur vor irgendwas davon? Wir machen uns doch nur Sorgen Mexi? Erst dieses Bild, dann deine Inaktivität, dann die ominösen Nachrichten in deinem Stream und dann hatte Rezo auch noch ein blaues Auge und wenn ich mich nicht verguckt hatte auch noch diverse andere blaue Flecken. Was ist bei euch nur los?"

"Ich werde es euch erzählen sobald ich bereit bin, versprochen. Fürs erste nur so viel: Zwischen mir und Rezo ist alles ok. Und um ehrlich zu sein ja ich laufe vor etwas davon aber das hat nichts mit Rezo zu tun. Rezo weiß nur Bescheid darüber und hat mich eingeladen zu sich zu ziehen wenn ich schon von hier weg will."

Zunächst sahen mich die beiden noch skeptisch an, schienen dann aber in meinem Gesichtsausdruck das gefunden zu haben was sie suchten um überzeugt von dem zu sein was ich sagte. "Ok wie glauben dir Mexi aber wenn doch mal was sein sollte, egal ob irgendwas in der Beziehung zu Rezo oder was anderes, wir sind immer für dich da... Und wir werden warten bis du bereit bist und uns dann gerne ganz in Ruhe die ganze Geschichte anhören."

"Danke Leute ihr seid die besten." "Wissen wir doch." sagten sie einstimmig und mussten sofort darüber lachen. "Ich schätze ihr solltet langsam durch die Sicherheitsschleuse gehen." sagte Peen nach einer Weile in der wir nur da standen und die Anwesenheit der anderen genoßen.

Er hatte Recht, wir müssen langsam los und ich wollte Rezo ja auch nicht ewig warten lassen. Und so zog ich die beiden in eine innige Umarmung. "Ich werde euch vermissen." sagte ich in die Umarmung hinein. "Wir dich auch Mexilein. Komm gut nach Deutschland und viel Glück euch beiden." sagte Peen. "Wir haben dich lieb." fügte Pablo nur noch hinzu und diese Aussage erwiederte ich natürlich auch. Dann lösten wir uns aus der Umarmung schauten uns nochmal kurz tief in die Augen und dann ging ich Richtung Rezo und Richtung neuem Abschnitt meines Lebens.

Rezofy- Zwischen Liebe und Depression Where stories live. Discover now