Kapitel 23 - Rettung?

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Ich erschauderte. Was tat er da? Was sollte das?

"Du sollst noch nicht gehen. Wir haben ja noch gar nichts gemacht.", flüsterte er direkt in mein Ohr.

Nein. Ich musste hier weg. Es war erst kurz vor 4. Bis Justin und die anderen da waren, dauerte es noch ungefähr eine Viertelstunde. Oh mein Gott, da konnte noch so viel passieren. Ich musste hier irgendwie schon vorher wegkommen.

"Nein. Lass mich gehen!", schrie ich. Allerdings war es eher ängstlich als wütend.

"Wenn ich das nicht will?", fragte Ryder unschuldig.

Plötzlich umfasste er mit seinen Händen meine Taille, und zog mir langsam mein Oberteil hoch. Nein. Ich musste hier weg. Schleunigst.

Er zog mein Oberteil immer höher und zog es mir schließlich über den Kopf.

"Lass mich los. Ich muss weg. Bitte.", schrie ich und wollte mich losreißen. Jedoch ohne Erfolg. Er hatte definitiv einen festen Griff.

Ich versuchte, meinen Oberkörper zu verdecken, während er mich umdrehte und noch fester zugriff.

Ich konnte mich nicht mehr wehren. Ich hatte keine Kräfte mehr. Ryder hatte mich fest im Griff. Also lies ich alles mit mir machen, ohne auch nur ein Körperteil zu bewegen. Ich lies jegliche Gewalt an mir zu und lag leblos auf dem Boden, bis er von mir abließ.

Ich fühlte mich dreckig, benutzt und einfach nur ekelig. Ich konnte nicht mehr klar denken. All meine Gedanken wurden von einem Signal meines Körpers übertönt. Ich musste hier weg, zu Justin. Schnell. Ich könnte jetzt nicht weinen, oder zusammenbrechen. Ich musste hier weg, bis noch irgendwas passiert.

Ich schaute mich um. Ryder war nicht zu sehen, das war also meine Chance. Ich rappelte mich auf zog mich an und rannte zur Tür raus. Bevor ich das tat blickte ich aber noch auf die Uhr. 16:08 Uhr. Zwei Minuten später und Justin wäre gekommen. Ich schaute mich noch schnell im Spiegel um und machte die verschmierte Schminke weg. Zumindest so gut, wie es ging. Zum Glück war meine Kleidung bei Ryder's Gewalt nicht zerstört worden.

Ich ging traurig, und ohne Lebensfreude hinaus und blickte mich um. Ich sah Justin's Auto und das von Daniel und Jaden. Ich wollte ihnen nicht sagen, was passiert war. Sie würden sich nur Sorgen machen. Wenn sie sich denn überhaupt für mich interessierten.

Ich weinte nicht mehr, so wie ich es vor zehn Minuten getan hatte. Es hatte kein Sinn mehr. Ich hatte meine Aufgabe trotzdem erfüllt. Und dass es Risiken bei diesem Job gab, habe ich mehrmals vorher gesagt bekommen. Das war mir bewusst. Trotzdem war ich mir, nachdem ich den Peilsender angebracht hatte, sicher, dass nichts mehr passieren konnte. Falsche gedacht. Ryder war nicht der nette Junge von nebenan. Er wollte sich nicht einfach so mit mir treffen.

Er hatte mich misshandelt.

Vergewaltigt.

Meine Gefühle hatte ich abgestellt. Ich würde es nicht ertragen. Ich fühlte mich ausgenutzt, dreckig teilweise sogar schlampig.

Ich ging auf die Jungs zu und lächelte gespielt. Aber es schien den Jungs zum Glück nicht aufzufallen.

"Hi", sagte ich zu Ihnen, als ich vor ihnen stand.

"Hey, alles ok?", fragte Justin fürsorglich. Ich wusste nicht, ob er das tat, weil er gesehen hatte, dass ich komisch aussah, oder weil er sich einfach dafür interessierte. Egal aus welchem Grund er das tat, am liebsten würde ich jetzt einfach anfangen zu weinen.

Aber das durfte und konnte ich nicht. Ich weiß nicht, ob es Justin überhaupt interessierte. Wenn er sich dafür interessierte, wollte ich ihm keine Sorgen machen, oder dass er irgendwie ausrastet. Und wenn es ihn nicht juckt, dann juckt es ihn eben nicht. Dabei hoffte ich aber auf die erste Möglichkeit. Ich wollte endlich auch mal jemandem wichtig sein.

Justin war mir schließlich auch wichtig.

Jus gab Daniel und Jaden, die beide noch in ihrem Auto saßen, ein Zeichen und fuhren dann auch los.

Justin beäugte mich erst noch skeptisch, bevor er mir nett die Tür öffnete, um ich mich auf den Ledersitz fallen lies. Hoffentlich hatte er nichts bemerkt, wie es in mir aussah. Ich hatte das Gefühl, dass er das könnte. Davor fürchtete ich mich am meisten.

Wir fuhren los und es herrschte die gesamte Zeit über Stille. Eigentlich war das mit Justin nicht mehr so unangenehm, wenn wir mal nichts sagten, aber jetzt gerade konnte ich eine Konversation gut gebrauchen.

Ich wollte nicht mehr an diese schlimmsten Sekunden meines Lebens denken. Als Ryder mich angefasst und schließlich vergewaltigt hatte. Ich hatte geschrien und geweint, aber er lies einfach nicht von mir ab. Am Ende konnte ich nichts anderes tun, als ihn einfach machen zu lassen. Das tat weniger weh, als mich noch weiter zu wehren.

Ohne, dass ich es bemerkt hatte, kullerte mir eine Träne über die Wange. Schnell wischte ich sie weg. Justin sollte das nicht sehen. Ich wollte darüber gar nicht mehr nachdenken.

Nach einer Viertelstunde voller Stille kamen wir an der Villa an. Ich stieg aus und ging zur Tür. Ich wunderte mich, dass Justin nichts genaueres darüber wissen wollte wie es gelaufen war.

Aber vielleicht würde er das gleich fragen, wenn wir im Wohnzimmer saßen und einen Film guckten. Das war das einzige, was ich im Moment tun wollte.

Ich ging schließlich kurz ins Bad, um mich wieder etwas frisch zu machen. Am liebsten würde ich duschen gehen, aber dann wollte Justin bestimmt wissen wollen, was passiert ist. Und ich war mir sicher, dass er dann auch nicht mehr locker lassen würde, bis ich ihm alles erzählt hatte.

Ich musste es also einfach noch ein paar Stunden aushalten. Trotzdem fühlte ich mich dreckig, was mit einer Dusche nicht einfach getan war.

Ich setzte mich neben Justin auf das Sofa. Ich fühlte mich noch schlechter, als ich es überhaupt schon tat. Einfach, weil ich Justin nichts sagte. Aber das wollte ich ja auch nicht. Okay, das klingt widersprüchlich, aber so war es.

"Erzähl mal, wie du das gemacht hast.", sagte Justin.

"Ich hab einfach gesagt, dass ich auf die Toilette muss, und hab dann den Peilsender in seiner Jacke versteckt.", antwortete ich schüchtern. Justin musste definitiv merken, dass etwas mit mir nichts stimmte.

"Okay..Hast du gut gemacht..Sag mal..Ist irgendwas?", fragte Justin besorgt.

Am liebsten wäre ich ihm jetzt in den Arm gefallen, hätte angefangen zu weinen und hätte him alles erzählt.

Stattdessen sagte ich "Nein, mit mir ist alles gut."

Out of ControlWhere stories live. Discover now