Epilog

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2 Jahre später:

Nie hätte ich gedacht, dass es so schwer sein konnte, einen geliebten Menschen zu verlieren. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich überhaupt so etwas mal erleben werde.

Doch genau so war es.

Ich hatte Justin verloren. Die erste Person die ich unendlich doll geliebt hatte. Und die Person, die mich auch unendlich geliebt hatte. Sie war einfach weg, und ich war alleine.

Doch das Schlimmste daran war: Er war nur für mich gestorben.

Nur für mich.

Er hatte sich damals für mich eingesetzt, dass ich nicht als Prostituierte arbeiten musste. Er hatte die Schießerei organisiert. Alles nur, damit mir mein Leben nicht ruiniert wurde.

Aber ich hätte trotzdem leben können, während er sein Leben verloren hatte. Er hatte es aufgegeben.

Für mich.

Trotzdem hatte ich mit dem ganzen Schmerz zu leben. Ich werde ihn niemals vergessen können. Und auch niemals wird dieser Schmerz vergehen.

Als Justin gestorben war, war ich im 2. Monat schwanger. Heute ist unsere kleine Tochter schon anderthalb Jahre alt. Sie heißt Amelia.

Und jedes Mal, wenn ich sie ansah, sah ich Justin. Sie hatte genau seine Augen und Gesichtszüge. Jedes verdammte Mal, wenn ich sie ansah, war ich den Tränen nahe, weil Justin mir so sehr fehlte. Ich würde ihm so gerne mitteilen, was für eine tolle Tochter er hat und was er verpasst.

Aber das werde ich nie können.

Aber ich wollte immer für Amelia da, und ihr eine gute Mutter sein.

Zu meiner eigenen Mutter dagegen hatte ich kaum noch Kontakt. Das lag aber nicht daran, dass wir uns gestritten hatten oder so, sondern es lag einfach daran, dass ich nicht mehr in New York lebte, sondern in Washington.

Ich hielt es in New York nicht mehr aus.

Meine Mutter gab sich für all das, was passiert war die Schuld. Sie meinte, dass nur, weil sie sich damals Sachen erlaubt hatte, die verboten waren, sie Schuld wäre. Und so sehr ich ihr auch versuchte zu vermitteln, dass sie das nicht war, sie blieb bei ihrer Meinung, was mir mein Herz ein weiteres Mal brach.

Ja, ich lebte nun in Washington. Ich hatte all das Geld von Justin überschrieben bekommen, da ich seine Freundin war und ein Kind von ihm bekam.

Dieses Geld ermöglichte mir ein neues Leben. Doch so sehr mir das Geld gerade auch half, es brachte mir nicht meinen Justin zurück.

Nichts machte mich mehr glücklich. Geld erst recht nicht.

Ich würde all das Geld gegen Justin tauschen, wenn es denn möglich wäre.

Und heute war der zweite Jahrestag dieses schlimmen Ereignisses und schweren Herzens hatte ich mich dazu entschieden nach New York zurückzukommen, um Justin wenigstens etwas näher sein zu können.

Ich stand vor seinem Grab und weinte vor mich hin. Ich wollte es nicht wahrhaben. Justin war tot. Ich würde ihn nie wieder sehen. Das letzte mal, dass ich ihn gesehen hatte war, als er in den Sarg gelegt wurde, der später unter der Erde verschwunden war.

Jeden Tag dachte ich an ihn. Jeden Tag kamen alte Erinnerungen hoch, die mich erschaudern ließen. Wie konnte ich damals, obwohl mein Leben sich so stark verändert hatte, so glücklich sein? Vor allem, ich hatte es noch nicht mal wirklich realisiert.

Ich dachte, wenn ich diese ganzen Puzzleteile zusammengefügt hätte, würde sich alles zum Guten wenden.

Aber genau das war nicht passiert. Es war genau das Gegenteil eingetreten.

Jetzt sah mein Leben noch viel schlimmer aus, aber ich musste damit klarkommen.

"Justin, ich vermisse dich so.", schluchzte ich leise.

Es war vielleicht dumm, noch zu versuchen mit ihm zu reden, aber irgendwie ließ es mich besser fühlen, auch wenn ich keine Antwort bekam.

Dennoch war mir klar, dass ich versuchen musste, komplett darüber hinwegzukommen, für Justin, für Amelia und für mich. Für unsere kleine Familie. Ich musste versuchen Justin irgendwie zu vergessen, oder zumindest in die hinterste Ecke meines Gehirns zu packen.

Doch eines werde ich nie vergessen: Er war der Einzige der mich jemals so toll fühlen lassen hat. Er war derjenige, der mich immer glücklich machen konnte. Und er hatte sein Leben für mich geopfert.

Ich könnte ihn nie vergessen. Er hatte mir gezeigt, dass ein Mensch so sehr von jemandem geliebt werden konnte, dass dieser Jemand sogar sein Leben dafür aufgab. Und dass man eine Person so sehr lieben konnte, dass man sie nie wieder aus dem Kopf bekam.

All das hatte er mir auf schmerzvolle Weise beigebracht.

Ich könnte ihn nie komplett vergessen.

ENDE

Out of ControlWhere stories live. Discover now