Kapitel 64 - Bitte nicht

953 37 2
                                    

Draußen wurde immer weiter gegen die Haustür gehämmert und mittlerweile wurde auch geschrien.

"Hey"

"Aufmachen, sofort!", hörte man immer wieder.

Die Stimmen waren für mich und Justin sofort zu erkennen.

Es waren William und Jaden.

Das war mit Abstand das Schlimmste was uns passieren konnte. William alleine war ja schon schlimm, aber beide zusammen? William wollte sein Geld und Jaden wollte anscheinend mich, oder wie ich es verstanden hatte. Das konnte doch nicht wahr sein. Woher wussten sie überhaupt, dass Justin und ich hier sind?

Meine Eltern schauten sich erschrocken an, bevor Justin aufsprang und ihnen mitteilte, dass er die Situation versuchen würde zu entschärfen. Eigentlich wusste ich, dass er das nur sagte, um meine Eltern etwas zu beruhigen, die gar nicht zu verstehen schienen, was hier gerade abging. Aber irgendwie hoffte ich doch, dass Justin das Eskalieren der Situation verhindern konnte.

Er ging zur Tür und öffnete sie. Doch anstatt in einen Dialog mit vielen Schimpfwörter zu kommen, rannten William und Jaden förmlich ins Wohnzimmer und hielten ihre Waffen direkt auf meine Eltern gerichtet.

"Was ist denn hier los?", fragte meine Mutter besorgt und panisch. Sie tat mir gerne ein bisschen Leid. Sie wusste gar nicht was los war, gut das wusste mein Vater auch nicht, aber vielleicht erkannte sie ja William, und dann könnte sie sich einen Reim aus der Situation machen.

Aber auch ich bekam Panik. Was sollte das? Warum taten sie das? Es brachte doch nichts.

"Der gute alte Peilsender-Trick funktioniert halt immer, oder Justin? Wie gut, dass man dich mit eigenen Mitteln schlagen kann. Jaden hat ihn unter deinem Auto angebracht und du hast es nicht gemerkt, du hast es noch nicht mal in Erwägung gezogen."

Shit. Wir waren so leichtsinnig. Und er hatte Recht, mit eigenen Mitteln wurde Justin, oder wurden wir geschlagen. Aber was sollte das jetzt hier werden?

Ich wurde immer panischer und meine Atmung wurde unkontrolliert. Ich musste mich beruhigen.

"Jetzt mal zu einem anderen Punkt. Justin, hast du das Geld?", fragte William schreiend und zielte auf ihn. Was, wenn er abdrücken würde? Das dürfte er nicht tun. Nein, dann würde er auch nie sein Geld bekommen.

"Nein, aber du wirst es bald haben."

Ich hoffte, dass das mit dem Geld echt klappte. Dass er es irgendwie besorgen konnte. Mir wollte er davon ja nichts sagen, was mich etwas beunruhigte, aber ich musste Ruhe bewahren, und gucken was auf mich zukam.

"Du wirst es nie haben, das weiß doch jeder. Du bist einfach nur erbärmlich, wie ich es schon vor ein paar Tagen gesagt habe. DU bist einfach ein Weichei, sieh es endlich ein."

"Jaden, halt verdammt noch mal dein Maul. Du bist so krank, und William nutzt das schamlos aus. Er weiß, dass du ihm helfen wirst, weil du mich hasst und Evelyn liebst.", brüllte Justin.

"Denkst du."

Ich hatte das Gefühl, dass es sich noch weiter zuspitzen würde, aber ich hatte keine Ahnung, was ich dagegen tun konnte. Ich wollte nicht wieder im Krankenhaus landen und außerdem hatte ich in einem solchen Zustand Angst vor William und Jaden.

"Was geht denn hier vor sich?", schrie nun auch mein Vater, damit er die Aufmerksamkeit der anderen drei Männer bekam.

"Ich bin William. Du kennst mich, Arschloch."

Bei meinen Eltern schien jetzt der Groschen zu fallen, weshalb sie sich erschrocken ansahen. Meine Mutter tat mir so verdammt Leid. Sie hatte so viel Scheiße erlebt, ganze 18 Jahre musste sie mir alles verschweigen und jetzt plötzlich wendete sich nochmal alles. Ich verstand es aber leider selbst nicht.

Warum waren sie genau hier her gekommen? Sie hätten das doch auch bei mir und Justin zu Hause machen können, oder?

Aber wahrscheinlich wollten sie meine Eltern quälen. Ok nein, sie wollten uns alle quälen, aber das durfte nicht passieren.

"Justin folgendes, wenn ich mein Geld nicht in den nächsten Stunden kriege, bist du tot."

"Man William, du kriegst von dem kein Geld. Er ist zu dumm.", meinte Jaden.

Justin konnte seine Wut nicht mehr kontrollieren und ging auf Jaden los. Meine Eltern und ich standen ratlos daneben, man konnte sowieso nicht viel machen. Aber sie mussten aufhören! Das alles hatte doch keinen Sinn!

William stoppte Justin und drückte ihn gegen die Wand. Beide waren mehr als nur wütend und würden sich am liebsten gegenseitig umbringen.

William sagte irgendetwas zu Justin, was ich aber nicht verstand, da Jaden vor mir stand und mir etwas sagte. "Evelyn, glaub mir doch einfach. Justin ist das größte Arschloch, das weißt du doch eigentlich selber. Und ich wäre der einzige, der dich wirklich lieben würde, so wie du es verdienst."

Ich konnte nicht mehr, was fiel ihm eigentlich ein? Kurzerhand, ohne noch weiter darüber nachzudenken klatschte ich ihm eine.

Er sollte verdammt nochmal verstehen, dass ich nichts von ihm wollte und es absolut absurd war, eine Beziehung mit seiner Halbschwester zu führen.

Jetzt ließ ich ihn stehen und ging zu meinen Eltern, die sich ihre Hände vor den Mund hielten. Ich musste sie dringend über die Situation gerade aufklären. Es tat mir so unendlich Leid, dass sie wieder in einen solchen Mist hineingezogen wurden. Aber hoffentlich könnte das jetzt alles ein gutes Ende nehmen.

"Ich erkläre euch das gleich, ok?", erklärte ich ihnen mit zittriger Stimme. Ich konnte mich selbst nicht ganz beruhigen. Zu dem hatte ich Angst. Angst um Justin, um uns beide, um unser Baby. Einfach alles bereitete mir gerade Panik.

William hatte Justin mittlerweile wieder losgelassen und nun standen die drei, fast in einem Dreieck im Wohnzimmer und sagten nichts. Ich wusste, dass alle drei eine Waffe hatten. Auch Justin hatte sein, obwohl er nicht mehr bei der Mafia war, immer dabei. Vielleicht, weil er genau damit gerechnet hatte, dass so etwas wie gerade passieren wird.

Und urplötzlich nahm ich einen Blick von Jaden auf mir wahr, den er jedoch schnell wieder abwendete. Dann sprang er auf Justin und tat genau das, was Justin bei ihm vor ein paar Tagen gemacht hatte. Er schlug mehrmals auf ihn ein. Justin konnte sich nicht wehren, da er von Jaden außer Kontrolle gekommen war.

Jetzt konnte ich definitiv nicht mehr. Ich hielt das alles nicht mehr aus.

Ich schaute ein letztes mal zu meinen Eltern, die mich ebenfalls panisch anschauten und ging dann schließlich mit schnellen Schritten zur Treppe und rannte hoch. Ich musste mich so schnell wie möglich beruhigen.

Out of ControlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt