Kapitel 58 - Hormone?

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Es mag wahrscheinlich an den Hormonen liegen, die im Moment verrückt spielten, aber plötzlich waren alle positiven Aspekte und Gedanken verschwunden und die negativen taten sich auf.

Gerade eben war ich noch glücklich darüber, dass ich die Wahrheit wusste, auch wenn sie nicht toll war. Ich war glücklich, dass ich mit Justin zusammen war und dass wir ein Kind zusammen erwarteten. Ich war glücklich, dass meine Eltern mich nochmal sehen wollten, dann auch mit Justin.

Aber irgendwie war das alles aus meinem Kopf gelöscht. Die negativen Teile, die ich zuerst verdrängt hatte, verließen jetzt einfach nicht meinen Kopf. Sie schwirrten wirr umher und ließen mich nicht in Ruhe.

Immer noch stand ich mit dem Auto am Straßenrand und heulte mir die Seele aus dem Leib. So konnte ich nämlich unmöglich weiter fahren.

Ich verstand mich selbst nicht. Aber die Gedanken brachten mich um.

Was war, wenn sie mir doch nicht die Wahrheit gesagt hatten, sondern nur eine weitere Lüge?

Was war, wenn ich keine gute Mutter sein würde, oder mir das gleiche passieren würde, wie meiner Mutter?

Was, wenn William keine Ruhe geben würde?

Was, wenn Justin und ich uns trennen würden?

Diese fragen und noch viele mehr schwirrten in meinem Kopf und ich konnte sie nicht stoppen. Mich überkamen Zweifel, ob ich richtig gehandelt hatte. Ob ich nicht doch das falsche getan hatte. Ob ich etwas anders hätte machen sollen.

Und es ist so absurd, dass ich mich das alles jetzt fragte, aber es war nun mal jetzt.

Jetzt, wenn ich in Justin's Auto saß, am Straßenrand stand irgendwo zwischen New York und meinem Zuhause. Zwischen New York und Justin.

Etwa eine ganze Stunde später, in der ich mich ausgeheult hatte, startete ich erneut den Motor und setzte den Wagen in Bewegung.

25 Minuten später traf ich zu Hause ein. Justin musste ganz sicher zu Hause sein, da er nirgendwo zu Fuß hinging. Er machte sich wohl eher Sorgen um sein Auto, welches bis jetzt in meinem Besitz gewesen war.

Ich brauchte ihn jetzt. Ich wollte, dass er mich umarmt, mir hilft. Dass er mir sagt, dass alles gut ist und ich mir keine Sorgen zu machen brauche. 

Unendlich verfluchte ich meine Hormone, die mich so verdammt durcheinander und verzweifelt machten. Ich war mir nicht sicher, ob ich den Zusammenbrauch auch gehabt hätte, wenn ich nicht schwanger wäre. Ach, es war alles so absurd.

Ich atmete einmal tief durch bevor ich ausstieg und auf die Haustür zuging. Ich holte meinen Schlüssel, schloss die Tür auf, ging rein und schloss sie wieder. 

Der bereits vertraute Duft von unserem Haus stieg mir in die Nase und sofort fühlte ich mich wohler. Ich legte die Schlüssel vorsichtig auf die Kommode, die neben der Garderobe stand und zog meine Schuhe und Jacke aus.

Jetzt hatte Justin wohl bemerkt, dass ich wieder zu Hause war. Er kam aus dem Wohnzimmer und erblickte mich sofort. 

Er musste sofort erkannt haben, dass ich geheult hatte. Meine Augen waren feuerrot und meine Haut war blass, was mir ein Blick in den Spiegel verriet. Ich sah einfach schlimm aus, und das wahrscheinlich auch noch ohne Grund.

Justin kam schnell auf mich zu und schloss seine Arme um mich. Es gab mir Halt und ich fühlte mich schon tausend Mal besser, als gerade eben im Auto. 

Weitere Tränen kullerten, aber lange noch nicht so schlimm wie gerade eben. Ich hatte mich wieder beruhigt und außerdem war ich glaub ich ausgeheult, wenn man es denn so nennen konnte. 

Justin merkte das wohl ebenfalls und ließ mich langsam los. Er guckte mir direkt in die Augen und zog mich dann in das Wohnzimmer, wo er gerade eben auch hergekommen war. Wir setzten uns auf das Sofa.

"Wie war's?", fragte er und wollte damit wahrscheinlich wissen, wie es gelaufen war und ob noch irgendetwas anderes passiert war. Aber ich denke, dass er sich denken konnte, wieso ich so übertrieben reagierte.

Ich erzählte ihm erst von Eliza und wie ich sie in meinem alten Zuhause getroffen hatte. Dann erzählte ich direkt von meinen Eltern und wie sie mir endlich die Wahrheit gesagt hatten. Und ich glaubte ihnen. Auch, wenn ich gerade eben so gezweifelt hatte, musste ich ihnen glauben. Ich musste ihnen einfach vertrauen. Außerdem erzählte ich auch noch, dass ich ihnen von uns beiden informiert hatte.

Ich glaube auch, dass er merkte, wie es mich eigentlich entspannte und wie mir ein Stein vom Herzen fiel, dass ich zu meinen Eltern gefahren war und mich getraut hatte, die Wahrheit zu hören.

"Und jetzt ist alles soweit gut?"

Ich nickte lächelnd und beruhigt und legte meinen Kopf gegen Justin's Brust. 

"Und es wird auch so bleiben, hörst du?"

Wieder nickte ich. "Wollen wir noch etwas machen, oder wollen wir schlafen gehen? Es ist schon ziemlich spät."

"Ich bin müde, lass uns einfach schlafen.", sagte ich und punktgenau fing ich an zu gähnen.

Plötzlich wurde ich von Justin hochgehoben und er trug mich ins Schlafzimmer, wo wir uns bettfertig machten und schließlich friedlich in den Schlaf fielen.



Out of ControlWhere stories live. Discover now