Kapitel 34 - Los geht's

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Evelyn's POV:

Zwei weitere Tage waren vergangen, seit dem traurigen Gespräch mit Justin.

Er hatte mit ihr geschlafen. Er hatte sie nicht nur geküsst, was schon schlimm genug war. Nein, er hatte mit ihr geschlafen.

Laut Justin hatte ihm das nichts bedeutet. Das konnte ich auch an seinem Blick sehen. Es sah ehrlich aus. Trotzdem konnte ich ihm nicht verzeihen. Denn auch, wenn es ihm nichts bedeutet hatte, hatte er es getan. Mich betrogen und hintergangen.

Nach dem Gespräch war ich schnell ich draußen gerannt, in der Hoffnung, William würde noch da sein. Denn sonst hätte ich nicht gewusst, was ich hätte machen sollen. Aber zu meinem Glück saß William im Auto und hat auf mich gewartet, weil er mitbekommen hatte, dass Justin mit mir reden wollte.

Er hatte mich nicht gefragt, was Justin von mir wollte, was ich ihm hoch anrechnete. Ich wollte nicht darüber reden. Ich wollte ihn einfach nur noch vergessen, was allerdings nicht so leicht war. Immerhin wohnte ich jetzt laut William und Co hier, bei den Mafiatypen. Ich musste ihn wohl noch öfters sehen. Aber vielleicht würde ich irgendwann über ihn hinweg kommen.

Ok nein, würde ich nicht. Ich liebe ihn so sehr. Nie im Leben könnte ich über ihn hinwegkommen geschweige denn vergessen. Es war unmöglich.

Auf jeden Fall hatten wir gestern nochmal Ryder geortet. Er war jedesmal entweder in seiner Villa oder an dieser Hütte im Wald. Es musste also eigentlich das Revier von denen sein.

William und die Anderen waren sich auch relativ sicher, dass es das war. Allerdings konnte man sich nie wirklich sicher sein. Es konnte auch sein, dass Ryder uns verarschen wollte, weil er irgendwie herausgefunden hat, dass wir ihn orten. Vielleicht hatte er den Peilsender ja wirklich gefunden.

Aber John meinte auch, dass es keine bessere Möglichkeit gibt, als das Revier heute oder zumindest in den nächsten Tagen aufzusuchen.

Jetzt gerade saß ich bei William zu Hause und unterhielt mich ein wenig mit Olivia, die ebenfalls hier war. Sie machte sich Sorgen, dass William und den Anderen etwas passieren könnte. Sie waren jetzt gerade auf dem Weg zu dem Wald, in dem die Hütte war.

Ich war ebenfalls nervös. Dabei machte ich mir aber nicht wirklich Sorgen um die Jungs, sondern um mich. Das mag egoistisch klingen, aber ich wollte, dass sie Ryder erschießen. Schnellstmöglich. Er hatte es nicht mehr verdient zu leben. Am liebsten würde ich ihn auch selbst töten, aber das durfte ich nicht. Andererseits hatte ich dadurch mehr Schutz, was mir ebenfalls sehr wichtig war. Mein Leben war mich wohl doch zu wertvoll.

Olivia und ich quatschten über dies und das, nichts Bestimmtes. Sie wollte nur etwas abgelenkt sein, um sich nicht so viele Sorgen machen zu müssen.

Ich hatte bei der ganzen Sache in komisches Gefühl, was ich aber nicht zugab.

Aber vielleicht übertrieb ich es auch ein bisschen. Ich wollte halt einfach nur, dass Ryder seine gerechte Strafe bekam. Und irgendwie wollte ich auch, dass vor allem William und Justin nichts passierte. William war mein Vater. Und Justin liebte ich.

Ja, ich liebte ihn, und das würde sich auch nie ändern. Da war ich mir hundertprozentig sicher.

Plötzlich klingelte Olivia's Handy. Man merkte sofort, wie sie sich anspannte. Sie ahnte wohl, genau so wie ich, wer das sein könnte. Sie holte ihr Handy hervor und schaute auf das Display. Mein, und auch ihr Verdacht bestätigte sich, als sie den Anruf annahm und den Lautsprecher anmachte.

"Hallo?", fragte Olivia sichtlich beunruhigt.

"Hey. Wir sind jetzt da.", begann William.

"Und?"

"Das ist es. Ryder und die Anderen sind hier. Wir haben uns so positioniert, dass sie uns nicht sehen können. Wir steigen jetzt ich aus, und stürmen die Hütte.", meinte William.

"Okay. Aber bitte passt auf."

"Ja Schatz. Ich habe ja auch extra nochmal angerufen, weil ich ja weiß, wie beunruhigt du sonst immer bist. Es ist alles ok, und so wird es auch bleiben. Erst recht, wenn wir die gleich alle schön erschossen haben."

Olivia atmete tief durch, während ich dem ganzen Gespräch einfach nur zuhörte. Was sollte ich denn auch sagen? Ich wollte einfach nur, dass das ein für alle Mal erledigt war.

"Ok, Danke. Viel Glück euch dann jetzt.", meinte Olivia.

"Werden wir hoffentlich haben, danke. Wir sehen uns gleich. Ich liebe dich. Tschüss."

"Ich liebe dich auch."

Und damit legte sie auf und legte ihr Handy beiseite. Eigentlich waren Olivia und William ja schon ein süßes Paar. Aber zwei Gedanken darüber kreisten immer in meinem Kopf.

Erstmal ist William eine ziemlich grausame Person. Ich meine, das waren John, Daniel, Justin und alle anderen von der Mafia auch. Aber trotzdem hatte er immer eine weiche Seite, die ich bei ihm nie im Leben erwartet hätte. Und zweitens war er mein Vater. Daran werde ich mich wohl nie gewöhnen können. Ich hatte es zwar in meinem Kopf abgespeichert, aber ich dachte nicht automatisch daran wenn ich ihn sah. Weil so machte ich es immer bei meinem 'anderen Vater'. Es war komisch Olivia und William so zu sehen, da er mein leiblicher Vater war, aber Olivia nicht meine Mutter.

Wahrscheinlich kann man das gerade nicht nachvollziehen, aber so ist es.

Und auch nie im Leben, werde ich ihn Papa oder Dad oder so ähnlich nennen können. Das war für mich immer noch so total absurd. Es ging einfach nicht in meinen Kopf rein.

Olivia und ich erzählten uns noch ein wenig über uns. Sie wusste ja fast noch gar nichts über mich, und ich nicht über sie. ich erzählte ihr ein wenig von meiner 'alten Schule', so wie ich sie jetzt nannte, weil ich da ja nie wieder hingehen würde. Von meinen Freunden und von meiner Mutter erzählte ich ihr auch einiges.

Endlich gab es mal eine Person, die mir zuhörte. Zwar hatte ich jetzt nicht das Bedürfnis, so wie ich es manchmal zu Hause hatte, wenn ich Probleme hatte, aber trotzdem fühlte es sich gut an. Man fühlte sich mal wichtig und geborgen. Das hatte ich mich bei Justin ja auch gefühlt, aber das war alles wieder verschwunden, als ich ihn da im Club gesehen hatte. Naja, ich muss nicht erzählen, warum.

Sie erzählte mir auch einiges über ihr Leben. Wo sie gearbeitet hatte, was sie früher erlebt hatte und und und.

Es war eine ziemlich gute Ablenkung. Keiner von uns beiden dachte mehr daran, was die Jungs gerade in dem Wald taten. Wir lachten ab und an, und vergaßen alles um uns herum.

Plötzlich klingelte jedoch weder Olivia's Handy. Entweder war das jetzt eine gute Nachricht, weil sie es erfolgreich geschafft hatten, oder es war etwas passiert. Ich hoffte natürlich auf das erste...

"Hallo? Ist alles ok bei euch?", fragte Olivia mal wieder besorgt.

"Nicht wirklich. Wir konnten alle töten bis auf Ryder. Er ist uns entkommen."

Man merkte, dass William noch nicht fertig war. Aber ich hatte keine Ruhe mehr. Allein, dass ich wusste, dass Ryder noch lebt, bereitete mir heftige Kopfschmerzen.

"Ist etwas mit Justin?", fragte ich alarmiert, als ich den ersten Schock verarbeitet hatte.

Auch wenn er mich verarscht hatte, Ich liebe ihn verdammt nochmal.

"Justin..Er wurde angeschossen."

Out of ControlWhere stories live. Discover now