Kapitel 47 - Seine Schwester

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Wir machten uns also zusammen fertig, bevor wir die große Treppe der Villa hinuntergingen. Alle anderen saßen schon am Tisch und aßen Frühstück. Eigentlich sah es so aus wie eine Familie. Eine Familie, die gerade Urlaub hatte und etwas Spaß haben wollte. Es war so eine friedliche Atmosphäre in diesem Raum.

Justin und ich setzten uns auf die letzten beiden freien Stühle, die nebeneinander standen. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich Hunger hatte aber jetzt, wenn ich dieses ganze ziemlich lecker aussehende Essen sah, bekam ich riesigen Hunger.

Nachdem wir einige Minuten schweigend damit verbracht hatten, das Essen in uns zu stopfen, ergriff John das Wort. "Also wir werden jetzt gleich nochmal Ryder orten, um dann hoffentlich endgültig sagen zu können, wo und wie wir zugreifen können."

Alle nickten und aßen dabei fröhlich weiter. Wie man das alles mit Freude sehen konnte, war mir ein Rätsel. Für mich war es eher eine Last die ich hinter mich bringen wollte, auch wenn ich mit diesem ganzen Mafia-Zeugs nichts zu tun hatte. Zumindest nicht offiziell.

Nachdem der Tisch von einem 'Diener' (Ich fragte mich echt, was sie noch alles hatten) abgeräumt wurden, stellte Richard seinen Laptop auf den Tisch und ließ ihn hochfahren.

Die Stimmung war erstaunlich friedlich und nicht so angespannt wie sie sonst immer war, wenn wir Ryder orteten oder uns wegen etwas anderem in William's Büro trafen.

Und schon wieder sah ich die große Karte, auf der irgendwo ein kleiner Punkt zu sehen war. Tatsächlich befand sich Ryder laut dem Peilsender noch in der Karibik. Ganz genau wo, wussten wir aber noch nicht. Erst, als Richard etwas heranzoomte, konnten wir sehen, dass er sich auch auf Grand Cayman befand.

Zum Glück befand er sich aber genau an der anderen Seite der Insel, sodass wir uns nicht durch Zufall oder so sehen werden, wenn wir aus dem Haus gingen.

"Ich denke mal, dass er da auch irgendwie so etwas wie eine Villa oder so hat. Aber wir müssen das jetzt schnell planen. Wer weiß, wie lange er nur noch hierbleibt.", sagte John und sprach aber direkt weiter. "William und ich werden uns das Haus da mal unauffällig angucken, und dann überlegen, wann und wie wir es stürmen können. Bis dahin kann jeder machen, was er will. Nur nicht Ryder über den Weg laufen."

Alle nickten, was wohl auch schon der Abschluss dieses 'Treffens' war. Alle standen von ihren Stühlen auf und gingen irgendwo hin.

Justin und ich machten uns ebenfalls erstmal wieder auf den Weg in unser Zimmer. Eigentlich mussten wir ja auch noch Koffer auspacken und so.

Schließlich taten wir das auch und waren schon nach einer guten halben Stunde komplett fertig.

"Was wollen wir jetzt machen?", fragte Justin mich schließlich und ließ mich wohl entscheiden, was wir nun tun wollten.

"Keine Ahnung. Am Strand waren wir schon, was könnten wir noch machen?", lächelte ich.

"Was hältst du davon, wenn wir uns die Insel etwas genauer angucken? Ich hab keine Ahnung, wie lange William und John brauchen und wie lange wir danach noch hier sind. Also sollten wir jede Stunde hier ausnutzen.", meinte Justin, was ich mit einem Nicken bestätigte.

Also machten wir uns mit dem Auto auf den Weg ins Zentrum der Insel. Alles hier sah sehr idyllisch aus und verschaffte einem eine ruhige und entspannte Atmosphäre. Es war einfach genau so, wie ich es mir mein Leben lang vorgestellt hatte.

Immer schon hatte ich es mir so vorgestellt, und es jetzt auch mal in Wirklichkeit zu sehen, war so atemberaubend. Ich war einfach nur glücklich, jetzt mal hier zu sein.

Schließlich kam das Auto zum stehen, wobei ich allerdings gar nicht aufgepasst hatte, wo genau wir hinfuhren. Um uns herum waren nur Bäume. Vereinzelt standen hier auch kleine Häuschen, aber überwiegend sah es aus wie ein Wald. Kleine, dünne Wege führten hindurch, welche jedoch gut befahrbar aussahen, als ob hier schon mehrere Autos langgefahren waren.

Wir stiegen aus und die warme Luft, die ich vorher wegen der Klimaanlage im Auto nicht mehr gespürt hatte, umhüllte mich wieder.

"Warum bekomme ich immer mehr das Gefühl, dass du hier schon mal warst?", fragte ich Justin, der sich auch direkt zu mir umdrehte.

"Weil ich hier wirklich schon mal war."

Ich schaute ihn fragend an. Wann war er hier schon mal? Und mit wem?

"Damals, als ich so ungefähr 8 war, habe ich hier mit meinen Eltern und meiner Schwester Urlaub gemacht."

"Und da wart ihr hier?"

Justin nickte. Ich muss gucken, ob wir genau zu dem Ort kommen, wo wir immer gespielt haben. Ich und meine Schwester."

Als er das Wort 'Schwester' sagte, merkte ich, wie er sich anspannte und verkrampfte. Irgendetwas musste passiert sein. Ich würde ihn gleich mal fragen.

Justin nahm meine Hand und ging los. Wir gingen nur etwa ein kleines Stück durch die ganzen Bäume und Büsche, bis wir schließlich das Geräusch des Meeres hören konnten.

ich war erstaunt. Dieser Ort, an dem ich jetzt gerade war, war so unendlich schön. Hier war nicht wirklich etwas Besonderes, aber hier war niemand und man erwartete auch nicht, dass es solche Orte hier auf dieser Insel gab.

Es war ein relativ kleiner und schmaler Bereich des Strandes, der mit kleinen Felsen übersät war. Das türkise Wasser war nur etwa fünf Meter, wenn überhaupt, von dem Wald entfernt, indem wir uns gerade noch befunden hatten.

Und auch, wenn dieser Ort nicht wirklich besonders war, war er wunderschön.

Justin ging näher an das Wasser und wir setzten uns schließlich auf einen Felsen, der ins Wasser ragte. Für ein paar Minuten waren wir beide leise. Justin schaute auf das Wasser. Ich fragte mich, was er gerade dachte. Aber irgendwas passte nicht, das war mir klar.

Nachdem Justin immer weiter einfach nur verträumt in die Ferne schaute, überlegte ich, wie und was ich ihn jetzt fragen konnte. Irgendwas schien ihn zu bedrücken, und er konnte mir alles erzählen.

"Und hier seid ihr also immer hingekommen?", fragte ich und hoffte, dass er etwas mehr auf die Frage eingehen würde, als nur mit 'ja' oder 'Nein' zu antworten.

Out of ControlWhere stories live. Discover now