Kapitel 62 - Eine Lösung

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In den darauffolgenden Tagen passierte nicht wirklich viel. Justin fühlte sich schuldig mit gegenüber und entschuldigte sich jeden Tag um die hundert Mal bei mir. Dabei war ja nichts schlimmes passiert. Mir ging es auch soweit wieder besser

Justin überlegte die ganzen Tage, wie er eine Lösung für das Geldproblem finden konnte. Ich hatte ihm gesagt, dass William ihn bestimmt in Ruhe lässt, oder er das nichts ernst meint, aber woher sollte ich das bitte wissen? Justin kannte William besser als ich, seine eigene Tochter.

Justin meinte, dass William ganz sicher das ganze Geld wollte. Wie viel wusste ich nicht, aber Justin schien es zu wissen, und wenn er überlegte wie er es zusammen bekommen sollte, dann musste es ganz bestimmt sehr viel sein, selbst für Justin zu viel.

Ich kümmerte ich mich da nicht wirklich drum, da ich eh nicht mitreden konnte. Mir schwirrten nur zwei Themen im Kopf herum.

Mein Baby, beziehungsweise unser Baby und Jaden.

Ich hatte keine Ahnung, warum ich an ihn dachte, aber ich dachte darüber nach, wie er sich jetzt fühlte. Er hatte sich die ganze Zeit so komisch verhalten, weil er Gefühle für mich hatte und ich war mit Justin zusammen. Und jetzt, wo er mir das gestanden hatte, wurde ihm hoffentlich nochmal klar, dass ich seine Gefühle nicht erwidere und es auch nie werde.

Er musste sich elend fühlen und eigentlich wollte ich ihm helfen, aber das war wohl eine dumme Idee.

Ich sollte mich eher anderen wichtigen Sachen widmen. Also schob ich den Gedanken mit Jaden beiseite und dachte an mein Baby. Es waren vielleicht noch etwas mehr als 7 Monate bis zur Geburt, aber ich freute mich so sehr darauf, unser kleines Etwas in den Händen halten zu dürfen. Ich spürte, das Justin sich mindestens genau so freute, was mich noch glücklicher machte.

Genau zu diesem Zeitpunkt kam er herein und schaute mich an. Er hatte den ganzen Tag mit irgendwem telefoniert, konnte mir aber noch nicht sagen mit wem.

"Sag mal, mit wem hast du denn die ganze Zeit telefoniert?", fragte ich neugierig. Ich hatte zwar schon ein paar mal gefragt und er wollte mir nie eine Antwort geben, aber ein weiterer Versuch war es wert.

"Mit einer Person, die mir vielleicht helfen könnte mit meinem Geldproblem bei William. Das ist aber alles noch nicht sicher und ich will dazu auch ehrlich gesagt noch nicht viel sagen."

"Ok. Also haben wir dann vielleicht bald nichts mehr mit William zu tun?", fragte ich mit Hoffnung in meiner Stimme. Denn auch wenn er mein biologischer Vater war, ich würde ihn nie auch nur ansatzweise mögen oder sogar lieben. Ich muss ihn ja nicht gleich hassen, weil manchmal ist er ja ok, aber mehr auch nicht. Er wird für mich nie mein Vater sein. Niemals.

"Aber lass uns darüber jetzt nicht mehr nachdenken. Das wird schon alles. Wollen wir jetzt nach New York fahren?"

Ich schaute ihn fragend an.

"Wollen wir erst irgendwie shoppen oder so, und dann vielleicht zu deinen Eltern, wenn du möchtest?", fragte er und lächelte mich mit einem so süßen Lächeln an, dass ich gar nicht erst auf die Idee kam es abzulehnen, was ich eh nicht gemacht hätte. Ich liebte shoppen.

Was meine Eltern anging, war ich mir da noch nicht ganz sicher. Ich würde gleich spontan sagen, ob ich sie sehen wollte oder nicht. Ich hatte mir ja auch eigentlich vorgenommen ihnen von meiner Schwangerschaft zu erzählen, wenn ich das nächste Mal bei ihnen war, und Justin dann dabei war.

Schon wenige Minuten später saßen wir im Auto und fuhren Richtung New York. Es war irgendwie komisch das so zu sagen, denn ich hatte 18 Jahre direkt in New York gelebt, nicht außerhalb.

Ich erinnerte mich an den Tag, an dem Justin und ich das erste mal zusammen shoppen waren. Es war damals, kurz nach meiner Entführung, als ich mir neue Klamotten aussuchen sollte. Damals hatte ich etwas Angst vor Justin, dass er mir etwas tun könnte. Das war mittlerweile fast 4 Monate her. Es kam mir allerdings so vor, als wenn es erst gestern gewesen wäre.

Aber ich hätte auch nie gedacht, dass ich Justin mal so lieben würde. Dass sich aus uns beiden so ein schönes Paar bilden könnte. An dem Tag, als wir shoppen waren, hätte ich nie gedacht, dass wir uns so vertrauen würden. Und jetzt erwarteten wir ein gemeinsames Kind.

Ich konnte es einfach nicht glauben. Es war einfach viel zu schön, ehrlich gesagt, um wahr zu sein.

Bei diesen ganzen Gedanken zurück in den Vergangenheit vergaß ich komplett die Zeit, sodass ich schließlich Justin's Hand an meiner Schulter merkte.

"Wir sind da, Evelyn.", sagte er lächelnd.

"Oh, sorry." Ich war echt zu verpeilt.

Etwas peinlich berührt, stieg ich aus dem Auto und ergriff Justin's Hand. Ich wollte einfach sorgenlos sein und wunschlos glücklich mit Justin durch die Straßen New Yorks gehen. Einfach nicht daran denken, was auf uns zu kommen könnte, und diesen Moment leben.

So bescheuert das auch klingen mag, genau das ging mir gerade durch den Kopf und ich wollte es durchziehen.

Mittlerweile waren wir in einer der Einkaufsstraßen angekommen, in der viele Läden waren, in die ich heute gerne wollte. Ich war immerhin seit fast 4 Monaten nicht mehr shoppen. Das war für mich eigentlich unmöglich. Ein Wunder also, dass ich es ausgehalten hatte.

Justin stöhnte einmal gespielt bevor er mir widerwillig folgte und die schöne Shoppingtour über sich ergehen ließ. Ich meine, er hatte es ja selbst angeboten, dann musste er jetzt auch damit klarkommen.

Out of ControlWhere stories live. Discover now