Drei

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Jareds Kiefer war angespannt als er sich leicht Richtung Vater verneigte und zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervorbrachte.

"Wie Ihr wünscht, Majestät."
Mich durch fuhr eine Gänsehaut, was dachte sich Vater dabei, mir so einen General zurufen? Jared empfand es nicht als Ehre und sein Ton ließ auch nichts anderes vermuten.

Vater überhörte ganz einfach den Tonfall. "Du und deine Leute sollten sich mit den Räumlichkeiten und ihrem Tagesablauf vertraut machen. Also keine falsche Scheu geht ruhig."

Jared schenkte mir einen weiteren kalten Blick. "Nach Ihnen, Prinzessin." Das Wort klang bei ihm fast wie eine Beleidigung.

Den Zwilling blieb der Mund offen stehen als sie sahen wer mir folgte. Ich musste zugeben, dass Jared sehr eindrucksvoll aussah. Er war groß und man sah ihm das tägliche Training, selbst mit der ledernen Jacke, deutlich an.

Jared blieb einige Schritte hinter uns und Esko nutzte die Gelegenheit mir zu zuflüstern.
"Wer ist das?"
Aus den Augenwinkeln wog ich die Entfernung ab. Nein, er hätte uns sicher nicht hören können.

"Das ist der General, dem Vater geschrieben hat."
Auf Ivars Stirn bildete sich eine tiefe Falte. Er versuchte schlau daraus zu werden. "Weshalb ist er hier? Wieso läuft er dir nach?"

"Er ist ab heute mein Beschützer." Hauchte ich zurück. Ivars Augen wurden schmal während Esko auflachte und nun nicht mehr daran dachte seine Stimme zusenken.
"Vor was denn? Vor der Langeweile in deinem Zimmer?"

Ich nahm es ihm nicht übel, er konnte es nicht wissen. Ivars schien aber langsam dahinter zu blicken.
"Esko, ich denke es hat mit letzter Nacht zu tun, von der uns niemand etwas erzählt."

Ich spürte Schuldgefühle. Ich wollte es nicht vor ihnen verheimlichen, aber wenn Vater es ihnen noch nicht gesagt hat, würde ich es auch nicht tun.

"Komm Ivars, wir gehen zu Vater und fragen ihn aus." Dann drehte er sich zu dem Mann hinter uns. "General, sag hast du schon jemanden auf dem Schlachtfeld umgebracht?"

Das Thema behagte mir nicht. Still setzte ich meinen Weg fort. Doch ich hörte noch ihn mit seiner dunklen Stimme antworten.
"Es gehört zu den Pflichten eines jeden Generals seinen Brüdern als gutes Vorbild zu dienen."

Ich hörte noch lange wie Eskos Begeisterung durch den Flur schalte.
Im Gegensatz zu mir wusste die Amme schon bescheid. Freudig dankte sie Jared, dass er den weiten Weg herkam um mich zu schützen.

Er schien ganz verdutzt über ihre Herzlichkeit. Dann inspizierte er meine Räumlichkeiten. Das erste Zimmer war ein Salon mit einem weiten Balkon. Sein Gesicht zeigte deutlich wie hoch konzentriert er war.

Der nächste Raum war mein Bad. Er sah aus jedem der beiden Fenster. Es folgte mein Schlafzimmer auch hier ließ er kein Fenster aus zudem erklärte ihm die Amme welche Tür zu meinen Zimmern führte. Der letzte Raum, war Fensterslos.

In ihm waren alle meine Kleider und Schmuckstücke untergebracht.
"Ich werde meine Leute holen und sie dieser Situation unterweisen."
Er sah mich noch nicht mal an.

Kurz darauf kam er mit sechs Soldaten zurück. Alle sechs verbeugten sich respektvoll vor mir, doch sie konnten ihre Neugierde nicht verhindern. Ich merkte wie sie mir immer wieder Blicke zuwarfen. Mit Sicherheit hielt mich das Königreich für eine kränkliche, kleine Person.

Jared teilte sie in zwei Gruppen. Drei sollten im Flur stehen, die anderen sollten im Salon wachsam sein. Jared selbst würde nicht von meiner Seite weichen. Dies gefiel der Amme gar nicht.

"Fremde Männer sollen sich im Zimmer meines Schützlings aufhalten, versteht mich nicht falsch General, ich habe vollstes Vertrauen in Ihre Fähigkeiten. Dennoch kann es den Ruf der Prinzessin ruinieren."

"Aber Amme, du weißt, dass sich niemand für meinen Ruf interessiert." Versuchte ich ihren Redefluss zu beschwichtigen. Dann sah ich zu Jared. "Es wird Zeit für meinen Tanzunterricht."

Kurz sah er überrascht aus, dann versteinerte sich seine Miene wieder.
"Nur zu."

"Würdet Ihr dann bitte das Zimmer verlassen?"
Ich sah ihm an dass er nicht ganz verstand, bis er sah wie die Amme mit einem leichteren Kleid zurück kam. Sofort ging er, ich hörte ihn noch etwas murmeln bevor er die Tür hinter sich schloss.

"Er ist doch ein anständiger junger Mann und hübsch ist er auch noch. Nicht dass Ihr euch noch in ihn verliebt."

"Ich verspreche dir dies wird niemals der Fall sein."

Im Flur unterhielt sich die Gruppe von Männern miteinander, als sich die Tür öffnete verstummten sie. Ich nahm mir vor Jared für den Moment als Schatten wahrzunehmen.

Zum Tanzen wurde damals ein Zimmer leer geräumt, bis auf ein Piano und einige Stühle die entlang der Wand standen. Jared setzte sich. Den Tanzlehrer kannte ich seit ich angefangen hatte. Er hatte sich selbst nach den Gerüchten nicht gescheut mit mir alleine zu sein.

Heute waren sogar die Zwillinge anwesend. Niemand sah wirklich glücklich aus.
"Wollt ihr endlich das Tanzen lernen?" Ich betrachtete beide mit einem Lächeln.

Esko sah gleich noch verzweifelter aus. "Vater findet, es wäre eine gute Idee zudem werden wir auf Bälle gehen, um nun mit den feinen Damen zu tanzen. Da selbst unsere jüngeren Schwestern besser tanzten als wir würde es wohl Zeit."

"Dass er uns mit denen vergleicht." Brummte Ivars. Ich musste lachen.

"So genug geredet." Unterbrach uns der Lehrer. "Vienna ich muss Euch heute bitten mit Ihren Brüdern zu tanzen."

"Keine Sorge, das wird sicher lustig."
Ivars nahm es einfach hin. Schnell hatte er sich die Schritte gemerkt. Bei ihm war es leicht, wenn ihm etwas nicht gefiel gab er alles um es hinter sich zu bringen. Esko war anders. Wenn er nicht wollte, wollte er nicht.

Immer wieder wurde er ermahnt bis der Lehrer es fürs Erste aufgab. Esko hatte angefangen mit mir im Kreis zuspringen. Mir ging irgendwann die Luft aus und vor lauter lachen schmerzte mein Bauch.

Er streckte sich lachend auf dem Boden aus. Auch ich musste mich setzten, mitten auf den Boden. Erst jetzt wanderte mein Blick wieder zu Jared.

Kam es mir nur so vor oder sah er ungläubig zu mir?

Doch kaum hatten sich unsere Blicke getroffen sah er sofort weg. Erschöpft stand ich wieder auf, um zu ihm zu gehen.

"Tanzt Ihr auch?" Er mochte mich zwar nicht, aber da niemand wusste für wie lange wir noch aneinander gebunden waren, konnten wir zumindest versuchen miteinander auszukommen.

Seine dunklen Augen brannten sich in meine. Ich hatte wirklich erwartet er würde mir antworten, doch er stand einfach auf. "Wenn Euer Unterricht nun vorbei ist, können wir auch gehen."

Was er nur für ein Ekel war! Ich blitzte ihn wütend an und eilte hinaus. Wenn er sich nicht bemühte, würde ich es auch nicht mehr! Wie immer hatte mir die Amme schon ein Bad vorbereiten lassen.

Diesmal merkte Jared sofort, dass er nicht erwünscht war. "Ich bleibe vor der Tür."

Ich seufzte auf, als ich in das heiße Wasser sank. Genau das hatte ich seit letzter Nacht gebraucht. Ich blieb solange in der Wanne bis das Wasser kalt war und die Amme schon schimpfte.

"Jetzt kommt schon raus, sonst holt Ihr euch noch den Tod." Sie hielt mir ein Handtuch hin. Ich folgte ihrer Aufforderung und stieg aus der Wanne. "So haltet Euch warm, ich suche schnell das Öl heraus."

Sie eilte zum anderen Ende des Zimmers. "Warte ich kann -" Ich hatte vorgehabt ihr nach zu laufen um sie abzuhalten das Öl zu holen. Da trat ich auf des Tuch und verlor mein Gleichgewicht. Auf der Suche nach Halt, griff ich in ein Regal und zog den Inhalt mit mir zu Boden.

Laut scheppernd fielen Schüsseln zu Boden und auch ich landete grob mit einem lauten Schrei.

Auch die Amme schrie und dann flog die Tür auf.

Frühlingsfrost Where stories live. Discover now