Vierundzwanzig

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Mein Körper hatte nicht die Kraft sich zu wehren, ich brauchte alles was ich noch hatte um nicht mein Bewusstsein zu verlieren.

Tränen liefen meine Wange hinab, zu sehr hatte ich Angst in das Gesicht von Larus zu blicken, die Hand auf meinem Mund war in Stoff gewickelt, es musste einfach Larus sein. Doch ich wollte auch nicht so schnell aufgeben, mit der linken hielt ich seine Hand fest und biss so fest in seine wie ich nur konnte.

Hinter mir erklang ein unterdrücktes Knurren und ein Fluch. Die Stimme kam mir bekannt vor.

"Ich hätte nie gedacht dass ne Prinzessin so fest zu beißen kann." Hörte ich sein Flüstern, dicht an meinem Ohr, so nah dass sein Atem meine Haut streifte. Ungläubig drehte ich mich um, dabei klammerte ich mich an ihn.

Da stand er, die Stoppeln in seinem Gesicht waren noch länger geworden, er konnte aufjedenfall bald eine Rasur vertragen. Sein Haar war zerzaust, lange hatte es nicht einen Kamm gesehen, als die dicke Wolke endlich den Mond verließ erkannte ich mehr von seinem Gesicht. Die Augen hatten dunkle Ringe, die Wangen waren eingefallen.

Genau in diesem Moment war mir alles egal, in diesem Moment wo ich in seine dunklen Augen sah, die dunkelsten Augen, die ich je gesehen hatte, war mir alles egal. Lachend und weinend fiel ich ihm um den Hals und bedeckte sein Gesicht mit Küssen. Es war pure Euphorie und vielleicht auch das Gefühl nicht mehr real zu sein, es konnte nicht so einfach sein ihn wieder zu sehen.

Doch da war er, seine Hände an meinem Rücken und drückte mich an sich. Ich vergaß alles, selbst der Schmerz wich in den Hintergrund, dieser Augenblick war für mich alles was zählte. Es war mein Körper, der entschied, einen Wimpernschlag sah ich noch Jared, im nächsten war alles dunkel und meine Beine gaben nach.

Stimmen führten mich langsam aus der Finsternis heraus in die Wärme. Erst klang es wie ein unverständliches Gebrabbel, dann trennten sich die Stimme zu einer weiteren, es klang wie eine Unterhaltung zwischen diesen Stimmen. Ich wollte, dass sie endlich schwiegen, ich fühlte mich als hätte ich Tage nicht geruht, ich wollte nichts mehr als schlafen, aber dieses Gerede trieb mich in den Wahnsinn!

"... -uhe." Meine Stimme überraschte mich, es war ein abgebrochenes Krächzen weshalb ich es erneut versuchte. "Ruhe. Seid endlich ruhig."

Alles um mich herum verstummte, niemand redete mehr. Langsam glitt ich wieder in den Schlaf, doch bevor ich mich wieder in der wohltuenden Dunkelheit verlor, erklang eine vertraute Stimme dicht neben mir.

"Vienna, komm zu dir."

In mir entfachte der Wunsch, diese Person zu sehen, nur deshalb zwang ich mich die Augen zu öffnen, noch nie war es mir so schwer gefallen aus dem Schlaf zu kommen. Als mein innerer Kampf endlich ausgefochten war und ich jegliche Müdigkeit überwunden hatte sah ich in zwei dunkle besorgte Augen.

Ehe ich mich in ihnen verlieren konnte drängte sich ein ganz anderer Gedanke durch meinen Verstand.

"Zora, sie ist noch dort wir müssen zurück-"

Jared unterbrach mich mit einer simplen Geste seiner Hand. "Wovon redest du? Wir haben sie vor drei Tagen in der Nähe der Hütte gefunden. Sie ist hier, schau."

Ich sah an ihm vorbei und da saß sie, besorgt musterte sie mich, hatte aber selbst nicht einen Kratzer. Alles fiel von mir ab, Erleichterung breitete sich in mir aus und ich musste meine Stirn an Jareds Schulter lehnen um nicht vor Leichtigkeit um zu kippen.

"Gott sei Dank." Raunte ich. Larus hatte mich belogen, noch nie war ich so froh über eine Lüge gewesen. Ich wollte mir nicht ausmalen was geschehen wäre, wenn ich in das Anwesen zurück gegangen wäre um sie zu suchen. Ich hätte sie nie gefunden.

"Drei Tage sagst du?" Ich sah in die Runde, jeder von ihnen sah so müde aus.

Edwin schenkte mir dennoch ein warmes Lächeln. "Der Held hier wäre am liebsten sofort rein gestürmt und hätte sich abschlachten lassen, hätten wir ihn nicht aufgehalten. Wir sitzen schon seit zwei Tagen hier und haben versucht heraus zu finden in welchem Zimmer du bist."

Die Zeit kam mir gar nicht so lang vor.

"Wer war der Mann? Woher kannte er dich?" Zora meldete sich endlich zu Wort, geleitet von ihrer Neugier, die ich ihr nicht mal verübel konnte.

"Er ist, nein, er war ein Freund meines Vaters. Er müsste eigentlich tot sein, dass er lebt ist unmöglich, ich habe immer gedacht, er sei tot."

"Es interessiert mich ziemlich wenig, wer er war oder was er sein sollte. Ich will eher wissen, weshalb er so hinter dir her ist." Ich konnte es nicht wagen Jared anzusehen.

"Er ist krank! Er hatte vor dreizehn Jahren versucht mich anzufassen und -. Es wird nie aufhören, Larus ist einfach-." Weiter kam ich nicht, denn Jared fuhr sehr laut und grob dazwischen.

"Larus? Larus Gray? Der Bruder des Herzogs?" Sein Gesicht war vor Wut verzehrt, noch nie hatte ich ihn so gesehen, ich traute mich nicht mehr zu sprechen und schaffte es nur mit dem Kopf zu nicken.

Es folgten Flüche, viele Flüche einige kannte ich gar nicht, wir blieben alle stumm, bis Jared selbst leise wurde. Niemand wagte es nach dem Grund seiner Wut zu fragen.

"Irgendetwas stimmt in dem Adel nicht. Wie kann ein Mann auftauchen der für tot gehalten wurde? Weiß dein Vater davon?"

Ich zuckte nur die Schultern langsam war ich mir nicht mehr sicher, wie viel ich wohl über meinen Vater wusste. Resigniert seufzte er.

"Wir müssen so schnell wie möglich diese Person finden die mehr über dich sagen kann."

Nun war Edwin interessiert. "Wen genau sucht ihr?"

Nur sehr widerwillig holte Jared die Karte hervor unseren einzigen Anhaltspunkt. Der blonde Mann studierte lange die Karte selbst Zora beugte sich darüber.

"Ich kenne den Ort." Flüsterte Zora.

"Und ich kenne den Mann." Fügte Edwin hinzu.

Meine Anspannung wuchs ich wusste nicht worauf sie noch warteten. Wieso sprach keiner von ihnen weiter?

Jared war noch viel ungeduldiger als ich. "Jetzt sag schon, wie kommen wir am schnellsten hin?"

"Die Karte stimmt nicht ganz, würdet ihr euch nur nach ihr richten, dann würdet ihr nie bei ihm ankommen."

Auch diese Worte halfen uns gerade nicht weiter.

"Ich führe euch, zum Dank. Wir haben keine Verfolger mehr nun können wir endlich untertauchen."

Ich war erleichtert und wollte sein großzügiges Angebot annehmen.

Doch Jared fand ein gutes Argument zu widersprechen.

"Wieso sollten wir euch noch vertrauen?"




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