Vier

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"Was ist passiert?"
Erklang sofort Jareds Stimme. Nun kreischte die Amme noch mehr.

Mühsam setzte ich mich auf. Jareds Blick haftete an mir, seine Ohren waren rot angelaufen, schnell sah ich an mir herab.

Oh Gott, das Tuch war weggerutscht! Schnell zog ich es wieder über mich und drehte mein Gesicht weg. Blut schoss in meinen Kopf. Dann hörte ich endlich wie die Tür zu ging.

"Geht es Ihnen gut Liebes? Deshalb war ich gegen Männer in Ihrem Zimmer." Sie half mir auf. Ich wollte nicht glauben was gerade passiert war.

Schnell kleidete ich mich an. Nun konnte ich ihm nie wieder in die Augen sehen. Ich hörte wie er sich hinter der Tür räusperte. "Verzeiht, ich hörte Schreie und fürchtete einen Angriff. Ich würde verstehen, wenn Ihr mich als Wächter nicht mehr haben wollt."

Er verstummte sofort. Wie bitte? Wütend riss ich die Tür auf, erschrocken wich er etwas zurück.
"Dachtet Ihr so könnt Ihr wieder zurück aufs Schlachtfeld? War das womöglich sogar euer Plan?"

Seine Augenbrauen fuhren bedrohlich zusammen. "Natürlich ich habe geplant, dass Ihr im Bad fallen würdet." Seine Stimme war voller Sarkasmus. Wie konnte er es wagen?! Ich spürte das Kribbeln in meinen Fingerspitzen.

Nach all den Jahren hatte meine Amme ein unvergleichliches Gespür für mein Innenleben entwickelt.
"Vienna wie wäre es wenn Ihr Jinx besuchen geht?" Dabei reichte sie mir meine Handschuhe.

Ich hatte sie ganz vergessen! Schnell streifte ich sie über. Ich war zu unbedacht gewesen, noch etwas länger und er hätte es herausgefunden.
"Ja, ich denke ich werde sie besuchen." Wandte ich mich leise an meine Amme und stürmte schnell aus dem Raum.

Bald hörte ich Jareds schwere Schritt hinter mir. Ich konnte nicht verhindern dass mein Gesicht wieder zu glühen begann. Ich hielt auf die Stallungen zu, denn Jinx war meine liebste und wohl einzige Freundin.

Ich hörte einen erstaunten Laut hinter sich, als ich mich Jinx näherte.
"Traurig nicht wahr? Die Einzige die ich besuchen kann ist ein Pferd."
Ich war mir sicher er würde es hören, dennoch schwieg er.

Ich strich der dunkelbraunen Stute über den Hals. Freudig wieherte sie.
"Habt Ihr vor auszureiten?"
Ich hielt bei seiner Frage inne. Ich entschied mich ehrlich zu ihm zu sein. "Ich reite nicht außerhalb der Mauern, deshalb müsst Ihr euch nicht sorgen. Zudem steht mir gerade nicht der Sinn nach einem Ausritt."

Ich nahm mir Zeit um Jinx ausgiebig zu pflegen. Ein Diener gesellte sich zu uns.
"Prinzessin Vienna, euer Vater teilt euch mit, dass heute Besuch bevorsteht."

"Richtet ihm aus, dass ich mich nicht wohl fühle und in meinem Zimmer bleiben werde."
Überrascht sah Jared zu mir. Natürlich war deutlich sichtbar wie gut es mir ging, trotz des Zwischfalls im Bad. Nein, ich darf nicht mehr dran denken!

Kaum war der Diener fort konnte Jared nicht an sich halten.
"Weshalb nehmt Ihr nicht am Essen teil?"
Es wurde Zeit wieder ins Zimmer zu gehen. "Ich sagte doch bereits, ich fühlte mich nicht wohl."
Ich konnte seinen Unmut fühlen.

Doch er schwieg. Bis ich schlafen gehen wollte. Er nahm in einem der Sessel neben dem Kamin platz. Sein Schwert legte er auf seinen Schoß. Die Amme war gar nicht mehr zu beruhigen.
"Niemals werde ich zu lassen dass ein Mann im selben Zimmer wie mein Schützling die Nacht verbringt! So weit ist es noch nicht gekommen!"

Es dauerte beinahe eine ganze Stunde bis sie das Zimmer verließ und ich in der Dunkelheit mit dem Rücken zu Jared lag. Ich konnte nicht behaupten, dass ich mich besonders wohl fühlte. Es gab etwas dass mir plötzlich in den Kopf kam und ich sammelt viel Mut um den Gedanken in Worte zu fassen.

"Könnt Ihr mit dem Bogen umgehen?"
Lange war es still und ich wollte nicht glauben dass mein angeblicher Beschützer schlief. Eher ignorierte er mich sicher. Ich schloss meine Augen und bemühte mich Ruhe zu finden, als seine leise Stimme ertönte.
"Ja."

"Bringt es mir bei."
"Weshalb sollte ich es tun?"
Er hatte angebissen. Niemand fragte weiter nach, wenn er etwas nicht wollte. Ich drehte mich zu ihm und wagte es ihn im Schein des kleiner werdenden Kaminfeuers zu betrachten.

"Sollte ich es nach eurem Training schaffen immer ins Schwarze zu treffen, werde ich Vater bitten, euch wieder aufs Schlachtfeld zu schicken und mir eine andere Wache herzubestellen. Solltet Ihr euch weigern dann werde ich Vater erzählen, wie schamlos Ihr in mein Bad eingedrungen seid. Ihr werdet euer Gesicht als General verlieren. Es liegt ganz bei euch."

Misstrauisch betrachtete er mich. Seine dunklen Augen ruhten auf mir und mein Herz schlug schneller.
"Weshalb sollte er euch einen anderen General rufen?"
"Glaubt mir, er wird es tun."
"So etwas nennt man Erpressung."
"Ich nenne es Verhandlung, Ihr könnt euch jederzeit verweigern."

Seine Augenbrauen fuhren zusammen. Mit einer langsamen Bewegung fuhr er sich mit den Fingern durch sein dunkles Haar.
"Mir bleibt keine andere Wahl."

Ich jubelte innerlich auf. Ich würde Schießen lernen.
"Warum wollt Ihr lernen zu schießen?" Durchbrach er meine Gedanken.

"Ganz einfach, weil es mir nie erlaubt wurde."

"Also habt Ihr vor zu rebellieren." Es war keine Frage sondern eine leise dahin gemurmelte Feststellung.

"Ich rebelliere nicht. Ich will es einfach lernen. Wieso braucht jemand einen Grund das Bogenschießen zu lernen?"

"Ihr seit nicht desto trotz eine Frau."
Augenblicklich fuhr ich im Bett hoch.

"Was soll das für ein Grund sein? Ich darf es nicht weil ich eine Frau bin?! Lächerlich!" Wütend warf ich mich zurück aufs Bett, mit dem Rücken zu ihm. Meine Finger waren wieder kalt geworden und ich verbarg sie unter der Decke.

"Wieso verlasst Ihr nicht das Schloss?"

Es war als wäre mit der Einbruch der Nacht seine Zunge gelockert worden. Eine Frage nach der anderen kam ungeniert von ihm. Was wollte er damit erreichen? Ich hatte nicht mehr vor ihm zu antworten. Das Geheimnis durfte ich ihm einfach nicht offenbaren. Er würde Angst vor mir bekommen wie viele andere auch. Deshalb blieb ich ihm die Antwort schuldig und schlief ein.

Ich schlief überraschend gut. Vor dem Frühstück rief Vater mich zu sich. Ich streite nicht ab dass ich es eilig hatte. Ich fragte mich was er diesesmal von mir wollte.

Ich raffte meine Röcke und eilte die Flure entlang. Wieder schien er ganz erregt und seine Freude war ansteckend. Ich lächelte sofort als ich ihm ins Gesicht sah.

"Ich habe wunderbare Neuigkeiten." Er sprang auf und umrundete seinen Tisch. Mit letzter Kraft sammelte ich meine Geduld, ich wollte ihn nicht drängen.
"Wir hatten gestern Besuch wie du weißt und dort beim Gespräch kam mir plötzlich eine Idee. Ich dachte darüber nach und kam zu dem Entschluss, wieso auch nicht. Es wird sich für euch beide lohnen."

Ich hing förmlich an seinen Lippen. Hätte ich auch nur geahnt was seine nächsten Worte waren, wäre ich nicht mehr zu halten gewesen. Es war Jared der Ordnung in Vaters Gerede brachte.
"Bitte sagt was euer Plan ist."

"Natürlich, natürlich. Ich hab mich hinreißen lassen. Keine Sorge ich will euch nicht lange auf sie Folter spannen." Doch genau dies tat er. Ich saß wie auf heißen Kohlen. "In wenigen Tagen werdet ihr eine Reise antreten."

Mein Herzschlag beschleunigte sich.

Frühlingsfrost Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang