Fünfundzwanzig

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Natürlich hatten die Beiden keinen Grund weshalb wir Ihnen glauben sollten.

Doch ich traute Zora und nur ihr zu liebe stimmte ich zu Edwin bis zum Ende zuzuhören. Wir erfuhren, dass dieser alte Mann schon seit langer Zeit alleine in den Bergen lebte. Nur wenige trauten sich zu ihm.

Die Menschen hielten ihn für einen allein lebenden Irren. Der sich nicht mehr aus seinen Bergen traute, was ihnen nur recht war, dadurch blieben sie von ihm verschont.

Edwin versprach auch, es diesmal nicht zu versauen.

"Aber was passiert mit ihm?" Zora sprach bewusst den Namen nicht aus und dennoch wussten wir alle dass sie Larus meinte. Ich hatte Jared nur schwer aufhalten können das Haus trotzdem zu stürmen und alle niederzumetzeln oder es zumindest niederbrennen zu lassen.

"In den Bergen kann er uns nicht mehr so ohne weiteres finden." Wand ich schnell ein. Jared kämpfe sehr mit der Entscheidung, ob er Edwin folgen sollte oder lieber riskierte von Larus gefunden zu werden.

Ich saß mit ihm abseits und wartete darauf, dass er endlich etwas beschloss, natürlich war ich dafür mit den beiden mitzulaufen.

"Die Beiden konnten nicht anders, dass weißt du."

Seine dunklen Augen fanden meine und hielten lange dem Blick stand, so dass mein Herz sich beschleunigte, fest rechnete ich schon damit, dass er seine Hand ausstrecken und mein Gesicht berühren würde.

Aber er tat es nicht. Stattdessen wichen seine Augen von meinen. Irgendetwas beschäftigte ihn, er knetete seine Hände so stark, dass rote Stellen blieben.

Als ich meine Hand drüber legte sprach er endlich.

"Es war meine Schuld."

"Was meinst du?"

"Ich lass dir zu viel Freiheit, du darfst zu viel, weshalb ich dich wenn es drauf ankommt nicht beschützen kann."

"Unsinn!" Widersprach ich ihm.

"Kannst du dir eigentlich vorstellen wie wahnsinnig ich war als du nicht zu finden warst? Als wir die Hütte erreichten und niemand war mehr dort."

Er benannte den Fund in der Hütte nicht. Alle dort waren tot, nur wegen mir, dennoch sprach er es nicht aus und dafür war ich ihm dankbar.

"Als ich das vereiste Zimmer oben fand, mit diesem -"

Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Nur all zu gut, sah ich das Zimmer überzogen mit Eis und dem leblosen Mann auf dem Bett vor mir.

"Aber es ist alles gut gegangen. Mir ist nichts passiert, du warst da im Garten und hast mich gefunden, mehr brauchte ich nicht."

Sachte legte ich meine Hände um seine und zog sie von seinem Gesicht. Schuld stand in seinen Augen.

"Du musst mich nicht schützen nur weil mein Vater das wollte." Damit wollte ich ihm ein wenig seiner Bürde nehmen.

"Ich tu das nicht wegen ihm." Seine Worte machten mich sprachlos und ich konnte nichts mehr tun als ihn ansehen.

"Tut mir leid euch zu stören, aber wir werden bald los müssen." Rief Edwin uns zu.

"Wir haben so viel geschafft, lass es uns jetzt ein weiteres Mal wagen." Ich stand auf und hielt meine Hand ihm entgegen darauf wartend, dass er mir folgte.

Er wollte es nicht doch er tat es, in diesem Moment tat er dies nur für mich.

Seit dieser Entscheidung waren drei Tage vergangen. Ich lief im zerrissenen Nachthemd, über das Jared seinen Umhang geworfen hatte. Doch ohne Schuhe ritt ich die meiste Zeit auf seinem Pferd, welches natürlich den Weg zu seinem Herrn ein weiteres mal gefunden hatte.

Die beiden Männer redeten wenig miteinander, doch wenn es geschah dann nicht mehr so abweisend.

Zu behaupten ich würde die Reise genießen wäre eine glatte Lüge. Meine Seite schmerzte und zog sich in meinen Rücken, ich sah es nicht als Notwendigkeit jemandem davon zu berichten. Ich wollte die Reise nicht unnötig verzögern.

Bei der dritten Tagesreise schmerzte mein Kopf und ich schwitzte sehr stark, was mich aber nicht davon abhalten konnte weiter auf dem Pferd zu sitzen.

Am vierten Tag kam ich nur noch mit Mühe aufs Pferd und nach einem halben Tag rutschten meine Hände von den Zügeln.

Immer und immer wieder richtete ich mich von neuem auf dem Sattel auf. Meine Sicht war verschwommen. In einem Augenblick saß ich noch auf dem Rücken des Tieres im nächsten lag ich schon in Edwins Armen.

"Was ist passiert?" Jared, der sein Pferd geführt hatte, kam auf uns zu, um mich an sich zu nehmen.

Da erklang Zora. "Du hast da Blut."

Edwins Hand war blutig, überrascht sah er zu mir.

"Meine Schulter." Krächzte ich außer Atem. Zora kam herbei und entfernte den Umhang, dann zog sie dass Nachthemd über meine Schulter, ich hörte nur wie sie die Luft einzog.

"Die Wunde ist aufgerissen, wann konnte das passieren?"

Ich hatte nicht die Kraft ihr zu erklären, dass ich ein gutes Stück zu Boden gestürzt war, als ich aus dem Fenster flüchtete.

"Wir müssen es sofort verarzten und nähen!" In Jareds Worten klang Panik mit.

"Fasst ihre Wunde nicht an!" Schrie plötzlich eine alte Stimme von irgendwoher. "Legt sie ab."

Ein alter, gebeugter Mann kam leichten Schrittes auf uns zu.

"Wieso?" Grollte Jared.

Der Fremde blieb unbeeindruckt. "Wenn du willst, dass sie weiterlebt solltest du auf mich hören, Junge."

"Jared?" Edwin schien auf dessen Entscheidung zu warten, seit wann waren sie so vertraut miteinander?

Ich konnte seine dunklen Augen förmlich auf mir spüren. "Wir tun was er sagt."

Ich wurde auf die Seite gelegt, das Atmen viel mir immer schwerer. Der Mann schmierte etwas auf die gewaschene Wunde und gab mir etwas zu trinken. Jared stütze mich dabei und hielt den Becher während ich trank.

Nach einem sehr tiefen Schlaf, erwachte ich voller Kraft und ohne Schmerzen.

"Wie geht es dir?" Zora war neben mir.

"Ganz gut." Ich setzte mich auf, während die zwei jungen Männer zu mir kamen. "Wer ist der Mann?"

"Er wollte nicht reden so lange du schläfst." Antwortete Edwin.

Der Alte kam zwischen Büschen hervor, als er mich sitzen sah, beschleunigte sich sein Schritt, er war sehr aktiv für sein Alter, wenn man sein Gesicht sah das von tiefen Falten bedeckt war, und sein ganzer Körper total dürr wirkte konnte man ihm so viel Flinkheit gar nicht zu muten.

"Wäre ich euch nicht entgegen gekommen hätte sie mich nie lebend erreicht." Waren seine Worte.

"Ihr wusstet, dass wir zu euch wollen? Seit Ihr der Mann der mehr über meine Kraft sagen kann?"

Der Mann sprang aufgeregt von einem Bein aufs andere. "Natürlich, natürlich! Die Wunde war vergiftet, du hättest die richtige Medizin gebraucht, die dich aber nicht gesund machen würde, sie würde dir nur die Schmerzen nehmen."

Ich dachte an die Brühe, die ich hatte trinken müssen. Larus hätte mich so Schritt für Schritt getötet.

"Ich möchte wissen weshalb ich diese Kraft habe und wie ich sie los werde."

Er lachte nur auf. "Weshalb wollt ihr sie denn los werden? Sie ist ein Teil von euch, Prinzessin."

Zora und Edwin erbleichten beide augenblicklich. Sie kannten mein Geheimnis bis auf eine kleine Tatsache, wer ich wirklich war und für einen langen Moment hatte ich selbst vergessen als wessen Tochter ich vor Jahren geboren wurde.







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