Achtundzwanzig

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"Komm wach auf." Jared schüttelte meine Schulter danach tat er das Gleiche bei Zora.

Mürrisch blinzelte ich und sah mich um. Wir waren schon zwei Tage unterwegs. Jared und Edwin hatte erst mal beschlossen ein Dorf anzusteuern, mit der Begründung, wir müssten uns alle mal frisch machen und uns neue Kleider zulegen.

Auf meine Frage hin, von was wir das alles bezahlen wollten, hat niemand etwas gesagt. Ich befürchtete das schlimmste. Jetzt wo wir vieles geklärt hatten verstanden sich die Männer besser, doch ob es besser so war oder nicht konnte ich nicht sagen.

Ich traute beiden alles zu und sie zusammen fanden in ihrem Denken oft Übereinstimmung.

Auch Zora viel es schwer wach zu werden. Ihre rot blonden Locken standen wirr und struppig ab. Auch mein Haar hatte schon bessere Tage gesehen.

Zora war so müde, dass sie mit mir ritt. Während sie vor mir auf Farr saß konnte ich sie gut halten, so das sie weiter schlafen konnte.

Wir waren näher an einem Dorf als ich erwartet hatte, aber es lag auch an Edwin, dass wir so schnell unterwegs waren. Er kannte das Gebiet, er meinte er wäre in der Nähe aufgewachsen.

Er war wirklich ein Schmied und hatte nach seiner Lehre lange bei seinem Meister gearbeitet. Irgendwann begann er zu reisen um mehr zu lernen und von der Welt zu sehen, bis zu dem Brand wo er Zora rettete.

Ich konnte kaum glauben wie schnell sich sein Leben verändert hatte. Es erinnerte mich an mein eigenes Schicksal. Von heute auf morgen wurde ich aus der Bahn geworfen. 

Den Plan konnte ich nicht ganz durchschauen. Die beiden Männer hatten vor erst mal alleine ins Dorf zu gehen, während Zora und ich im Wald zurück blieben.

Wir nahmen es schweigend hin, denn ich wollte mir nicht vorstellen was die Beiden vor hatten alleine im Dorf zu tun und wie sie an die nötigen Sachen kommen wollten.

Zora wollte von meinem Leben im Schloss wissen und so erzählte ich ihr wie es war. Dass es Essen gab so viel man nur wollte und von dem Tanz- und Musikunterricht, von den schönen doch sehr schweren Kleidern.

Eine Kleinigkeit ließ ich aus. Sie sollte nichts von meinem eingesperrten Leben wissen, dieses Detail behielt ich für mich.

Die beiden Männer kamen am frühen Abend zurück. Jeder von ihnen hatte neue saubere Kleidung an und Jared holte aus einem Beutel neue Kleidung für uns. Zora und ich halfen uns gegenseitig die Kleider zuzuschnüren, es war nichts auffälliges, ganz einfache schlichte Kleider in braun. Ich riss ein sauberes Stück aus dem Nachthemd, mit dem ich Zoras Haare nach dem Flechten zusammen band.

Erst als wir wieder wie vernünftige Menschen aussahen, ließen wir den Wald hinter uns. Die beiden Männer führten uns zu einem Wirtshaus, Edwin steuerte auf den Mann hinter dem Tresen zu und sprach kurz mit ihm, nach dem er noch einige Münzen vor die Hand des Wirtes schütte, nickte dieser sofort zustimmend. In einem war ich mir sicher, ich wollte nicht erfahren wie er zu den Münzen gekommen war.

Edwin kam mit zwei Schlüsseln zu uns.

"Die Mädels kriegen ein Zimmer und wir das andere." damit reichte er mir einen Schlüssel und wir stiegen hoch. Nur anstandshalber hatte Jared geschwiegen, um nicht vor den Gästen ein Theater zu veranstalten.

"Wie kommst du darauf in getrennten Zimmern zu schlafen?"

"Keine Sorge ich bat darum, dass sie neben einander liegen."

Als ich das Zimmer aufgeschlossen hatte, hielt Jared mich am Ellbogen zurück. Zora lief hinein um sich um zusehen und auch Edwin verschwand in seinem Zimmer.

"Ich lasse nicht zu, dass du alleine bleibst."

"Aber ich bin nicht alleine. Zora ist bei mir." Natürlich tat er es mit einem Schnauben ab, denn dies war ganz sicher nicht was ihn beruhigte. Weshalb ich ernster ansetzte.

"Du weißt genauso gut wie ich, dass ich mich besser als jeder andere von euch verteidigen kann."

Seine Entschlossenheit fiel ein Stück.

"Und sollte was passieren seid ihr direkt neben an. Also hör auf dir Sorgen zu machen." Ich drückte seine Hand und schenkte ihm ein warmes Lächeln, ich sah in seinen Augen wie es um ihn geschehen war. Müde legte er seine Stirn auf meine.

"Genau das meine ich, deine Macht über mich ist mir unbegreiflich. Dieses mal gebe ich dir noch einmal deinen Willen. Edwin hat ausgehandelt, dass wir unser Essen auf das Zimmer bekommen und wir bekommen bald heißes Wasser, also werden wir uns bis morgen nicht sehen. Schlaf gut."

"Nutz die Gelegenheit und rasier dich wieder General."

Er lachte bevor er mir einen Kuss auf die Stirn drückte und wartete bis ich im Zimmer verschwand.

Zora strahlte über beide Ohren. "Hier steht eine Wanne, wir können ein Bad nehmen. Denkst du es in Ordnung? Ich sollte mal schnell zu Edwin und ihn fragen."

"Brauchst du nicht für heute müssen wir das Zimmer nicht mehr verlassen."

Sie verstand erst später was ich damit meinte, erst als es an unsere Tür klopfte und zwei kräftige Frauen mit jeweils einem Eimer dampfendes Wasser herein kamen um dieses in die Wanne zu schütten. Ich ließ Zora zuerst baden. Ich sah an ihrem Gesicht, dass sie noch nie in einer heißen Wanne gesessen hatte.

Ich nutzte die Gelegenheit sie zu fragen, während ich ihr lachend den Rücken schrubbte.

"Hast du noch nie heiß gebadet?"

"Im Waisenhaus baden immer zuerst die großen, weil sie die stärkeren sind, bis ich dran kam war das Wasser oft fast kalt."

"Wie alt bist du eigentlich?"

"Elf."

Sie war nur ein Jahr älter als mein jüngster Bruder Amir, doch kam sie mir schon viel reifer vor, allein wie sie manchmal ruhig blieb oder die Situation übernahm, hatte ich sie deshalb für älter geschätzt.

Ich half ihr beim waschen ihrer Haare und danach bürstete ich sie bis sie trocken waren.

"Das Wasser wird kalt bis du fertig bist." Wand sie ein und war schon dabei mir die Bürste aus der Hand zu nehmen, doch ich entzog sie ihr.

"Ich mache das wirklich gerne." Außerdem hatte ich nie die Gelegenheit dazu gehabt je eine Schwester für meine eigenen Schwestern zu sein. Seid dem Vorfall mit Larus musste ich immer vorsichtig sein und hatte selbstverständlich selber Angst vor mir.

Zora hatte Recht behalten, das Wasser war kalt, doch es machte mir nichts. Als auch ich trocken war und mein Haar kämmte, schlief Zora schon tief und fest. Auch ich sehnte mich nach einem richtigen Bett, mag sein, dass ich bei Larus ein Bett hatte doch waren diese Momente mit mehr Schatten verbunden.

Ich legte mich neben das schlafende Mädchen und versuchte an nichts mehr zudenken.








Frühlingsfrost Where stories live. Discover now