Sechszehn

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Die Welt schien sich zu drehen. Wieso war er plötzlich so? Was wollte er, denn jetzt von mir hören?

Ratlos und vor allem hilflos versuchte ich aus seinem Gesichtsausdruck schlau zu werden, schließlich halfen seine Worte nicht. Plötzlich hatte seine ganze Körperhaltung etwas abweisendes, als würde er mich gar nicht kennen.

Die innere Wärme wich Stück für Stück und machte dem Unbehagen Platz. Sein Blick glitt wieder zu Boden und nun dämmerte mir, dass dort etwas sein musste was er so zu hinterfragen schien. Irgendetwas was ihn beunruhigte.

Von der Neugierde geleitet wanderten meine Augen hinab. Meine Füße standen auf der Wiese, eine Wiese die ziemlich gelblich war, eine Wiese mit ziemlich vielen welken Blumen, die bis unter den Wagen führten. In der Nacht waren mir diese gar nicht aufgefallen.

Ich ließ meinen Blick wandern. Sonst war die Wiese absolut in Ordnung, doch wies das restliche Grün nicht eine einzige Blüte auf. Verwundert sah ich wieder zu Jared.

Machte ihm das Unbehagen? Dass an manchen Stellen die Wiese mal mit Blumen bedeckt gewesen war, die nun nicht mehr ganz frisch waren? Aber weswegen beschuldigte er mich? Ich stockte in meinen Gedanken. Dachte er ich hätte die Kontrolle verloren?

War das der Grund? Doch es gab nichts was meinen Frost hatte bezwecken können. Außerdem müssten sie dann gefroren sein und nicht verwelkt. Also konnte ich es wirklich nicht sein, beruhigte ich mich selber.

Er hatte es sicherlich missverstanden mehr nicht. Wahrscheinlich hatte er die kleine Tatsache mit dem Eis vergessen.

Seine Augen fanden meine und augenblicklich wich ein Stück der Kälte aus ihnen.

"Hast du wirklich keine Ahnung?" Diesmal hatte seine Stimme einen weichen Ton angenommen. Nun wurde mir mulmig, was hatte er nur, was hätte ich seiner Meinung nach wissen sollen?

Unwissend schüttelte ich meinen Kopf. Einzelne Strähnen fielen in mein Gesicht. Das eins so schön Geflochtene löste sich an einzelnen Stellen. Die leichte Brise jagte mir eine Gänsehaut über die Arme, obwohl ich mir nicht sicher war, ob es wirklich an dem Wind lag.

Plötzlich machte Jared große Schritte auf mich zu und überbrückte damit jeglichen Freiraum zwischen uns. Noch nie standen wir uns so nah wie jetzt. Seine Augen bohrten sich in meine und mein Herz wurde schneller.

Ich spürte wie sein Atem mein Gesicht streifte und statt der Gänsehaut durchfuhren mich kleine warme Schauer. Noch immer blickte er mich an, ich wusste nicht worauf genau er wartete, doch den letzten Abstand behielt er ein.

Dann zuckten seine Augen schnell nach unten, um kurz darauf wieder meine zu finden.
"Schau." Hauchte er. Zuerst war ich unfähig mich von ihm zu lösen. Ich hatte eine kleine Narbe an seiner Schläfe entdeckt, die nie komplett verheilt war. Seine Wangen waren bedeckt mit lauter dunklen Stoppeln, seit wir aus dem Schloss waren, hatte er sich nicht rasieren können.

Zudem waren seine Augen gar nicht so dunkel, bei den Strahlen der Sonne glänzten sie bräunlich, mit kleinen goldenen Flecken.

Endlich gelang es mir seiner Aufforderung zu folgen. Das einst verwelkte Fleckchen auf dem wir standen erstrahlte in den buntesten und stärksten Farben. Erst dachte ich mir nichts dabei, doch dann dämmerte es mir.

"Sie ... die Wiese ... alles ist wieder grün und die Blumen!" Überwältigt sah ich zu ihm hinauf. Mir fiel auf wie seine Ohren wieder leicht an Röte gewannen. "Aber warum?" Nun starrte ich verwirrt hinab.

Wie konnte das sein? Wie war so etwas möglich? Wieso brachte Jared es mit mir in Verbindung?

"Du bist das." Flüsterte er. Nun nahm er mich aber auf den Arm. Ich wollte ihm gerade sagen, er solle sich mit jemand anderem so einen Spaß erlauben, doch dann sah ich den Ernst in seinem Gesicht.

"Nein, ich kann das nicht. Schon vergessen? Ich lasse alles erfrieren." Niemals würden durch mich Blumen erblühen. Viel zu grausam wäre der Kontrast zwischen Leben und Sterben, was sich in meine Inneren austobte.

"Ach nein? Wie kann es sein, dass der Fleck erst verwelkt und dann erblüht?" Konterte er. "Hast du mal daran gedacht, dass deine Fähigkeit nicht unbedingt für Tod steht?"

Langsam wurde mir der Gedanke zu unheimlich. Ich trat von ihm weg, seine Nähe wurde mir zu viel.
"Ich kann das nicht." Betonte ich es ein weiteres Mal.

"Das ist keine Erklärung. Es ist dir schon einige Male passiert." Wir wurden nicht laut, doch sowohl seine als auch meine Stimme wurden immer bestimmter und harscher.

"Wann soll das je vorgekommen sein?" Hakte ich provozierend nach. Wann bitte schön hatte ich es schon blühen lassen ohne es selber zu bemerken?

"Damals beim Bogen schießen und bevor Farr wieder zu uns stieß." Jared blieb nach seinen Worten ruhig.

Ich war das nicht! Ich war das nicht! Ich konnte es einfach nicht gewesen sein. Ich ließ nichts erblühen, ich nahm das Leben!

"Nein."

Das Wort kam so scharf aus meiner Kehle, dass es mich selbst überraschte.

"Deine Angst und Wut lösen wohl die Kälte aus und das hier wird ..." Er brach bei seiner Erklärung ab. Bitter lachte ich auf.

"Weshalb passiert das deiner Meinung nach? Sag schon, es interessiert mich brennend wie du das erklärst." Kälte breitete sich in mir aus.

Er schien mit sich zu ringen, bis er mit sich selber eine Entscheidung vereinbart hatte. Mit großen Schritten kam er wieder auf mich zu, doch diesmal blieb er nicht kurz vor mir stehen.

Er überbrückte jeglichen Abstand, dabei nahm er mein Gesicht zwischen seine Hände und dann geschah etwas von dem ich nie gedacht hätte, dass er es tun würde.

Er drückte seine Lippen auf meine. Automatisch schlossen sich meine Augen und mit einem leeren Kopf ließ ich einfach den Moment auf mich wirken.

Eine angenehme Wärme durchflutete mich und taute meinen inneren Frost auf.

Nach einer schieren Unendlichkeit gab er mich frei. Sofort fanden seine Augen die meinen. Blut rauschte in meinen Ohren, die Geräusche der Umgebung drangen nur gedämpft bis zu mir.

Ich konnte einfach nicht verstehen was gerade passiert war. Seine Hände ruhten nun auf meinen Schultern.

Seine dunklen Augen kreisten einmal um mich herum, ehe er mich wieder mit festem Blick ansah. Nur schwach nahm ich wahr, wie die Wiese diesmal komplett mit Blumen bedeckt war.

Erst nun hauchte mir Jared seine Antwort zu.

"Weil dein Herz schneller schlägt."


Oh mein Gott, ihr seid der HAMMER!

🎉🎉🎉🎉🎉🎉🎉🎉🎉🎉🎉🎉🎉🎉🎉

Ich freu mich so 1K, ich glaub's nicht! 🙈 🙈 🙈

Es begang als eine kleine Testversion und nun wurde es für mich zu einem Projekt, welches ich unbedingt beenden will.

Vielen Dank an all meine fleißigen Leser und Voter.

Ihr seid einfach klasse!

Frühlingsfrost Where stories live. Discover now