Sechsundzwanzig

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Der alte Mann führte uns in sein Heim, mir wurde bewusst, dass wir es nie alleine gefunden hätten. Der Eingang war eine Spalte im Gestein vor der wildes Grün wucherte und alles verdeckte.

Weder Edwin noch Zora sprachen auf dem Weg auch nur ein Wort.

Wir stiegen steinerne Stufen hinab bis wir im Herzen ankamen. Es war ein riesiger Raum, überall waren Kerzen hinter Glas gesperrt und erleuchteten mit ihrem warmen Schein die Unmengen an Büchern. Sie lagen und standen überall.

Der Alte stieg Stufen zu einem Podest hoch auf dem ein Stuhl vor einem steinernen Tisch stand.

Wirr begann er sich durch die Bücher zu wühlen.

"Hört, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit." Rief ihm Jared empor.

"Andish."

"Wie bitte?"

"Nennt mich Andish. Es ist schon lange her seit ich das letzte Mal Besuch in meinem Heim hatte, verzeiht wenn ich nicht aufgeräumt habe. Wo ist es denn?"

Ich nutzte die Zeit um mich zu Edwin und Zora zu stellen.

"So so, eine Prinzessin also. Ich nehme an von König Miljen?"

"Es tut mir leid, dass ich nichts gesagt habe. Nichts ändert sich zwischen uns, ihr könnt weiterhin mit mir reden wie vorher, ohne Rücksicht."

Edwin öffnete den Mund um etwas zu sagen, wurde jedoch von Andish unterbrochen.

"Ich hab's endlich gefunden!" Stolz warf er Jared eine Papierrolle zu. Dieser öffnete sie und überflog den Text, neugierig stellte ich mich zu ihm und las ebenfalls.

Es klang wie ein Vertrag, nur dass ich nicht ausmachen konnte um was genau es ging.

Hiermit wird der stehende Winter gebannt, auf Wunsch von Miljen sollen die Jahreszeiten wieder einkehren. Die Ernte soll füllig ausfallen, die Gesundheit der Bewohner steigen. Er übernimmt die absolute Verantwortung so wie alle Generationen seines Blutes nach ihm, so dass der Winter nie wieder für ganze Jahre herrschen möge.

Ich konnte es nicht glauben, dort war das Siegel meines Vaters, als Bestätigung.

"Was hat das zu bedeuten?" Flüsterte ich, weil ich noch immer nicht aus den Worten schlau werden konnte.

Der alte Mann hüpfte förmlich von seinem Stuhl und eilte freudig die Treppe hinab.

"Ganz einfach. Vor Jahren lag das Land unter einer dicken Eisschicht, jahrelang zog sich der Winter in die Länge. Die Ernte war schlecht, das Land hatte kein Geld und die Menschen starben im Überfluss. Er hat einen Handel mit meinem Vorgänger geschlossen, durch dieses Schriftstück auf dem mit besonderer Tinte geschrieben wurde wird jeder Wunsch war. Er wollte den Frühling zurück in sein Land bringen, aber der restliche Winter musste schließlich irgendwohin. Da kommt seine Blutlinie ins Spiel, er nistete sich in seinem Erstgeborenem ein.

Pah! Dabei hätte der Narr nur warten müssen! Aber nein, die Menschen sind immer so ungeduldig, er wollte selbst der Mann, der König, sein, der den langen Winter bezwang. Dabei wurdest du als der Frühling selbst geboren. Alles erblüht um dich herum, du bist liebreizend, so hättest du aufwachsen müssen. Als eine Prinzessin des Frühlings, doch eine Berührung deiner Haut zu einem falschen Zeitpunkt tötet.

Genau wie der Winter, der alles Leben bedeckt. Du bist wie ein Frühlingstag an dessen Nacht vorher der Frost über die Erde zog! Alles wurde mit Frost überzogen! Frost im Frühling! Haha, ein Frühlingsfrost! Genau! Du bist der Frühlingsfrost!"

Wie im Wahn schrieb er seine Sätze auf.

"Er hat ihr Schicksal gegen gutes Wetter getauscht?" Jared klang sehr wütend, das letzte mal klang er so als er von Larus erfuhr.

Beruhigend legte ich ihm meine Hand auf den Arm.

"Wie kann ich den Winter los werden?" Fragte ich stattdessen. Nun hörte Andish auf zuschreiben. Seine Augen wirkten mit einem mal viel größer.

"Wieso solltest du ihn los werden? Er ist nun ein Teil von dir, er gehört zu dir wie der Frühling, wie deine Seele. Du kannst ihn nicht aus dir herausholen."

"Aber er sollte doch gar nicht zu mir gehören, das habt Ihr selbst gesagt. Wie kann er da ein unverzichtbarer Teil von mir sein?" Langsam verzweifelte ich, es konnte nicht sein, dass ich den ganzen Weg gemacht habe nur um zu hören, wie machrlos ich wäre.

Jared dagegen beschäftigte immer noch die Wahrheit.

"Ist doch egal mit dem Winter. Wie konnte der eigene Vater so was tun? Mag sein, dass er die Konsequenzen nicht wusste, dennoch hätte er eine andere Lösung finden müssen! Sag doch auch was." Forderte er mich auf. Seit er mich kannte war seine Achtung vor seinem König immer weiter gesunken.

Stumm sah ich zu ihm auf, mit einem mal war ich unendlich erschöpft, ich hatte genug von der Freiheit und den Abenteuern. Ich wollte nach Hause, ich hatte nicht die Reise auf mich genommen um zu erfahren, dass mein Vater an noch einem Unglück schuld war.

Ich vergrub mein Gesicht in Jareds Hemd. Er legte seine Arme um mich und strich über mein Haar.

"Ist schon gut, es ist wirklich nicht wichtig." Seine Stimme war auf einmal so weich, ich hätte auf schluchzen können.

"Was machen wir jetzt?" Ich sah zu ihm auf.

"Das liegt an dir. Wenn du zurück ins Schloss möchtest werde ich dich begleiten, wenn du weit weg willst werde ich dich begleiten." Aufrichtig sah er mir in die Augen.

"Ich will zuerst mit Vater sprechen, danach werde ich entscheiden wie es weiter geht." Dann sah ich zu Edwin und Zora. "Ihr könnt uns begleiten ich werde dafür sorgen dass ihr entlohnt werdet, so könnt ihr ein neues Leben beginnen."

Edwin schenkte mir ein charmantes Lächeln. "Gegen eine Belohnung hab ich nichts einzuwenden." Zora stieß ihn in die Seite.

"Wir sind zum größten Teil an vielem Schuld und du willst auch noch eine Belohnung?" Zischte sie.

"Sie hat es angeboten, es ist nicht nett einer Prinzessin zu widersprechen."

Ich musste lachen. "Also ist es beschlossen, wir machen uns zusammen auf den Weg zurück?" Jared verzog sein Gesicht bei dem Wort zusammen, er hätte sich sicher mehr gefreut, wenn zumindest Edwin sich für einen anderen Weg entschieden hätte.

In mir dagegen entflammte wieder ein kleiner Funken Freude, ich hatte die beiden irgendwie liebgewonnen ganz besonders Zora.

"Woher wusstet Ihr, dass wir kommen würden?" Wand sich Jared noch mal an Andish.

"Das steht alles in den Büchern."

Jared kniff die Augen zusammen. "Wer seid Ihr?"

"Ich bin Andish. Ich hüte Bücher, die Geschichte dieses Landes. Ihr solltet euch beeilen, wenn ihr dem Unglück entgehen wollt."

Ehe wir fragen konnten von welchem Unglück er sprach, scheuchte er uns schon zum Ausgang. Das Licht der Sonne blendete jeden von uns, als wir wieder sehen konnten, drehte sich Jared zum Gestein.

"Wo war der Eingang?" Verwirrt blieb er stehen. Auch ich suchte die Stelle ab, Edwin schlängelte sich vor.

"Hier ..." Ohne Ergebnis fuhr er mit der Hand durch die Pflanzen über das Gestein, dort war kein Spalt mehr, nichts deutete mehr auf den Eingang hin durch den wir kamen.

"Das ist wohl ein deutliches Zeichen, dass wir nun unerwünscht sind." Jared zog mich mit sich. Es war an der Zeit zurück zukehren, endlich würde ich die Möglichkeit haben Vater alles zu fragen.









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