Chapter 1

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Sobald ich die ganzen Jugendlichen sehe, die sich zur lauten Musik bewegen und irgendwelche Getränke runterkippen, steigt die Nervosität in mir. Ich bin das aller erste Mal auf einer Party und kenne diese Szenarien demnach nur aus Serien oder Büchern. Es ist überraschend ähnlich, nur das da dieser penetrante und äußert unangenehme Geruch von Alkohol und Schweiß überall in der Luft liegt, der sonst nie wirklich thematisiert wurde.

Und hier sind Menschen.

Wirklich erschreckend viele Menschen.

Meine Hände greifen wie von allein nach meiner dünnen Jacke, die ich enger um mich ziehe. Doch leider kann sie mich vor dem ganzen hier nicht wirklich schützen.

"Ich denke, das Ganze ist nichts für mich...", rufe ich Amy über die Musik hinweg zu, was sie dazu bringt, den Kopf zu schütteln.

"Du hast mir versprochen zu bleiben! Mindestens eine Stunde", erwidert sie zunächst ernst, doch ihre Miene erhellt sich, als sie einmal durch die Menge sieht. "Hier sind echt viele Leute aus der Highschool. Ich bin mir so sicher, dass dir das gut tun wird, mal ein bisschen unter die Leute zu kommen. Einmal versuchen musst du es schon, um dann wirklich eine feste Meinung zu haben."

Ich seufze ergeben, denn ich weiß, dass Amy recht hat. Feiern ist nichts, was so wirklich zu meinem Wesen passt, und das wissen wir beide genau, doch sie hat nicht unrecht, mit dem voreiligen Schlüsse ziehen. Ich kann erst hundertprozentig urteilen, wenn diese Nacht vorbei ist.

Und ich habe es ihr tatsächlich versprochen.

"Wenn du nach heute auch sagst, dass das nichts für dich ist, dann werde ich dich nie mehr auf eine Party zwingen, versprochen", bemerkt Amy nun, als sie merkt, dass ich immer noch am hadern bin.

Ich nicke zustimmend und lasse mich die nächste Stunde lachend von Amy durch Wohnzimmer ziehen. Sie hält bei vielen bekannten Gesichtern an und unterhält sich prächtig, was das Einzige ist, was die Lage für mich erträglicher macht. Auch wenn ich nicht wirklich Spaß habe und mich auch nicht sonderlich wohl fühle, geht es mir besser, wenn ich sehe, wie sehr sich meine beste Freundin amüsiert.

Und doch muss ich sagen, dass der Geruch auch mit der Zeit nicht wirklich erträglicher geworden ist.

Wie halten die anderen das nur aus?

Meine arme Nase fühlt sich gequält...

"Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass es hier so abgeht", stelle ich fest, sobald mein Blick wieder bei Amy stoppt, die vollkommen in ihrem Element ist.

"Das ist ja auch eine Party und kein Seniorentreff, Ellie", entgegnet sie schmunzelnd und bringt auch mich zum Lachen. Sie spielt auf die Male an, als ich meine Oma im Seniorenheim besucht habe. Dabei weiß sie gar nicht, wie lustig es da sein kann.

"Also ich wäre gerade lieber dort...", murmle ich leise genug, damit Amy es nicht hört. Ich will ihr das schließlich nicht verderben. Ich denke diese eine Party werde ich schon überleben.

"Weißt du was", beginnt Amy und hält nun inne. Sie stellt ihr Getränk ab und sieht mich entschlossen an, "Ich denke, du musst dich erstmal ein bisschen locker machen. Und weißt du was da hilft? Alkohol!", ruft sie zum Ende hin lachend und zieht mich gleich darauf in Richtung der Küche. Auf den Weg dahin rempelte sie genau zwei Menschen an, was zeigt, dass sie schon einwenig angetrunken ist.

In der Küche angekommen läuft sie zielstrebig auf einen Schrank zu und greift nach einem Glas. Gleich darauf nach einer Flasche, die sicher mit nichts kinderfreundlichem gefüllt ist.

"Oh nein Amy, es ist eine Sache, dass ich hier bin, aber ich will wirklich nichts trinken", bemerke ich, was sie jedoch wissentlich ignoriert.

Entweder sie will ihren Sturkopf durchsetzten, oder aber sie ist so angetrunken, dass sie meine Worte nicht ganz deuten kann.

Almost mine ✓Where stories live. Discover now