Chapter 4

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Müde öffne ich meine Augen und blicke der Morgensonne entgegen. Mein Körper schwitzt und ich kann nicht anders, als mich stöhnend auf die Seite zu drehen. Die Decke, die um meine Füße gewickelt ist, versuche ich dabei mühsam abzustrampeln, was mir leider nur halbwegs gelingt.

Mein Blick fällt auf die Uhr und ich bemerke, dass ich heute mehr Zeit habe, um mich fertigzumachen. Seit der Party am Freitag habe ich meine freien Tage genutzt, um meinen zerstörten Schlafrhythmus wieder in Ordnung zu kriegen. Das ist mir eigentlich sogar ganz gut gelungen, doch dafür habe ich viel Zeit meines wertvollen Wochenendes hergeben müssen.

Nun heißt es wieder ab in die Schule und darauf habe ich um ehrlich zu sein gar keine Lust. Seufzend hieve ich mich aus meinem Bett und blicke auf mein Handy.

Einpaar neue Nachrichten von Amy.

Ich lege mein Handy zurück und tapse noch immer im Halbschlaf ins Bad und schnappe mir ohne auch nur in den Spiegel zu sehen meine Zahnbürste. Ich putze mir die Zähne, richte meine Haare und überdecke meine Augenringe mit ein bisschen Concealer. Anschließend schlendere ich zurück in mein Zimmer und hole mir eine helle Hose und ein weißes Sweatshirt heraus. Nachdem ich mir beides übergezogen habe, laufe ich mit meinem Handy und meinem Rucksack im Schlepptau die Treppen runter.

"Mama?", rufe ich durchs Haus und bekomme wenig später eine Antwort.

"Ich bin in der Küche!"

Mitten im Gang biege ich ab und steuere auf unsere Küche zu, in der ich sogleich meine Mutter erblicke. Sie schenkt mir gerade ein Glas Orangensaft ein, das ich dankend annehme.

"Hast du heute wieder Nachtschicht?", frage ich, während ich mich auf einen der Küchenstühle niederlasse.

Sie schüttelt den Kopf. "Nein, aber ich gehe später noch mit deinem Vater essen. Wir holen unseren Hochzeitstag nach. Du weißt schon, den, den wir wegen deiner Oma nicht feiern konnten."

Ich nicke. "Okay, ich gehe später vielleicht noch mit zu Amy."

"Mach das", entgegnet sie lächelnd und dreht sich wieder zu der Kaffeemaschine. Stumm kippe ich den Rest des Saftes runter und stehe auf.

"Ich muss schnell machen. Wir sehen uns später", rufe ich noch, ehe ich mir meine Tasche schnappe und das Haus verlasse. Mir stößt die kühle Morgenluft entgegen und ich kann nicht anders, als erfreut auszuatmen.

Ich liebe den Frühling einfach.

Ich liebe das angenehme Wetter, die schönen Windstöße und die Sonne, die einem jeden Morgen fröhlich entgegenblickt. Der Frühling ist meine Lieblingsjahreszeit, das ist sie schon immer gewesen.

Aufmerksam lasse ich meine Augen durch die Gegend schweifen und halte Ausschau nach einem grauen Auto, das ich kurze Zeit später am Ende der Straße erblicke. Lächelnd steuere ich darauf zu und öffne die Hintertür, ehe ich mich auf einen der freien Sitze niederlasse.

"Guten Morgen Maus", begrüßt mich Amy auch schon lachend, die mich vom Rückspiegel aus ansieht.

"Morgen", entgegne ich leise.

Mein Blick huscht zum Fahrer, der nebenbei bemerkt Amy's Burder ist. Ja, ihr habt richtig gehört: Amy hat einen Bruder, der ihr nicht nur ähnlich sieht, sondern ihr auch verdammt ähnlich ist. Die beiden sind das perfekte Beispiel für die Geschwister, die sich immer gut verstehen und nie streiten.

"Hey Ellie."

Überrascht sehe ich erneut zu Kane, der mich warm anlächelt. Dabei kommen seine Grübchen zum Vorschein, um die ich ihn schon immer beneidet habe. Sie lassen ihn wirklich niedlich aussehen.

"Hey Kane", grüße ich ihn ein wenig schüchtern zurück. Ich kenne Kane zwar schon mein halbes Leben lang, schaffe es aber immer noch nicht, eine halbwegs normale Unterhaltung mit ihm zu führen, ohne rot anzulaufen. Ich weiß, das ist unglaublich peinlich, aber ich kann wirklich nichts dafür. Mein Körper spielt mir immer Streiche und dann steigere ich mich so in die Situation hinein, bis ich nicht mehr Herr meiner Sinne bin.

"Und schon wird sie wieder rot", höre ich Amys amüsierte Bemerkung, was meine Wangen nur noch mehr zum Brennen bringt.

"Amy!", rufe ich mit großen Augen.

Sie ist meine beste Freundin und doch kann sie es sich nie verkneifen, mich damit aufzuziehen. Wenn sie das schon sagen muss, warum genau neben Kane?

"Okay, okay." Sie habt abwehrend die Hände, kann sich jedoch kein breites Grinsen verkneifen, was mich nur noch unruhiger macht, als ich ohnehin schon bin.

Ich traue mich nicht mal mehr zu Kane zu sehen, doch spüre seinen Blick regelrecht auf mir. Er denkt jetzt wahrscheinlich wie so oft auch, dass ich eine kleine graue Maus bin, die noch nie in ihrem Leben mit einem Jungen gesprochen hat.

Und irgendwo hat er da ja auch recht.

"Was hast du in der ersten Stunde?", fragt mich Amy nach einer Weile des Schweigens.

Ich muss einen Moment überlegen, ehe ich antworte: "Mathe."

"Und dann?" Amy dreht sich auf dem Sitz um und sieht mich aus ihren hellen Augen an, die sie auf jeden Fall von ihrer Mutter hat.

"Ähm ... ich denke Biologie", entgegne ich dann und runzle die Stirn.

"Cool, dann siehst du ja Bella wieder."

"Bella?" Verwirrt wandert mein Blick zu Amy und es dauert einige Sekunden, bis ich verstehe, über wen sie spricht. Das Mädchen von der Party. Oder besser gesagt: Did Freundin von dem geheimnisvollen Typen – Damon hieß er, wenn ich mich recht erinnere.

"Ach ja, Bella", murmle ich leise.

"Du bist so niedlich." Amy grinst und kneift mir in die Wange, ehe sie sich wieder nach vorne dreht und mich verdattert dreinblicken lässt.

Kane lacht nur leise.

"Ich hasse es, wenn du mir in die Wange kneifst...", brumme ich und reibe mir beleidigt über die Stelle.

Ich verstehe wirklich nicht, warum mir immer jeder in die Wange kneifen muss. Ich bin schließlich keine fünf mehr!

"Was ist eigentlich mit unserem heutigen Filme-Marathon?", lenkt Amy fröhlich ab und kurz frage ich mich, warum sie heute so unglaublich gut gelaunt ist. Nicht, dass es mich nicht freuen würde oder so, es überrascht mich einfach, da sie es sonst nicht ist. Zumindest nicht so früh am Morgen.

"Der kann gerne stattfinden", antworte ich, da ich selbst richtig Lust darauf habe.

"Super." Amy klatscht sich in die Hände. "Der Abend wird unvergesslich."

Ich lächle. Ich kann mich wirklich glücklich schätzen, eine so gute Freundin wie Amy zu haben. Eine Freundin, mit der man nur Spaß haben kann.

Almost mine ✓Where stories live. Discover now