Chapter 2

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Nachdem ich Amy nicht in der Küche gefunden habe, bin ich direkt auf die Toilette zugesteuert. Es hat zwar einwenig gedauert, bis ich sie gefunden habe, doch nun bin ich schon seit guten zwanzig Minuten hier drinnen und versuche verzweifelt, mir dieses stinkende Gemisch aus dem Oberteil zu waschen.

Irgendwann gebe ich es jedoch auf und schleppe mich zurück ins Wohnzimmer, wo ich dann müde auf Amy warte, die noch immer nirgends zusehen ist.

Eigentlich wäre ich ja schon längst gegangen, wäre da nicht dieses dumme Versprechen, das ich Amy gegeben habe. Und so sehr ich es auch will, ich bringe es einfach nicht übers Herz, Amy hier angetrunken alleine zu lassen. Auch wenn ich weiß, dass sie so ziemlich die Hälfte aller Leute hier kennt und sicher hunderte von ihnen bereit wären, an meiner Stelle bei ihr zu bleiben.

Ihr müsst wissen, – Amy ist ein sehr extrovertierter Mensch und hat dadurch und dank der Tatsache, dass sie wirklich lustig und angenehm ist, ziemlich viele Freunde. Sie genießt eine beachtliche Beliebtheit an unserer Highschool.

Manchmal beneide ich sie um diese Charaktereigenschaften. Denn egal wie sehr ich es auch versuche, ich komme einfach nicht aus meiner Haut. Ich bin eben ziemlich schüchtern und demnach auch sehr ungern umgeben von vielen Menschen. Viel lieber verbringe ich meine Zeit alleine in meinem Zimmer mit einem spannenden Buch und einer heißen Tasse Kakao.

Amy ist um ehrlich zu sein meine einzige Freundin.

"Ellie!", höre ich eine Stimme rufen, die mir nur allzu bekannt ist. Ich drehe mich um und erkenne tatsächlich Amy, die auf mich zukommt. Das sie noch eine Person im Schlepptau hat, bemerke ich erst, als sie schweratmend vor mir angekommen ist.

"Schau mal, wenn ich mitgebracht habe", trällert sie sogleich in bester Laune und deutet auf ein überdurchschnittlich hübsches Mädchen, das neben ihr zum stehen kommt. Und nun, auf den zweiten Blick, kommt sie mir doch ziemlich bekannt vor.

Ehe ich überhaupt etwas sagen oder Amy zur Rede stellen kann, kommt mir diese zuvor, als sie erneut das Wort ergreift. "Was ist denn mit dir passiert?" Sie reißt ihre Augen auf und deutet auf den Fleck, der sich auf meinem Oberteil befindet.

Ich erinnere mich widerwillig an den Zwischenfall von vorhin zurück und sehe Amy vorwurfsvoll an. "Die viel wichtigere Frage ist: Wie konntest du mich alleine lassen? Ich habe die ganze Zeit nach dir gesucht und bin am Ende sogar in einen Kerl reingelaufen und hab mein Getränk ausgeschüttet! Ich hab mich wirklich bis auf die Knochen blamiert", erzähle ich und vergesse dabei ganz, dass ja noch jemand zuhört.

"Was? Aber ich dachte, du wolltest nichts trinken?", fragt sie dann plötzlich mit vor Schock geweiteten Augen.

Ich seufze. "Das habe ich ja auch nicht. Irgendsoein Kerl hat mir einfach einen Becher in die Hand gedrückt und meinte, ich soll es mir schmecken lassen."

"Wie bitte? Aber du hast nichts daraus getrunken, oder?", hakt Amy nun alarmiert nach und ich frage mich wirklich, wie sie das schafft, trotz all des Intus nun doch so scharfsinnig zu denken.

Ich schüttle den Kopf, was Amy dazu bringt, erleichtert auszuatmen. "Du hast mir wirklich Angst gemacht, Ellie. Die aller wichtigste Party-Regel: Trink niemals aus Bechern, die dir ein Fremder reicht! Wirklich, merk dir das."

Ich nicke nur, auch, wenn ich sowieso nie vorhatte, das zu tun. Schließlich trinke ich grundsätzlich nicht.

"Gut, wenn das geklärt ist, dann will ich dir Bella vorstellen", beginnt Amy und deutet auf das Mädchen neben ihr. Ich folge ihrem Blick und erwidere Bella's Lächeln. "Und Bella, dass ist meine beste Freundin Ellie." Nun deutet Amy auf mich.

"Freut mich dich kennenzulernen!", ruft Bella erfreut und zieht mich in eine Umarmung, die ich überrascht erwidere. Ich bin nicht wirklich gut darin, neue Leute kennenzulernen, doch ich muss ehrlich sagen, dass Bella unglaublich positiv und freundlich aussieht und obendrein wirklich hübsch ist. So hübsch, dass man den Blick kaum von ihr abwenden kann.

Als sie sich wieder von mir löst legt sie die Stirn in Falten. "Aber ich kenne dich doch von irgendwoher..."

"Du kommst mir auch bekannt vor", entgegne ich nur, da ich tatsächlich die ganze Zeit versuche, herauszufinden, wo ich sie schonmal gesehen habe. Ich überlege, bis es mir plötzlich einfällt, "Ah! Jetzt weiß ich's, du bist doch in meinem Biologiekurs! In dem neuen Zusatzkurs."

Auch bei ihr scheint ein Licht aufzugehen, denn sie sieht mich mit großen Augen an. "Du bist die Überfliegern!"

Ich nicke lachend. "Und du bist die, die nie ihre Hausaufgaben macht."

Nun ist Bella an der Reihe, zu nicken. Sie stimmt in mein Lachen mit ein. "Genau die bin ich, leider."

"Krass, ich frage mich gerade, warum ich dich noch nie in der Highschool gesehen habe...", kommt es von Amy, die Bella betrachtet. "Eigentlich hättest du mir auffallen müssen."

Und das stimmt tatsächlich. So ein hübsches Mädchen wie Bella müsste man kennen.

"Ich bin erst seit kurzem bei euch auf der Highschool", erklärt Bella und ich stelle fest, dass sie unglaublich helle blaue Augen hat.. "Ich musste meine alte wechseln, weil da echt viel Scheiße passiert ist."

"Oh, dass tut mir leid", sage ich nur und meine es auch so. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie schwer es ist, mitten im Schuljahr die Highschool zu wechseln. Ganz neu anzufangen und neue Freunde zu finden ist bestimmt die Hölle.

"Ja, aber keine Sorge, so schlimm war es nicht", entgegnet Bella lächelnd. Doch als ihr Blick an mir vorbei geht und sie etwas hinter mir fixiert, hält sie inne. "Ach na sieh mal einer an, wer da angestürmt kommt..."

Nun bin ich neugierig und folge ihrem und Amy's Blick. Doch das stellt sich als nicht so gute Idee heraus. Denn die Person, die gerade direkt in unsere Richtung kommt, ist keine geringere, als der Kerl von vorhin.

Peinlich berührt und mit einem viel zu schnell schlagendem Herzen drehe ich mich wieder um, obwohl ich weiß, dass mich dies nicht aus dieser unangenehmen Situation retten kann.

Es ist nämlich bereits zu spät.

Der Kerl erscheint wieder in meiner Bildfläche, als er direkt an mir vorbei zu Bella läuft und neben ihr stehen bleibt. Und während er sie mit einem dunklen und nicht gerade erfreuten Blick mustert, sieht Bella zutiefst amüsiert aus. Sie deutet lächelnd auf den unbekannten Schönling. "Darf ich vorstellen, dass ist mein persönlicher Bodyguard Damon."

Wow, ich muss wirklich sagen, dass sein Name beinahe genauso schön ist, wie er selbst.

Scheinbar genervt sieht Damon zu Bella, ehe er jedoch ihrem Blick zu uns folgt. Erst sieht er Amy an, dann jedoch fällt sein Blick auf mich und ich halte den Atem an. Seine Augen, die das zweite mal an diesem Abend auf meine treffen, sind leer und strahlen keinerlei Wärme aus. Doch dann scheint ihn die Erkenntnis zu treffen, denn ein Funkeln tritt in diese und er sieht einen Moment später auf den Fleck auf meinem Oberteil.

Peinlich berührt versuche ich den Fleck möglichst unauffällig mit meinen Händen zu verdecken, doch das funktioniert anscheinend nicht besonders gut, da sich etwas amüsiertes um seine Gesichtszüge legt.

Ganz benommen starre ich ihn an, was er mir nachtut. Doch anders als ich ist er sehr gefangen, denn er ergreift im nächsten Moment das Wort und bestätigt damit nicht nur, dass er mich erkannt hat, sondern bringt mich dazu, mir zu wünschen, ich wäre einfach Zuhause im Bett geblieben.

"Ah ja, der Tollpatsch."
    
     

Almost mine ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt