~Nichts kann existieren ohne Ordnung. Nichts kann entstehen ohne Chaos~

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Lace

Wir saßen nun schon 10 Minuten über den Buchstaben. Ein kurzer Blick durch die Halle sagte mir, dass auch die anderen Gruppen noch mit ihrer Aufgabe beschäftigt waren. In den Zuschauerreihen war es mittlerweile leise, entweder beschäftigten die Leute sich mit ihren technischen Geräten oder rauchten in kleinen Gruppen in einer separaten Tribüne.

Seufzend rieb ich mir meine angestrengten Augen und richtete meinen Blick wieder auf das Buchstabengewirr.  

tuhsc hanc end nuenueaelldb neeisl. tord teerwd hri eeriewt nnesntoriutik neemkmbo.

Da sich die Idioten, die sich den Test ausgedacht hatten sich wohl für sehr toll gehalten hatten, fehlte jegliche Groß-und Kleinschreibung. Doch ich sollte nicht meckern. Jasper hatte immerhin schon 2 Worte erarbeitet. Der 3. Worthaufen vor dem Punkt bedeutete 'den', der dritte hinter dem Punkt 'ihr'. 

Damit kannten wir zumindest 2 Wörter, auch wenn wir uns mit deren Hilfe nicht unbedingt ein Schema erschließen konnten. Oder? Ich starrte die beiden Wörter noch einmal an. Wenn mich nicht alles täuschte stand der letzte Buchstabe des richtigen Wortes immer an erster Stelle.

"Jasper, kann man sich irgendwo etwas notieren?"

Überrascht hob Jasper den Kopf, dessen Stirn bis kurz zuvor noch gerunzelt gewesen war, dann verkleinerte er die Seite etwas und suchte nach den Notizen. Die öffnete er dann und reichte mir das Tablet. Vorsichtig, ich wollte das federleichte Gerät nicht kaputt machen, legte ich es auf den hellen Boden und begann die neue Reihenfolge zu notieren.

 uhsct anch den uenueaelldbn eeisln. ordt eerwdt ihr eriewte besntoriutikn eemkmbon.

"Warum stellst du das um?"

Ich grinste sie kurz an, dann antwortete ich:"An den beiden gelösten Worten habe ich bemerkt, dass der erste Buchstabe in der sinnlosen Reihenfolge der letzte sein müsste."

Anja nickte mit gerunzelter Stirn, dann beugte sie sich neben mir über die Wörter und starrte die bereits gelösten an. Währenddessen veränderte ich die Reihenfolge ebenfalls, da mir zwei weitere Worte ins Auge gefallen waren. Aus 'anch' machte ich 'nach', aus 'ordt' wurde 'dort'.

"Nach und dort. Das könnte bedeuten, dass wir an einem bestimmten Ort etwas holen müssen. Oder?", wollte Sofia dann wissen.

"Könnte sein. Das kann aber auch bedeutet, das wir etwas an einem bestimmten Ort sehen können oder so", pflichtete ihr jetzt ihre Zwillingsschwester zu.

Ich nickte bloß gedankenverloren. Währenddessen suchte ich nach parallelen zwischen den beiden Worten. Der letzte Buchstabe lag in der durcheinander geratenen Reihenfolge auf Platz eins. Der vorletzte Buchstabe lag bei 'nach' auf dem ehemaligen letzten Platz. der erste Buchstabe auf Platz 3. Der zweite auf Platz 2. Bei dort war es dasselbe Spiel.

Wenn ich also richtig lag, musste die Reihenfolge immer nach dem Schema '4-2-1-3' ablaufen. Zumindest bei den kurzen Worten. Wenn dem so war, dann müssten längere Worte dem Schema folgen, beispielsweise '6-2-4-5-3-1' bei einem Wort mit sechs Buchstaben. Schnell überflog ich die Buchstabenhaufen, bis ich schließlich 'neeisl' fand. Schnell wandte ich das Schema an. Tatsächlich ergab es ein Wort. Seilen.

Konnte das sein? Hatte ich dieses Schema wirklich durchschaut? Oder war es nur ein kluger Bluff, um die Teilnehmer zu verwirren und entmutigen? Mit etwas zitternden Fingern begann ich konzentriert die Worte umzuformen. Und wirklich, langsam bildeten sich 2 Sätze.   

sucht nach den dunkelblauen seilen. dort werdet ihr weitere instruktionen bekommen.

Langsam hob ich meinen Kopf und gab den anderen die Chance, die Sätze zu betrachten. Anja war die erste, die den Blick hob. Mit leuchtenden Augen sah sie mich an.

"Ich bin mit einem Genie verwandt."

Ein wenig verlegen schüttelte ich den Kopf.

"Wäre ich ein Genie, dann wüsste ich auch wo die dunkelblauen Seile sind."

Jetzt war es an Jason den Kopf zu heben.

"Wenn die Halle aufgebaut ist wie unsere normalen Hallen, dann gibt es an der Wänden irgendwo eingelassene Fächer. Da ich annehme, dass die Plätze an denen wir rätseln nicht willkürlich gewählt sind, müssten die Fächer mit den blauen Seilen irgendwo in der Nähe sein."

Ich nickte zustimmend. Jasons Erklärung klang einleuchtend und war zumindest ein Ansatz. Also erhob ich mich und verzog das Gesicht, als meine Knie zu knacken begannen. Auch die anderen warfen mir etwas verstörte Blicke zu. Nur Anja grinste.

"Wirst langsam alt, Brüderchen. Wenn das so weiter geht, dann stirbst du bevor du 20 bist."

Die anderen lachten. Ich nicht. Denn im Gegensatz zu ihnen wusste ich, dass meine Zukunft wirklich so aussehen könnte. Aber ich wollte meine Schwester nicht mit meinen äußerst düsteren und zugegebenermaßen pessimistischen Gedanken belasten.

"Los, lasst uns suchen."

Mit schnellen Schritten trat ich etwas an die Wand heran und musterte sie. Bevor ich die Wand absuchte, so hatte ich beschlossen, würde ich erst nach Auffälligkeiten suchen. Die anderen, die sich langsam beruhigten, folgten meinem Beispiel. Mit etwa einem Meter Platz zu unserem Nebenmann machten wir uns auf die Suche.

Vorsichtig und konzentriert tastete ich einen Bereich ab, der etwas heller als die anderen schien. Doch so viel ich auch tastete, ich fand nichts. Als bewegte ich mich weiter an der Wand entlang und arbeitete einige Minuten schweigend mit meinen Gruppenmitgliedern. Erst ein leiser Aufschrei der Freude ließ mich den Blick wenden.

Vor meiner Zwillingsschwester hatte sich tatsächlich eine kleine Kammer geöffnet. Als ich zu den anderen trat, die bereits vor der erleuchteten Kammer standen, musste ich grinsen. Denn darin lagen Seile. Dunkelblaue Seile. Stella trat nach einigen Sekunden hervor und zog die Seile langsam heraus. Dabei glitt ein kleines Holzkästchen dahinter hinaus und fiel mit einem leisen Klicken auf den Boden.

Während Sofia ihrer Schwester dabei half, die Seile zu entwirren schob ich mich an den anderen vorbei und hob den Kasten auf. An der Seite des wirklich sehr altmodischen Kästchens drehte ich den Schlüssel, der praktischerweise schon steckte, herum und drückte den Kasten auf.

Darin lag ein kleines Gerät, ähnlich einem USB-Stick. Der extrem dünne Stab war kaum zu sehen als ich ihn aus dem dunklen Futter herausholte und in die Luft hielt. Dann reichte ich ihn an Jasper weiter, der eindeutig gelassener mit dem Datenträger umging. Als würde er das jeden Tag machen, ich zweifelte nicht daran, dass dem wirklich so war, schob er ihn in einen kleinen Steckplatz des Tablets, der mir nie im Leben aufgefallen wäre.

Wieder schossen seine Finger über den Bildschirm, dann legte er das Gerät wieder auf den Boden und seufzte. 

"Schon wieder ein Rätsel."

Ich beugte mich über die Schulter des anderen und seufzte ebenfalls. Denn das war nicht nur ein Buchstabenrätsel, sondern auch noch mit Zahlen.

1.2.3.4.3  5.6.7.8.3  9.10.5  11.6.12.3.2  13.2.14.9  

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Quote by: Albert Einstein

2095 - ᴡɪᴇ ɢᴜᴛ ʙɪꜱᴛ ᴅᴜ ᴡɪʀᴋʟɪᴄʜ?Where stories live. Discover now