~Jeder lange Weg beginnt mit einem ersten Schritt~

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Konfuzius

Lace

Der Rest der Woche verlief relativ ereignislos. Freitagabend bekam ich eine E-Mail, in welcher noch einmal wiederholt wurde, was mir der Beamte erzählt hatte. Samstag zwangen Jasper und Louis mich durch verschiedene Schuhläden und überredeten mich dazu, sie zum Essen einzuladen.

Der Sonntag verlief am ruhigsten. Niemand kam um mich zu stören, die Sonne schien und ich lag auf dem Sofa. Das einzige was ich tat, war nachdenken. Über das System, meine Familie, meine Zukunft.

Und, am späten Abend, begann ich auch über meinen Job nachzudenken. Ich hatte viel über die Arbeit des Richters gehört. Angeblich bekam man sie nie zu Gesicht, damit sie vor Attentaten geschützt wurden. Doch mehr auch nicht.

Ich hatte nie gehört, nach welcher Methode die Strafen gefällt wurden. Natürlich hörte man von so manch kuriosen Bestrafungen, aber wie diese gewählt wurden? Darüber verlor nie jemand ein Wort. Selbst hohe Politiker schwiegen darüber, beinah so als würden sie sich vor den Richtern fürchten.

Je länger ich darüber nachdachte, desto sicherer wurde ich mir, dass Richter und Richterinnen die wahre Kraft hinter dem Rat waren. Und je länger ich darüber nachdachte, desto sicherer wusste ich, dass ich kein Teil dieser mächtigen Leute sein wollte. Das Leben als Mittelschichtler war etwas, was ich mir immer gewünscht hatte.

In einer ruhigen Nachbarschaft leben, zwei Kinder, ein Hund und ein Job, in dem ich aufgehen konnte. Ich wollte keiner dieser Menschen sein, denen die Kameras auf Schritt und Tritt folgten, die über jedes Wort nachdenken mussten und die nicht leichtfertig Freundschaften schließen konnten. Und doch war ich jetzt mittendrin.

Ich lag noch lange wach und versuchte, mir nicht all zu viele Sorgen über den nächsten Tag, das nächste Jahr oder sogar die nächsten Jahrzehnte zu machen. Doch es half alles nichts. Als mir die Augen zu fielen war die Nacht schon weit voran geschritten.

Als ich dann am nächsten Morgen um 8 Uhr aufstand verfluchte ich meine rastlosen Gedanken. Doch es half nicht, ich musste trotz dessen aufstehen und mich für meinen ersten Arbeitstag fertig machen. Kein bisschen motiviert trank ich einen Kaffee - oder zwei - und duschte. Dann schlüpfte ich in einen dunkelblauen Anzug, ein cremefarbenes Hemd und mühte mich mit der Krawatte ab.

Nach einem fünfminütigen Kampf mit dem Seidenband schleuderte ich es auf das Sofa und öffnete den obersten Knopf des Hemdes. Ich würde mich ein anderes Mal der Krawatte widmen. Stattdessen zog ich Schuhe an und machte mich daran, meine Haare zu richten. Wie auch im Kampf mit der Krawatte gab ich irgendwann entnervt auf.

Mich störte es schließlich nicht, ob meine Haare abstanden als wäre ich soeben vom Blitz getroffen worden oder nicht. Zumindest jetzt gerade nicht, Ich war mir ziemlich sicher, dass ich es bald bereuen würde so faul gewesen zu sein, aber damit musste ich dann halt leben.   

Als nächstes sammelte ich alles ein, was ich für den Tag brauchen könnte. Natürlich schlang ich die Uhr um mein Handgelenk, das Tablet landete im kleinstmöglichen Format in einer Hosentasche, mein neues Portemonnaie in der anderen. Dann blickte ich auf die Uhr. 8 Uhr 40.

Ein wenig gelangweilt stellte ich mich vor den Spiegel, rückte das Jacket zurecht und zupfte etwas an meinem Hemd. Dann startete ich wenig motiviert einen weiteren Versuch meine Haare zu frisieren. Wie durch ein Wunder schaffte ich es sogar, eine halbwegs annehmbare Frisur zu kämmen. Louis wäre stolz auf mich. 

Als meine Uhr 8 Uhr 55 anzeigte verließ ich meine Wohnung - Den Code hatte ich in den Memos meines Tablets notiert - und stieg in den Aufzug. Während ich herunterfuhr atmete ich tief durch und versuchte, mich selbst davon zu überzeugen, dass ich nicht träumte. Denn so kam es mir vor. Ein Traum, der jeden Moment ein Alptraum werden könnte.

Als der Aufzug hielt verließ ich ihn möglichst ruhig. Beinah kam ich mir ruhig vor, da drängte sich ein neuer Gedanke in meinen Kopf. Wo wartet der Wagen überhaupt auf mich? 

Wieder verunsichert stockte ich kurz. Sollte ich zur Rezeption gehen? Draußen mein Glück versuchen? Ich wandte mich gerade zur Rezeption, da hörte ich jemanden nach mir rufen.

"Herr Underwood, Herr Underwood."

Möglichst Selbstbewusst, sofern das möglich war, drehte ich mich herum und richtete meinen Blick auf einen Mann mittleren Alters, der in einem unscheinbaren Anzug auf mich zu lief. Vor mir blieb er stehen und musterte mich neugierig.

"Herr Underwood, es ist mir eine Freude Sie kennen lernen zu dürfen."

"Gleichfalls, Herr...", begann ich vorsichtig und sah den Mann vor mir auffordernd an.

Gleichzeitig kam ich mir vollkommen verzogen vor. Er war älter, ich sollte mich ihm gegenüber respektvoller Verhalten. Nicht wahr? Doch ihn schien das nicht wirklich zu kümmern. Stattdessen vertiefte sein Lächeln sich, so als würde er sich darüber freuen, dass ich allem Anschein nach seinen Namen erfahren wollte.

"Ich bin Chris Stones, Sir. Ich bin ihr Fahrer."

Ich nickte vorsichtig, als er mich erwartungsvoll anblickte. Oder hätte ich eher etwas sagen sollen?

"Folgen Sie mir doch, Herr Underwood. Ich bringe sie zum Parkplatz. Wenn es für Sie in Ordnung ist, dann werde ich Sie nächstes Mal direkt vor Ihrer Wohnung abholen."

"Okay", antwortete ich möglichst selbstbewusst und folgte dem etwas kleineren durch die Halle. 

Draußen wurde ich zu einem Auto geführt, welches dem ähnelte, in dem ich bei meiner ersten Fahrt in einem solch luxuriösen Fahrzeug gesessen hatte. Überhaupt, die meisten Autos, die hier auf der Straße fuhren, ähnelten einander.

"Herr Raven ist bereits ins Büro aufgebrochen. Er hat eine sehr frühe Verhandlung und ist dementsprechend schon vorgefahren."

Ich nickte zum gefühlt hundertsten Mal an diesem Tag. Was sollte ich auch sonst sagen? Aber Herr Stones schien sowieso keine richtige Antwort zu erwarten. Stattdessen öffnete er die Tür für mich und schloss sie, nachdem ich mich in dem gemütlichen Sitz eingerichtet hatte. Kurz darauf öffnete sich die Scheibe, die den Bereich des Fahrers von der Rückbank trennte.

"Sollten sie Fragen haben oder wollen, dass ich in eine andere Richtung fahren, so müssen sie die Scheibe nur heruntermachen. Neben ihrem Sitz liegt eine Fernbedienung. Ansonsten dient die Trennscheibe dazu, ihre Privatsphäre zu garantieren."

Und dann ging die Scheibe schon hoch und der Wagen setzte sich in Bewegung. Neugierig blickte ich aus dem Fenster und versuchte, mir den Weg zu merken, den wir fuhren. Doch schon nach einigen Momenten lehnte ich mich zurück und begann, eine Strähne meiner Haare aus meinem Gesicht zu pusten.

Die Straße verlief bloß geradeaus, was nicht gerade dazu verführte, aufmerksam dem Straßenverlauf zu folgen. Zu blöd. Nachdem ich die Strähne an Ort und Stelle zurückgepustet hatte richtete ich meine Aufmerksamkeit auf die Werbungen, die auf einigen großen Bildschirmen liefen. 

Doch auch das lenkte mich nicht von meinen Gedanken ab. Viel eher kurbelte es die kleine Maschine in meinem Kopf, die Vergleiche zwischen den Schichten machte, an. Und der Fluss meiner Gedanken wurde wieder schneller und wirbelte umher. Diese verdammten Zweifel. Würde ich die wohl je loswerden?

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Und ich habe es geschafft! Zwei Kapitel, wie versprochen. Ich sollte mir öfter so etwas vornehmen, wirklich. Steigert meine Kreativität.

Mir ist schon wieder langweilig. Ich meine, ich habe eine tragische Komödie, die wir eigentlich erst in ein paar Wochen in Deutsch behandeln, gelesen. Und Gedichte.

Irgendjemand, der sich auch auf die Veröffentlichung der zweiten Staffel Shadowhunters freut? Ich habe sie heute vorbestellt.

Over and Out, _Amnesia_Malum_  

PS: Ich habe mir das nicht durchgelesen, war zu faul. Also sorry für Rechtschreibfehler o.ä. 


2095 - ᴡɪᴇ ɢᴜᴛ ʙɪꜱᴛ ᴅᴜ ᴡɪʀᴋʟɪᴄʜ?Where stories live. Discover now