~Die einen freuen sich über Besuch wenn er kommt~

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Die anderen wenn er wieder geht

Lace

Etwas zögernd machte ich den Fernseher aus, dann erhob ich mich von dem Sofa. Mit schnellen Schritten eilte ich danach zur Tür und öffnete sie. Vor mir stand ein Mann mittleren Alters in einem schwarzen, schlecht sitzenden Anzug und hielt mir irgendeinen Ausweis unter die Nase.

"Herr Underwood, ich bin Steve Werts. Ich wurde von der Regierung dazu auserwählt, ihnen einige wichtige Details zu verraten. Dürfte ich wohl eintreten?"

Ein wenig skeptisch betrachtete ich den Typen. Obwohl ich eine Jogginghose trug sah ich um einiges seriöser aus. Automatisch löste er in mir das Verlangen nach einem Anruf beim Service aus, Ausweis hin oder her.

Doch statt meinem Wunsch den Mann betreffend nachzugehen trat ich mit einem schmalen Lächeln zur Seite und ließ ihn durch. Dabei bemerkte ich, dass seine Schuhe ziemliche Absätze hatten und er trotzdem kaum so groß war wie ich. Der Gedanke erheiterte mich irgendwie und ich gab mir die größte Mühe, es mir nicht anmerken zu lassen.

Stattdessen schloss ich die Tür und leitete den Mann in mein bisher nur einmal betretenes Büro. Als ich mich auf den großen Schreibtischstuhl setzte versuchte ich nicht zu unpassend auszusehen. Sobald ich mich halbwegs sicher vor einer Blamage, wie runterfallen, fühlte, deutete ich auf einen der beiden Sessel, der mir gegenüber stand.

"Setzen Sie sich doch."

Dabei zwang ich mir ein halbwegs freundliches Lächeln auf. Der Mann war mir wirklich unsympathisch. Besonders als er sich wortwörtlich in den Sessel fallen ließ und einen Koffer auf seinen Schoß plumpsen ließ. Dann öffnete er die zerkratzten Schnallen und zog einen Stapel Papiere heraus.

Den Koffer schloss er, ließ ihn auf den Boden fallen und richtete seine Aufmerksamkeit auf die Dokumente.

"Herr Underwood, es ist mir eine Ehre, Ihnen Punktzahl, Beruf, Arbeitspartner und so weiter mitzuteilen", begann er schließlich nach einem kurzen räuspern.

Ich nickte bloß, als er mich ansah und spielte an meiner Uhr herum. Was sollte ich auch sonst schon machen? Ihm erzählen, dass es mir eine Freude war, diese Sachen von ihm zu erfahren? Ich wollte zwar nicht unhöflich sein, aber Lügen wollte ich auch nicht.

"Okay, beginnen wir mit Ihrem Beruf. Sie werden ab dem nächsten Montag als Richter arbeiten. Unterstützt werden Sie dabei von Jasper Pridgeton als ihrem persönlichen Assistenten und Thorne Raven als Ihrem Mentor und Arbeitspartner."

Richter? Ich sollte ein Richter werden? Wer hatte sich das denn ausgedacht? Ich hasste alleine schon den Gedanken daran, über die Schicksale anderer Menschen zu urteilen. Und dann auch noch mit Thorne Raven.

Auf jeder Übertragung im Fernsehen gab der Typ sich arrogant, abgehoben und nicht fähig, mit anderen Menschen auch nur ein bisschen Mitgefühl zu empfinden. Bisher hatte ich nicht gewusst, dass der Mann Richter war, aber irgendwie passte es zu seinem kühlen auftreten.

"Kommen wir jetzt zu Ihrem Punktestand", fuhr der Beamte fort und riss mich so aus meinen Gedanken.

"Sie haben einen Spitzenwert von 98,5 Punkten erhalten. Dementsprechend werden Sie am nächsten Samstag offiziell von den Senatoren und unserem Präsidenten bei einer Live-Übertagung geehrt. Die Feier wird um 20 Uhr beginnen, seien Sie aber möglichst schon eine Stunde früher dort. Machen Sie sich keine Sorgen, ich werde ihnen noch eine Nachricht mit den Informationen zukommen lassen. Noch Fragen?"

Kaum hatte ich den Kopf geschüttelt, nicht in der Lage den Strom an Informationen zu verarbeiten, stand der Mann, dessen Name mir partout nicht mehr einfallen wollte, schon an der Tür meines Büros.

2095 - ᴡɪᴇ ɢᴜᴛ ʙɪꜱᴛ ᴅᴜ ᴡɪʀᴋʟɪᴄʜ?Where stories live. Discover now