~Cause later when I become addicted to life~

3.5K 306 86
                                    

Lace

In Gedanken all die verschiedenen Schritte durchgehend, die ich zuvor gesehen hatte, band ich meine Krawatte. Und etwa bis zur Hälfte kam ich, dann baute ich irgendeinen Fehler ein. Diese Krawatten würden mich noch umbringen.

Möglichst ruhig entwirrte ich den Knoten an meinem Hals, um noch einmal von vorne zu beginnen. Ein Blick aus dem Fenster verriet mir, dass wir uns immer noch kein Stück bewegt hatten.

Während meines dritten Versuchs bemerkte ich, dass Thorne aufgehört hatte auf seinem Tablet zu lesen. Stattdessen beobachtete er mich grinsend. Idiot. Bei meinem fünften Versuch jedoch war Thorne weniger belustigt, sondern viel eher genervt.

Mit gerunzelter Stirn setzte ich zu meinem sechsten Versuch an. Sollte es jetzt nicht klappen, würde das Ding einfach aus dem Fenster fliegen. Doch bevor ich auch nur den ersten Schritt machen konnte, lehnte Thorne sich zu mir.

"Erst einmal musst du den Kragen hochklappen", murmelte er, während er meine Hände weg schob und den Kragen meines Hemdes hochklappte.

"Dann waren deine Schritte richtig."

Ein wenig überfordert beobachtete ich, wie Thorne meine Krawatte band. War ich wirklich so unfähig?

"Du hast vergessen, die beiden Finger an der Stelle zu lassen, wo die dünne und dicke Seite überlappen. Darum kannst du den dickeren Teil nicht durchziehen."

Thorne zog ein paar mal an dem Knoten, laut dem Tutorial hieß es Windsor-Knoten, dann klappte er meinen Kragen herunter und rutschte wieder auf seinen Platz zurück.

"Danke", murmelte ich, immer noch verwirrt.

"Gern."

Den Rest der viel zu lange dauernden Fahrt konzentrierte sich jeder von uns auf sich selbst.

___

Ein paar Stunden später saß ich in meinem Büro und las mir einen Bericht durch, den Jasper mir kurz zuvor geschickt hatte. Anscheinend würde ich jetzt an meinem ersten Fall arbeiten. Der Gedanke daran, die Strafe eines anderen zu fällen, machte mich immer noch außerordentlich nervös. Aber ich würde nicht der einzige sein, der das entschied.

Laut des heutigen Terminplanes, den Jasper zusammen mit dem Dokument geschickt hatte, würde Thorne in einer knappen halben Stunde vorbeikommen, um mit mir über diesen Fall zu sprechen. Danach sollte schon die Verhandlung beginnen.

Mir ging dieser ganze Prozess eindeutig zu schnell, aber wer war ich schon, dass ich das System in Frage stellen konnte. Männer wie der Senator waren schließlich unfehlbare Helden, ohne deren Existenz wir alle dem Untergang geweiht wären. Man bemerke den Sarkasmus.

Kopfschüttelnd wandte ich mich wieder dem Text auf meinem Computer zu. Grob zusammengefasst hatte diese Mittelschichtlerin in den letzten Wochen immer wieder kleinere Elektronikgeräte auf ihrer Arbeitsstelle mitgehen lassen, um diese dann im Darknet, dessen Existenz den meisten, eingeschlossen mir, nicht bekannt war, zu verkaufen.

Der Schaden belief sich auf etwa 7.000€. Zudem hatte die Frau einen Ordnungshüter bei ihrer Verhaftung mit dessen Taser leicht verletzt.

Seufzend lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Natürlich würde die Frau eine Strafe bekommen müssen, doch was? Ich hatte keine Ahnung davon, was ihr Motiv war oder was für Strafen für so etwas angemessen waren.

Sehr wahrscheinlich würde ich mir zuerst Thornes Meinung zu der Sache anhören müssen. Er hatte eindeutig mehr Erfahrung und, so ungerne ich es auch zugab, sein Strafsystem interessierte mich.

Ein Blick auf meine Uhr verriet mir, dass er in wenigen Minuten herkommen würde. Die Zeit nutzte ich, um mir noch einmal die Akte anzusehen. Vielleicht hatte ich ja etwas vergessen.

In dem Moment, in dem ich den Text ein weiteres Mal gelesen hatte, öffnete sich die Tür und Thorne betrat mein Büro. Er sah sich kurz um, dann setzte er sich auf einen der Hocker vor meinem Schreibtisch.

Einige Sekunden lang sagte niemand etwas.

"Hast du dir die Akte schon angesehen?", unterbrach Thorne dann endlich die Stille.

Ich nickte.

"Wie würdest du die Frau bisher einschätzen?"

Ich runzelte kurz die Stirn. Was sollte die Fragen? Dennoch antwortete ich wahrheitsgemäß.

"Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Ich weiß nicht was ihr Motiv war und wie die Frau sich im allgemeinen verhält. Ich kenne bloß die ganz simplen Fakten. Wie stehst du dazu?"

Jetzt war es an Thorne, die Stirn zu runzeln.

"Ich weiß es nicht. Wir sollten ihr einige Fragen stellen, bevor wir das Urteil fällen."

Ich nickte zustimmend. Dabei konnte ich kaum glauben, dass wir tatsächlich einer Meinung waren. Thorne schien es nicht im geringsten zu interessieren.
Er hatte sich seinem Tablet zugewandt und schien ein Dokument zu lesen.

Ein paar Minuten konzentrierte er sich darauf und ich las mir ein weiteres Mal die Akte durch, in der Hoffnung, dass ich irgendetwas fand, was mir später helfen könnte.

Dabei fielen mir genau drei mögliche Fragen ein.

Wie sieht ihr Familienhintergrund aus? Wie hat sie Kontakt zum Darknet aufgenommen und woher kommen die vielen Prellungen?

Während ich hoffte, dass Thorne bessere Fragen parat haben würde, schob er plötzlich sein Tablet zu mir herüber.

Neugierig beugte ich mich darüber und begann die Akte, die Thorne aufgerufen hatte, zu lesen. Als ich fertig war lehnte ich mich zurück und sah Thorne an. Dabei schien er meinen Gesichtsausdruck zu spiegeln. Zufriedenheit.

####
Das wohl kürzeste Kapitel ever.

Was soll ich sagen? Meine Motivation war nicht vorhanden und die Schule (Juhu! Oberstufe) hat begonnen.
Ich muss mich erst noch daran gewöhnen, länger als sonst in der Schule festzusitzen.

Eine Frage: Findet ihr Kurse oder festgelegte Klassen besser?

Over and Out, _Amnesia_Malum_

2095 - ᴡɪᴇ ɢᴜᴛ ʙɪꜱᴛ ᴅᴜ ᴡɪʀᴋʟɪᴄʜ?Where stories live. Discover now