~Selbstbewusstsein ist still, Unsicherheit ist laut~

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Thorne

Als sich die Tür zu meinem Büro öffnete hob ich den Kopf und sah meiner Assistentin entgegen, die in einem eleganten cremefarbenen Kostüm den Raum betrat. Dabei schwebte sie trotz der hohen Absätze elegant über den Boden ohne auch nur das geringste Geräusch zu verursachen. Eine bemerkenswerte Fähigkeit.

"Es überrascht mich, dich schon um diese Uhrzeit hier zu sehen", begrüßte sie mich, als sie vor meinem Schreibtisch zum stehen kam.

Ich richtete meinen Blick kurz auf das Ziffernblatt meiner Uhr, 8.34 Uhr, dann blickte ich auf.

"Die Verhandlung ist schon früh, ich wollte sicher gehen, dass ich alle Informationen habe."

"Ganz sicher?"

Mit einem wissenden Lächeln ließ die Blondine sich in einem der Sessel meinem Schreibtisch gegenüber nieder. Genervt sah ich sie an.

"Natürlich. Weshalb sollte ich sonst herkommen?"

Sie lächelte weiter.

"Ich weiß nicht. Vielleicht möchtest du ja deinem zukünftigen Partner aus dem Weg gehen."

"Wie kommst du denn darauf?", gab ich mich empört, obwohl ich wusste, dass sie recht hatte. 

"Vielleicht komme ich ja darauf, da du die letzten Tage ausgesehen hast, als wäre dir jemand auf den Fuß getreten, wann immer du auch nur in die Richtung des neuen Büros gesehen hast."

Da war etwas dran. Dennoch würde ich nicht kampflos aufgeben.

"Der Junge lässt sein Büro ja auch von Louis Bambo einrichten. Der Mann mag mich nicht, ich ihn nicht. Das ist kein Geheimnis."

Elia nickte zustimmend, dann wanderte ihr Blick aus dem Fenster. Die Stille nutzte ich dazu, mich weiter über meinen neuen Fall zu informieren. Doch meine Konzentration schien sich immer wieder zu verflüchtigen und nach 5 Minuten lehnte ich mich genervt in meinem Stuhl zurück.

Dann fing ich den Blick meiner Assistentin ein. Sie musterte mich ernst, eine kleine Falte zwischen ihren Augenbrauen.

"Es ist, weil er bis vor kurzem Unterschichtler war, nicht wahr?"

Einige Sekunden lang sah ich Elia irritiert an. Dann verstand ich, dass sie schon wieder von meinem neuen Partner redete.

"Apropos, wo hast du eigentlich den kleinen Assistenten abgeladen?", lenkte ich ab.

Jetzt war es an Elia, mich verwirrt zu mustern. Dann schien ihr ein wahres Leuchtfeuer aufzugehen, da sie in Rekordzeit aufsprang und zum Aufzug hechtete.

"Stimmt, danke Thorne."

Die Türen glitten zu.

"Du schuldest mir trotzdem noch eine Antwort."

Dann war sie weg.

Ich ließ bloß meinen Kopf in den Nacken fallen und schloss die Augen. Es ist, weil er Unterschichtler war, nicht wahr? Egal wie sehr ich versuchte sie zu verdrängen, die Frage ließ mich nicht mehr los. War es wirklich deshalb?

Wie ich auch nur darüber nachdachte, die Antwort war Nein. Es war mir ziemlich egal, aus welcher Schicht der Junge stammte. Hauptsache er tat seine Arbeit. Aber was war es dann, dass mich so nervte? Die Sache mit Louis Bambo glaubte ich mir selbst kaum, doch anders konnte ich es mir nicht erklären.

Ein schneller Blick auf meine Uhr erinnerte mich daran, dass ich noch nicht alle Informationen gelesen hatte, Lace Underwood jedoch schon in einer Viertelstunde hier auftauchen würde. Es war vielleicht keine gute Idee gewesen, alles auf die Stunde vor der Verhandlung zu schieben. 

2095 - ᴡɪᴇ ɢᴜᴛ ʙɪꜱᴛ ᴅᴜ ᴡɪʀᴋʟɪᴄʜ?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt