Mein Mund öffnet sich völlig geschockt über seine Worte. Habe ich das richtig gehört? Kane ist in mich verliebt? Nein.... dass kann doch nicht wahr sein. Niemals. Kane ist doch nicht in mich.... verliebt. Nein, oder?

Oh mein Gott.

"Ich weiß, du bist total schockiert, was genau das ist, was ich so sehr an dir liebe. Deine naive, süße und gutgläubige Art. Ich wusste, dass du es niemals von alleine herausfinden oder bemerken würdest, aber keine Sorge, du brauchst dich nicht genötigt zu etwas fühlen. Mir ist bewusst, dass du in jemand anderes verliebt bist. Und das ist okay... Nein, natürlich nicht komplett, aber ich akzeptiere das, da ich dich sowieso nicht verdient habe. Du brauchst mir jetzt nicht widersprechen oder mich trösten, ich überleb das schon..." Zum Ende hin lacht er, als hätte er einen Witz erzählt, doch mein Magen verdreht sich nur schmerzhaft und ich vergesse, wie man atmet.

Das kann doch nicht wahr sein...

Kane wirft den Kopf in den Nacken und atmet tief durch, als würde er sich auf die nächsten Worte vorbereiten.

Hätte ich das nur auch getan.

"Das alles ist momentan nebensächlich. Denn ich habe ein verdammt großes Problem. Eines, dass ich nicht einfach so lösen kann. Ich muss es durchstehen und das wird dauern. Deshalb hab ich letztens auch gesagt, dass ich in Zukunft nicht für dich und Amy da sein werden kann.... Also.. zumindest nicht direkt..."

Ich unterbreche Kane zutiefst verwirrt. "Was genau meinst du?"

Kane sieht mich an und ich kann nicht glauben, als ich sehe, dass Tränen in seinen Augen schimmern. Sein Gesicht ist gefüllt mit Angst und Reue und ganz plötzlich überkommt mich ein grauenhaftes Gefühl.

"Kane...", flüstere ich ängstlich, doch das scheint alles nur noch schlimmer für ihn zu machen.

"Ich muss ins Gefängnis."

Alles Luft entweicht aus meinem Körper und ich verschlucke mich keinen Moment später an meiner eigenen Spucke. Eine halbe Minute glaube ich, ich würde ersticken und an einem qualvollen Tod sterben, doch als ich mich langsam wieder einkriege und Kane's Blick erwidere, weiß ich nicht, was schlimmer wäre.

Denn er muss ins Gefängnis...

Kane muss ins Gefängnis.

"Du machst Witze. Bitte... bitte sag, dass du mich verarschst.", hauche ich total benommen und bekämpfe die Tränen, die hochkommen wollen. Ich weiß nicht, was um mich geschieht und warum ich in letzter Zeit so oft weinen muss, aber ich fühle mich, als wenn das Leben mich hasst. Es verarscht mich von vorne bis hinten, indem es mir Menschen nimmt, die mir etwas bedeuten. Es verletzt mich, ohne mir selbst etwas zu tun.

Und das ist ein scheußliches Gefühl.

Kane schüttelt den Kopf und es zerbricht mir das Herz, als ich sehe, wie eine Träne seine Wange hinunter läuft. "Das wäre schön. Wirklich. I-ich... ich weiß wirklich nicht... ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich weiß nicht, wie ich es Amy erzählen soll. Ich weiß nicht, wie ich es meinen Eltern klarmachen soll. Ich weiß absolut gar nichts, außer, dass ich verdammt nochmal Kacke gebaut habe..."

"Für... für wie lange?"

Kane weiß sofort was ich meine, und antwortet verbissen: "Vier Jahre."

Ein Schluchzer möchte meinen Mund verlassen, doch ich fange ihn ab, indem ich meine Hand auf den Mund presse. Ich hätte nun so viel sagen, ihn trösten, ihm beistehen, einfach irgendetwas tun sollen. Doch das einzige was ich kann, ist weinen. Ich weine, obwohl Kane doch der ist, der weinen sollte. Er ist der, dem das erlaubt ist, doch diese neue Erkenntnis macht mich fertig und da ich sowieso an meinem Nullpunkt bin, kann ich nichts anderes tun, als meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen.

Almost mine ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt