⚠️ 25.12. Mom, Renjun ⚠️

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Angepisst von mir selbst schmeiße ich mich frustriert auf mein Bett. Jaetang kommt wenig später mit einem grenzwertig gruseligen Grinsen in mein Zimmer: "Naaaaa?" Ich drehe mich zu ihm um. Wenn Blicke töten könnten, er würde verscharrt unter der Eiche in unserem Garten liegen, zusammen mit all den zahlreichen Goldfischen, die ich je besessen habe.

Seufzend setzt er sich zu mir und krault meinen Nacken. Ich bin ziemlich kitzlig am Hals, weshalb ich quasi gezwungen bin, ihn kichernd einzuziehen. "Tztztz!", tadelt mich mein Bruder mit hochverstellter Stimme. Ich schubse ihn lachend von meinem Bett, also macht er es sich auf dem Boden gemütlich.

"Bei wem willst du als nächstes verkacken?" Ich pfeffere ihm eines der vielen kleinen Kissen ins Gesicht und kriege es mit voller Wucht zurück. "Ich meine es ernst Jaemin. Wenn du nicht durchziehsts, was du dir vornimmst, dann stehst du verzweifelt auf dem Fensterbrett! Erinnerst du dich noch an dein misslungenes Dinner?"

Oh ja. "Da war ich zwölf und dieser Pfannkuchenteig war auch wirklich viel zu dick-" Er unterbricht mich, indem er mir die Lippen mit seinen Finger spitz zusammendrückt. "Show must go on~" und mit diesen Worten verzwiebelt er sich doch tatsächlich aus meinem Zimmer.

Genervt zücke ich mein Smartphone und durchstöbere meinen Instafeed. Ein neues Bild von Renjun wird mir ganz oben angezeigt. Hmm, Renjun hatte mal ein ziemlich falsch interpretierbares Bild mit einem anderen Typen gepostet und dafür echt viel hate abbekommen.

Ich erinnere mich noch, wie er hier mit Haechan in meinem Zimmer gesessen ist, an mein Bett gelehnt und total am heulen. Es hat Wochen gedauert ihn zu trösten und wieder so hinzubiegen wie vorher.

Ok, Renjun ist also wahrscheinlich tatsächlich der Letzte, der mich fertig machen würde, also prinzipiell könnte ich ja...

Flink tippe ich ein Kommentar unter sein Bild, ob er nicht Lust hat, vorbeizukommen und mal wieder etwas zu reden, weil wir wirklich lange nichts mehr unternommen haben.

Als Antwort bekomme ich eine Uhrzeit samt Fragezeichen zurück und willige ein. Fünfundzwanzig Minuten, bevor ich es ihm erzähle, bevor die Chance besteht, dass es die ganze Welt erfährt. Ok, zügle dein Drama Jaemin. Alles wird gut. Atme ein, atme aus, ein, aus, ein, aus,...

Und jetzt vergiss die perversen Bilder bei "ein und aus" in deinem Kopf und konzentrier' dich auf deine Atmung, verdammt!

Wie ein aufgeschrecktes Huhn renne ich durchs ganze Haus, um die Zeit totzuschlagen. Fünfundzwanzig Minuten können eine elendig lange Zeit sein.

Schlussendlich fällt mir auch nichts besseres ein, als meiner Mutter beim Abtrocknen des Geschirrs zuzusehen. Bis sie mich dann bemerkt und schlagartig umdreht. Das Handtuch peitscht bedrohlich durch die Luft, als sie es sich über die Schulter hängt -oder besser gesagt- wirft.

"Jaemin du hast gestern geweint." Ich zucke mit den Schultern und gebe zurück: "Ja und?" Ihre Augen verengen sich zu Schlitzen, sie verängstigt mich total damit. "Hat es was damit zu tun, dass du vielleicht schwul bist?" Spätestens jetzt bin ich froh, ihr nicht geholfen zu haben, denn Porzellan oder nicht, mir wäre vor Schock ein Teller zu Bruch gegangen.

"W-was?" "Ih-ich b-bin schhh-schhh-schwh-schwul." zitiert sie mein gestriges Gejammer. "Ihr wart ziemlich laut, aber von der Stimme her tippe ich auf dich oder Jeomin..."

Ich bin so froh, als es endlich klingelt und ich beinahe in den Flur sprinten kann. Das hört sich jetzt vielleicht bescheurt an, aber ich habe Angst, dass sie von mir enttäuscht ist, weil ich nicht der Sohn bin, den sie vor hatte zu gebären.

Hektisch reiße ich die Tür auf, durch deren Glaseinfassungen ich bereits Renjuns Statur erahnen konnte. Er lässt seine beiden Augenbrauen nach oben fahren, als er mich sieht. Wahrscheinlich sehe ich ziemlich durch den Wind aus.

Ohne ihm die Chance zu geben, sich auszuziehen, ziehe ich ihn die dreiundzwanzig Stufen zur Etage meines Zimmers nach oben.

"Du hast es aber eilig..." bemerkt er immer noch ein bisschen verwundert dreinblickend.

Ich biete ihm im Gegenzug nur mit einer ausladenden Geste an, sich auf meinem Bett niederzulassen. Er folgt dem Angebot und fährt mit seine Finger die aufgestickten Muster meiner lilanen Decke ab. Lila ist keine typische Jungsfarbe, was wenn mich deshalb schon jeder für schwul hält? Dann erfülle ich alle Erwartungen und gelte als berechenbar und jemand, der sich von anderen zurechtstricken lässt, und, und, und...

Stumm pflanze ich mein Hinterteil auf meinen hellen Holzboden und hoffe einfach, dass Renjun gar nicht feststellt, dass ich noch hier bin.

Doch Pustekuchen, wenn man vom Teufel spricht. "Du wolltest reden und redest nicht", lächelt Renjun gegen meine Decke, "was bedrückt dich, babyboy?" Fuck, wie hat er mich gerade genannt? Er sollte doch wissen, dass man das nicht macht, bei Menschen, die eventuell darauf anspringen.

Wobei woher soll er es auch wissen? Ich habe in keinem Wort erwähnt, was los ist. Also wird es jetzt Zeit, ich muss mit ihm reden, kurzen Prozess machen. Drei, zwei, eins-

"Ich wollte mit dir reden über...", ich lasse mir viel Zeit zu antworten, doch Renjun malt sowieso nur auf meiner Decke herum und interessiert sich gar nicht für sein Umfeld, "also ich steh jetzt halt auf Männer."

Schlagartig schießt sein Kopf in die Höhe, bevor er sich wieder meiner Decke widmet. "Oh ok, cool." Also ein bisschen enttäuscht bin ich von dieser Antwort schon, und das lasse ich ihn auch spüren.

Doch auch, weil ich ihn in die Seite boxe, wird es nicht besser. "Mehr hast du nicht zu sagen?!" frage ich entgeistert und beleidigt zu gleich in einem viel zu hohen Ton. Er wuschelt über die Decke und steckt sie dann endlich weg, bevor er auch mir durch die Haare wuschelt. Gott sei Dank habe ich sie heute gewaschen. "Chill mal Quietschie!", lacht er amüsiert.

Ich verschränke gespielt theatralisch meine Arme. "Naww", kneift er mir in die Wange und widmet sich meiner Kopfhaut, da er die Decke nicht mehr hat. Ich genieße seine Nähe und Massage, bis er apprupt stoppt und sich zu meinem Ohr beugt.

"Oder doch, mir ist tatsächlich gerade eingefallen, dass ich bisexuell bin." flüstert er mir über die Schulter ins Ohr. Ich muss schmunzeln. Dieser Typ ist einfach unberechenbar.

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Sagt ihr Pfannkuchen, Pfannenkuchen, Pfannekuchen, Eierkuchen oder Palatschinken?

- Nono

How to tell I'm gay ~Nomin~Where stories live. Discover now