⚠️ 28.12. Taeil ⚠️

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"Hattest du Probleme mit Yuta?", ruft mein ältester Bruder, als ich glücklich die Haustür hinter mir schließe. Er sitzt mit den anderen zwei Idioten auf der Couch im Wohnzimmer, die man direkt im Blick hat, wenn man die Haustür öffnet und den Flur geradeaus runter durch die geöffnete Wohnzimmertür schaut.

"Nein", gebe ich lächelnd zurück und er widmet sich draufhin wie Jeomin und Jeotang dem lauten Fernseher, der die Sportnachrichten durch die unterste Etage schallen lässt. Eigentlich will ich Jaetang noch mehr erzählen, aber als ich auf das schwarze Samtsofa zulaufe, kommt mein Vater um die Ecke geschnitten und versperrt mir den Weg.

"Hallo mein Sohn.", begrüßt er mich in Gedanken, bleibt stehen und kramt in seinem Kopf nach dem Ziel seines zerstreuten Herumirrens. Er rückt seine Brille zurecht, sodass dessen Gläser mit hoher Sehstärke seine Augen dreimal so groß wirken lassen und nimmt mich genau unter die Lupe. "Nummer vier, hast du meine Formel gesehen?", fragt er mich und tätschelt meinen Kopf.

"Du redest mit Nummer drei Apps. Deine Formel hast du an die Kühlschranktür gepinnt!", ruft die richtige Nummer vier, ohne sich auch nur einmal von dem Handballspieler in der Glotze zu lösen. Anscheinend ist das ziemlich spannend, also will ich sie auch nicht stören und entschließe mich, doch lieber die Treppe nach oben in mein Zimmer zu gehen.

Ich weiß nicht, was meine Brüder am Sport so toll finden. Ich komme mehr nach meinem Vater, der der Meinung ist, zwanzig Idioten zuzusehen, wie sie einem dämlichen Ball hinterherjagen und dabei Knochenbrüche riskieren, ist völlige Zeitverschwendung. Wobei ich seine NaCl Experimente allerdings für selbige halte.

Meine Mutter ist da anders. Sie braucht nach einem langen Tag mit Wirtschaft und Finanzen einen Moment zum Abschalten und das kann sie ihrer Worte nach am besten, wenn sie sich mit ihren Söhnen und einem Eimer Popcorn vor die Flimmerkiste wirft und Fußballer anschmachtet. Ich kann sie verstehen, unser Vater ist ungefähr so erotisch wie ein Zahlenrätsel.

Solange mich niemand zwingt, mir diesen Mist zu geben, bin ich eigentlich relativ zufrieden. Bei meinem Schreibtischstuhl angekommen, kehre ich in die bittere Realität zurück, die mir sagt, es wäre Zeit für die Mathematik Klausur nach den Ferien zu lernen, also hole ich mein Übungsheft hervor und vertiefe mich in ein paar Übungen.

Mit der Konzentration läuft es nicht so wie erhofft, da durchkreuzen drei gröhlende Spaten und ein Sportmarathon meine Pläne. Kurz vor halb elf gebe ich mich deshalb seufzend geschlagen und räume anstattdessen meine alten Klamotten und allen anderen Krimskrams beiseite. Auf dem Weg zur Waschmaschine höre ich, dass sich ein weiterer Schreihals auf dem Sofa niedergelassen hat. Mein Eomma ist also wieder Zuhause.

Nachdem ich keine Beschäftigung mehr finde, es aber meines Erachtens noch zu früh zum Schlafengehen ist, fische ich mein Handy aus der Hosentasche und schreibe ein bisschen mit Haechan. Seinem Fuß geht es viel besser und er kommt morgen definitiv wieder zur Schule. Ich erzähle ihm im Gegenzug von Tens positiver Reaktion und Yutas Besuch beim Urologen. Sorry Yuta, aber wir sind schwule, beste Freunde, über so etwas muss ich ihn in Kenntnis setzen, selbst wenn es nur seiner Belustigung dient.

Dann fragt er mich nach Jeno. Mist, jetzt hatte ich ihn einmal aus dem Kopf und schon holt ihn Haechan zurück in den Vordergrund. Mein Blick wandert aus meinen Fenster, durch unseren Garten, über die Straße und zu seinem Haus. Teil seines Zimmers ist ein recht großer Giebel, ein Vorsprung, durch dessen Fenster ich Licht brennen und eine Silhouette herumstreunern sehen kann.

Ich nehme all meinen Mut zusammen und schreibe ihn an. Zwar wird mir seine Lesebestätigung angezeigt, aber er schreibt mir nicht zurück. Ich werfe wieder einen Blick in sein Zimmer. Das Licht wird gelöscht und es bleibt dunkel. Ich setze mich auf die Kante meines Bettes und lasse mich einfach rückwärts auf die Matratze kippen. Unkontrolliert treten mir scharfe Tränen in die Augen.

Ich habe es versaut. Mein crush, den ich vor ein paar Tagen wenigstens noch einen guten Freund nennen konnte, hasst mich jetzt komplett und ignoriert mich deshalb. Wow, hat sich wirklich rentiert, heute morgen aufzustehen.

Aber irgendwie kann ich nicht sauer auf dich sein, Lee Jeno. Alles an meinem Verhalten in letzter Zeit rechtfertigt dein Handeln mehr als tausend Worte. Ich bin nicht der Klügste und manchmal kann ich ziemlich nerven. Manche halten mich für seltsam, außerdem bin ich laut meinen Brüder unerträglich wenn ich traurig bin.

Sie haben recht, jetzt liege ich schon wieder hier in meinem Bett und flenne wie ein Baby, was sich nicht mal selbst ertragen kann. Wie soll ich mich dann anderen zumuten? Es gibt noch hunderte weitere Mängeln an mir und Gott, ohne nachzudenken habe ich Jeno jeden einzelnen von ihnen offenbart. Es ist so deprimierend, dass sich eine neue Welle an Gefühlen anbahnt und mir heiße Tränen über die Wangen treibt.

Mitten in der Nacht schrecke ich hoch. Was ist, wenn Yuta sich nicht zurückhalten konnte und gleich mit den Neuigkeiten zu Jeno gestürzt ist. Wenn er es ihm erzählt hat, weiß es vielleicht auch Win Win. Taeil hat er es bestimmt schon erzählt, ohne Zweifel.

Ich male mir aus, was alles auf mich zukommen könnte, wenn Jeno wüsste, dass ich ihn mehr mag als nur mögen. Und erneut fange ich an, mich in eine salzige Pfütze zu verwandeln. Weil ich keinen anderen Ausweg mehr weiß, wähle ich unter Tränen die Nummer meines Freundes Taeil und lasse sein Telefon etwas läuten.

"Tae!", schluchze ich völlig verheult, als ich höre, dass jemand abgehoben hat, "ich bin schwul!" Vom anderen End kommt ein schlecht gelauntes, verschlafenes Brummen zurück: "Du rufst mich um zwei Uhr in der Nacht an, nur um mir etwas zu sagen, was ich schon längst weiß?!" "Wie bitte?!", entfährt es mir vielleicht etwas zu laut für diese "Tageszeit".

"Yuta hat es mir erzählt. Du kennst ihn doch, er kann nicht seine Klappe halten. Herzlichen Glückwunsch zu deiner Mitgliedschaft in der Homo-Gemeinde, erzähl es jemandem, den es interessiert. Und jetzt lass mich schlafen, ich bin müde!", stöhnt er und legt auf. Yuta!!!

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Hellou, hier ist Noa :)

Es gibt verschiedene Menschen auf Wattpad.
Die einen konzentrieren sich auf ihre schulische Laufbahn und legen eine Schreibpause ein, wenn Schule fickt.

Und dann gibt es noch mich.
NoClo, die morgen eine Prüfung hat, in einem Fach, dass sie bis vor einem Monat noch nicht einmal kannte, über den Stoff der letzten zwei Schuljahre in einer fremden Sprache.
Sagt noch einmal, das Jetterleben ist einfach und ich hau euch in die Fresse :)

Ich sollte vielleicht lernen.
Herrgott, was mache ich denn noch hier?!

- Nono

How to tell I'm gay ~Nomin~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt