⚠️ 25.12. Haechan ⚠️

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"Also es ist eben so, dass ich irgendwie in den Sommerferien echt viel Zeit mit Jeno verbracht habe.", bringe ich irgendwie zustande. Haechan lächelt verbittert, bevor er etwas angesäuert den Jaemin von vor einem halben Jahr zitiert: "Nein Hae, ich kann heute nicht, ich fahre mit Jeno zum Badesee; Tut mir leid Hae, ich will eigentlich nur etwas mit Jeno unternehmen; Du verstehst das nicht Hae, Jeno ist ein echt guter Freund; Wirklich, wir wollten was unternehmen? Mist ich bin jetzt nämlich bei Jeno;"

Wow, wenn er so meine Worte wiederholt, komme ich mir echt wie ein Arschloch vor. Ich war so geblendet und habe nicht mal gemerkt, wie sehr es meinen besten Freund gekränkt haben muss, dass ich nie Zeit für ihn hatte.

Seufzend fahre ich fort: "Na ja auf jeden Fall hatte ich eine wirklich tolle Zeit mit ihm und war immer traurig, wenn wir uns verabschieden mussten. Als er dann längere Zeit nichts mehr mit mir unternehmen konnte, musste ich mir eingestehen, das mich das viel zu tief traf." Angespannt beiße ich mir auf die Lippe und lasse sie mir unter meinen Schneidezähnen wieder in die normale Position gleiten.

Haechan rückt seine unterm Kopf verschränkten Arme etwas zurecht und sieht angestrengt an die Decke, als könnte der kleine Marienkäfer, der seit Tagen daran herumkrabbelt, ihm irgendeine Antwort bieten.

Schwach weiten sich seine Augen für einen Moment und er haucht ein leises "Oh", in die Luft, bis er seinen Kopf zu mir dreht und feststellt, "als du heute Mittag sagtest, du willst dich in Selbstmitleid suhlen, war das, nicht weil jemand anderes das Problem ist, sondern du."

Ich nicke bestätigend, schaue ihm direkt in die erwartungsvoll zuckenden Pupillen und gebe eingestehend zu: "Ich habe mich anscheinend ein bisschen in Jeno verliebt." Lange sehen wir uns nur in die Augen und ich kaue bereits wieder nervös wegen seiner Reaktion auf meiner Unterlippe herum. Er ist mein bester Freund seit Jahren, natürlich ist mir wichtig, was er von mir hält.

Schließlich dreht er seinen Kopf wieder zur Decke. "Schade...", entweicht es ihm und meine Laune fällt direkt in den Keller. Eigentlich habe ich fest damit gerechnet, dass Haechan kein allzu großes Problem mit mir hat und ich bin enttäuscht, dass er mich vielleicht so nicht akzeptieren könnte. Er bemerkt meinen verschüchterten Gesichtsausdruck und beginnt neckisch zu grinsen: "Ich hatte eigentlich gehofft, es bleiben mehr Jungs für mich übrig."

Es fällt eine unheimlich große Last von meinem Körper und ich weiß gar nicht weshalb, bis mein Kopf registriert, was Haechan da gerade gesagt hat. "Idiot!" murre ich kichernd und versetze ihm einen Stoß gegen seine Schulter.

"Du hättest dein Gesicht sehen müssen.", amüsiert er sich noch immer an seinem gelungenen Streich, bevor wir wieder ernster werden. Man, ich bin ein Trottel. Wir sind seit eh und je wie siamesische Zwillinge und trotzdem habe ich nie bemerkt, dass Haechan auch auf Männer stehen könnte. Ich war viel zu sehr auf mein eigenes Problem fixiert, als dass ich ihm etwas angemerkt hätte. Zu meiner Entschuldigung hatte er von mir aber auch keine Ahnung.

"Jetzt weiß ich wenigstens, dass du es nicht gemerkt hast~" murmelt er abwesend, was mich jedoch sofort aufhorchen lässt. Augenblicklich sitze ich kerzengerade und starre ihn an, während er sich selbst nur ein facepalm gibt. "Was?", frage ich scharf und er gibt sich seufzend geschlagen, als er sich selbst aufsetzt. Nervös spielt er an den Bendeln seines Pullovers und stottert: "Al-also wie d-du s-sicherli-lich w-weißt, f-f-finden viele Leute r-raus, d-dass s-sie sch-schwul sind, w-wenn sie s-sich... also in ihre b-besten Fr-reunde ver-ver-lieben."

Ich ziehe nur spottend eine Augenbraue in die Höhe: "Ne, das ist jetzt nicht wahr oder?" Verärgert über sich selbst läuft Haechan rot an und blickt unausweichlich auf die Maserung des gräulichen Holzes, das den Boden verkleidet. "Ich fühle mich geschmeichelt.", kichere ich und er verpasst mir ebenfalls einen Stoß, als Rache für meinen vorhin. "Idiot! Ich bin nicht hergekommen um dein Ego zu pushen!"

Ich platziere meinen Kopf in seinem Schoß und lass mir wie von Renjun vor ein, zwei Stunden durch die Haare kraulen. "Ich dachte du hättest es bemerkt und würdest deshalb Abstand von mir halten wollen, weil ich so anhänglich gewesen war. Aber nein, stattdessen stehst du nur auf Jeno. Mann, ich hab mir echt Sorgen um unsere Freundschaft gemacht, du Penner. Tja, vielleicht war es besser so, ich bin über dich hinweg gekommen und hab was mit Renjun angefang-"

Blitzschnell fixiere ich ihn und meine Aufmerksamkeit liegt wieder auf Haechan, der sich erneut ein facepalm gibt. "Du hast bitte was?!", stiere ich ihn an. Sofort entzieht er meinem Kopf seine bequemen Schenkel und ich lande unsanft auf dem Boden. Er springt auf, ich will ihn an den Knöcheln packen, doch er weicht geschickt aus und greift nach seiner Sweatjacke auf dem Boden.

So schnell ich kann springe ich auf meine Füße und halte die Tür auf, die er hinter sich zuziehen will. Unter lautem Gelächter jage ich ihm die Treppe hinab hinterher, aber Haechan stützt sich am Geländerpfosten ab und übergeht mit einem einzigen Sprung die letzten drei Stufen. Bevor ich noch etwas sagen kann ist er in den Garten verschwunden, doch selbst durch die geschlossene Haustür höre ich sein Gekicher.

Ja ja, bis morgen Jaemin, wir sehen uns in der Schule und blah; danke, eine Verabschiedung wäre wirklich zu viel des Guten, mein Lieber, da bin ich der selben Meinung.

Immer noch über beide Ohren grinsend ziehe ich mich am Geländer über jede zweite Stufe hinweg nach oben zu meinem Zimmer, lasse mich dort auf meinen Drehstuhl fallen und ziehe mich an der Schreibtischkante zu der Komode, auf der mein Handy liegt. Nach einer kurzen Suche in meiner Galerie finde ich das Bild, nach dem ich gesucht habe.

Es zeigt Renjun, zwischen seinen ausgestreckten Beinen sitzt ein anderer Typ, der sich an seinen Körper klammert und sein Gesicht im Hals von Renjun vergräbt, welcher selbst die Augen geschlossen hält und seinen eigenen Kopf auf dem des Umarmten abgelegt hat. Ohne Zweifel, auch wenn das Bild im dunklen Schein einer Straßenlaterne aufgenommen wurde, ich erkenne bei genauerem Betrachten den Kopf meines besten Freundes Haechan, der damals so scheinheilig mit mir in meinem Zimmer saß und Renjun getröstet hat, als das Bild die Runde machte.

Jetzt wo ich es genauer betrachte, ist es doch ziemlich eindeutig, was zwischen den beiden Personen, die abgebildet sind, läuft. Keinesfalls würde ich es heute als missinterpretierbar abtun. Die einzige Frage, die jetzt noch durch meinen Kopf spukt, ist die nach dem Fotograf, denn ein Selfie kann das nicht sein.

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uwu, mysteriös :3

Hat eigentlich schon einer bemerkt, dass ich die Bilder in den Kapiteln so farbenfroh und abwechselnd wie möglich gestalte, damit sie alle zusammen so rainbowmäßig rauskommen?

- Nono

How to tell I'm gay ~Nomin~Where stories live. Discover now