⚠️ 27.12. Yuta ⚠️

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Wieder Zuhause angekommen sperre ich die Haustür auf und trete in das stille Haus. Mein Vater ist Chemiker und um diese Uhrzeit immer bei der Arbeit, meine Mutter sitzt mittwochs immer bis abends in der Uni, weil sie irgendeinen Studiengang wiederholt, um in ihrem Beruf aufsteigen zu können, aber dass meine Brüder anscheinend nicht da sind, wundert mich etwas.

Nachdem ich meine Schuhe ausgezogen und meinen Rucksack in die nächste Ecke gepfeffert habe, betrete ich unsere Küche, der erste Raum, wenn man aus dem Eingangsflur kommt. Allerdings bin ich darin nicht allein.

Tatsächlich sitzt Jaetang an dem kleinen Ecktisch, den wir höchstens mal als Ablage oder zum Frühstück benutzen. Mit seinen langen Finger umgreift er eine dampfende Tasse, wahrscheinlich Kaffee, das Zeug das er sich zu jeder Tageszeit runterbechern kann, ohne nur die kleinste Wirkung des Koffeins zu spüren.

Er lächelt mich stumm an. Um ihm meine Abneigung zu zeigen rolle ich einfach nur mit den Augen und wende mich dem Kühlschrank zu. Allerdings scheint es heute nichts zu geben, was meinen Gelüsten auch nur im geringsten entspricht, also schließe ich die Tür wieder und lehne mich dagegen, sodass ich meinen ältesten Bruder genau in meinem giftenden Blick habe.

Er seufzt und rückt den Stuhl neben sich zurecht, eine Geste die mir andeuten soll, mich zu setzen. Eigentlich will ich gerade die Küche verlassen, aber da fällt mir ein, was Ten mir heute geraten hat, also lasse ich mich eher etwas misstrauisch auf den gepolsterten Stoffüberzug fallen.

"Verzeih uns Jae", fällt er gleich mit der Tür ins Haus, "wir dachten, es würde dich wirklich weiterbringen, wenn du die größte Hürde am Anfang beseitigst. Jeotang macht sich auch die ganze Zeit Vorwürfe, in dein Zimmer gestürzt zu sein, aber er wollte doch nur, dass sein kleiner Bruder nicht verletzt wird."

Er hat recht, keiner von ihnen hatte etwas Böses im Sinn. Trotzdem bin ich viel zu stolz, ihm das jetzt zu sagen. Immerhin sind wir Geschwister und es herrscht sowas wie eine Dauer Rivalität zwischen uns.

"Wo warst du so lange?", lenkt er vom Thema ab und ich erzähle ihm davon, wie Haechan sich am Vortag verletzt hatte und ich ihm deshalb Kuchen gebracht habe. "Yahh! Für uns hast du nie Kuchen gekauft.", schmollt er vor sich hin. Ich grinse und setze noch eins drauf: "Der war nicht gekauft, ich habe selbst gebacken!"

Weil er nur ungläubig dreinkuckt, erzähle ich ihm von all meinen bisherigen Outings, ändere allerdings Renjuns und Haechans Reaktion ein wenig ab, weil ich mir nicht sicher bin, ob sie wirklich wollen würden, dass mein Bruder von ihrer Homo- beziehungsweise Bisexualität weiß. Er lacht über Chenle und ist stolz auf Jisung. Natürlich reibt er mir bei Ten auch unter die Nase, dass ich ohne deren Aktion von Montag niemals so eine interessante Geschichte zu erzählen gehabt hätte.

"Verziehen?", fragt er mich auf seinen Ellenbogen gestützt. "Verziehen!", gebe ich mich in selber Position, nur zu ihm gedreht geschlagen. Er grinst mich glücklich an und zieht mir dann am Arm die Hand unterm Kinn weg. Bevor ich mit dem Kopf auf der Tischplatte aufschlage, hat er mich schon längst von meinem Stuhl gerissen.

"Komm wir gehen spazieren. Das haben wir seit September nicht mehr zusammen gemacht.", freut er sich über meine Vergebung. Eigentlich tun mir meine Füße vom zusätzlichen Laufen schon weh, aber Jaetang ist mein Bruder, mein liebster, wenn ich ehrlich bin und außerdem weiß ich auch nichts besser mit meiner Zeit anzufangen, deshalb sage ich zu.

Das Wetter ist ziemlich frisch und die Welt ziemlich grau, nichts untypisches für diese Jahreszeit. Jedoch habe ich immer nur gute Erinnerungen in warmen Farben in meinem Kopf, wenn ich an die Spaziergänge mit Jeotang denke. Anscheinend bemerkt er dasselbe und versucht mich durch belanglose Gespräche irgendwie bei Laune zu halten, aber ich schweife ab.

Mein Blick driftet durch die bebaute Landschaft. Eine große Wohnsiedlung mit unterschiedlichen Häusern, die sich trotzdem irgendwie gleichen, breite Straßen, ab und zu ein Grünstreifen, der allerdings durch den nassen Schnee eher einem aufgeweichen braunen Etwas gleicht. Eine Parkbank hier, ein herrenloser Hund mit Halsband und Leine da, ein-

Moment.

Ein herrenloser Hund mit Halsband und Leine? Doch eher untypisch.

Ich zeige Jaetang den Vierbeiner und er folgt mit seinen Augen meinem Zeigefinger, bis sie sich am Ziel ihrer Sichtung zu kleinen Schlitzen verengen. "Hey", stellt er fest, "ist das nicht der freche Ausreiser, den sich Fila Nakamoto letzten Sommer angelacht hat?" Ich mustere den kleinen Kerl und stelle fest, dass es tatsächlich Filas Hund ist. Den mein Kumpel Yuta Nakamoto immer zusammen mit einer Bulldoge ausführen muss. Ja, es gibt wirklich Leute, die mit ihren Geschwistern die Arschkarte ziehen, da sollte ich eigentlich die Klappe halten.

"Yuta läuft immer diese Runde mit ihm. Geh du ihn suchen, er müsste ganz in der Nähe sein. Ich fange solang den Streuner hier ein.", weise ich meinen Bruder an und er macht sich nickend auf zum Ende der Straße, während ich mich langsam dem Hund nähere.

"Ruhig Yoko-Omo, ich bins nur, Jaemin.", rede ich auf den Frechdachs ein und bewege mich ganz langsam auf den Hund zu, der einfach nur hechelnd und schwanzwedelnd glücklich durch die Gegend starrt und auf dem Gras sitzt. Wie kann ihm da bitte nicht der Hintern abfrieren?

Ich beuge mich ganz vorsichtig nach der Leine, lasse sie aber nicht mehr los, sobald ich sie zwischen die Finger bekomme. Yoko-Omo liebt die Freiheit und winselt, als er registriert, dass ich sie ihm eben mit meinem Griff nach der Leine genommen habe. "Winsel doch nicht! Wenn hier einer einen Grund dazu hat", klage ich ihm mein Leid, "dann bin ich das! Wer muss deinem Herrchen beichten, dass er schwul ist? Du oder ich?"

"Ähhm!", räuspert sich plötzlich eine Stimme neben mir, die mich zu Eis erstarren lässt. "Ich lass euch dann mal alleine.", murrelt die selbe Stimme, die zu Jaetang gehört, der Yuta aufmunternd auf die Schulter klopft und sich dann aus dem Staub macht.

Ich erhebe mich kleinlaut und drücke meinem bewegungsunfähigen Freund, der mich mit offenem Mund, ungläubig blinzelnd anstarrt, die Leine seines Hundes in die Hand.

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So kanns gehen Freunde xD Soooorry, dass ich so spät dran bin ^^'

- Nono

How to tell I'm gay ~Nomin~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt