⚠️ 28.12. Jaemin ⚠️

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"Leute", quengelt Lucas entnervt, "kommt schon bitte, reißt euch mal zusammen, habt ihr vergessen warum ihr hier seid?" Nein, haben wir nicht. Also ich zumindest: Lucas will uns seine neue Freundin vorstellen, Byun Wonlee. Ich muss schlucken. Was wenn mir bald das selbe blüht? Wenn mich meine Eltern in eine Beziehung mit Young Kaisoo zwingen? Naja, die ist wenigstens noch einen Ticken hübscher als Lucas' Perle, obwohl der definitiv nicht ins Klo gegriffen hat mit seiner Wahl.

Im Moment versucht mein Kumpel lediglich, die Meute zu beruhigen, die im Gesellschaftsraums eines guten Restaurants mit Weinkellerambiente auf ihren Stühlen umherschaukelt und sich wild angeregt unterhält.

Yang Yang neben mir stupst mir gegen die Schulter. "Mhh?", frage ich abwesend und lehne mein Ohr weiter zu ihm, ohne meinen Blick von den Weinfäsern im Eck des Raums zu nehmen. Er rüttelt fester an meinem Körper, was mich alamiert aus meiner Trance reißt. "Jeno, ich glaub ich muss kotzen!"

"Was?!" "Kotzen, mich übergeben, brechen, speien, kübeln, vomieren, wie auch immer du es nennen magst, kotzen!" Dann rappelt er sich in Lichtgeschwindigkeit von seinem Stuhl auf und stolpert bedröppelt die Treppe nach oben. Ich beeile mich, ihm zu folgen, als Lucas versucht, mich an meinem Ärmel aufzuhalten. "Wo zum Teufel wollt ihr denn schon wieder hin?" Ich reiße mich gekonnt von ihm los und winke: "Notfall~"

Im letzten Moment drücke ich Yang Yang die Kabinentüre auf und das keine Sekunde zu spät: Er beugt sich über die Kloschüssel und gibt schauererregende Würgelaute von sich, bis ich meine, eine Art Plätschern zu hören und es anfängt, nach Fischmarkt zu riechen.

Zum Glück haben wir noch nicht bestellt, denn sonst müsste ich mich nach dieser Darbietung direkt einklinken, weil so ein Kotzkollege mein Zäpfchen doch mehr strapaziert, als ich anfangs gedacht habe. "Eyy", motzt mein Freund in einer kurzen "Unterbrechung" auf einer mir nicht geläufigen Sprache, "du könntest mich hier auch mal supportieren!"

Weil ich keine Ahnung habe wovon er redet, reiche ich ihm einfach Papiertuch nach Papiertuch und er hört auch nicht auf, bevor wir das letzte verbraucht haben. Ich wage einen Blick in den Keramiktopf und bereue es sofort. "Junge, Junge, was hast du denn gegessen?" Yang Yang, der sich seinen Mund am Waschbecken ausspühlt, dreht sich zu mir und antwortet entkräftet: "Muschelsuppe, ganz viel Muschelsuppe."

Sein Gesicht ist hochrot und er ächtzt und röchelt, als hätte er soeben einen Marathonlauf beendet. Ich lege meine Finger an mein Kinn und betrachte ihn eine Weile kritisch. "Duuu~ Vielleicht ist es besser, wenn wir dich heimbringen, Essen kannst du jetzt vermutlich sowieso nichts mehr." Er nickt genickt und lässt sich von mir aus den Toiletten führen.

Beim Vorbeigehen mache ich eine Kellnerin noch darauf aufmerksam, dass dringend jemand das Klopapier nachfüllen sollte, dann gehen wir zurück zu Lucas, der beim Anblick von Yang Yang den Mund verzieht. Ich seufze: "Ich bring ihn heim, bevor er noch über den Tisch reihert. Mark, reichst du mir bitte kurz unsere Jacken?"

"Tut mir leid", flüstert Yang, als ich ihm in seine Ärmel helfe, "ich weiß, dass du dich heute mit Jaemin aussprechen wolltest." "Kein Problem, das kann ich wann anders auch noch, er ist sowieso nicht da.", winke ich versöhnlich ab.

Just in diesem Moment taucht er mit Kun am oberen Treppenende auf. Er sieht lässig aus, mit einfacher Hose, weißem Basicshirt und einer lockeren oversized Jeansjacke. Nein, er sieht gut aus, der Wahnsinn! Plötzlich trifft sein Blick den meinen. Habe ich etwa gestarrt? Na wenn schon, er starrt zurück.

"Gehen wir.", drängt mich das Grüngesicht die Stufen nach oben, von wo mir die einen beiden entgegenkommen. Das ist meine Chance, ich muss Jae nur für einen kurzen Moment entführen~ Gesagt, getan! Auf halber Höhe hake ich mich bei ihm ein und zerre ihn wieder nach oben, was er zwar sichtlich verwundert, aber doch widerstandslos mit sich machen lässt. "Den entführe ich kurz~"

Im Vorraum der Männertoilette sollte es wenigstens nicht mehr nach Meeresgetier riechen. Weil Jaemin einfach nur völlig überrumpelt in der Gegend rumsteht, gebe ich mir einen Schubs und fange an: "Hör zu Jae. Ich will nicht, dass du den Eindruck hast, ich würde dich ignorieren. Ich habe einfach nur Angst." An seinem Blick sehe ich, dass er nicht versteht. "W-w-wovor?"

Und endlich kann ich mir von der Seele reden, was mich seit dem Anruf seiner Geschwister plagt: "Naja, allein die Tatsache, dass deine Brüder mich holen mussten, du geweint hast und sie daraufhin voll ausgetickt sind, deuten doch darauf hin, dass ich was verdammt Schlimmes angestellt habe. Und das beängstigenste ist, dass ich keine Ahnung habe, was ich falsch gemacht haben könnte und du womöglich enttäuscht von mir bist, wenn ich etwas als harmlos empfinde, was dich quält oder verletzt."

Ich sehe in Jaemins Augen, dass er mir auch etwas zu sagen hat, aber er schüttelt für sich nur den Kopf und schaut sich etwas um. Ok, ok, nicht der beste Ort zum Reden, gebe ich zu... Sag doch was Jae, ich kann es verkraften, wirklich! Nervös suche ich Halt an einem Waschbecken und verfolge jede Bewegung seiner Augen, bis er endlich doch den Mund aufmacht:

"Jeno, ei-eigentlich bin ich nur-"

Die Tür stürzt auf und wir springen auseinander, als hätten wir etwas Verbotenes getan. Hätte ich die Kellnerin bloß nicht nach neuen Papierservietten gefragt, denn sie betritt eilig den Raum und kommt meinem beschissenen Wunsch nach. Mein crush würgt mich mit einer lausigen Entschuldigung ab und lässt mich dann einfach stehen.

Vielleicht ist es besser so, Yang Yang kann es sicher nicht erwarten, endlich nach Hause zu kommen.

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Und die Moral von der Geschicht'? - Ess' deine Muschelsuppe nicht! Kleiner Scherz, schöne Feiertage noch~~

Ich denke, ich komm so langsam wieder in den Flow der Geschichte, aber ich mochte die Lucas-Situation auch schon aus der Sicht von Jaemini :)

- "Nono"

How to tell I'm gay ~Nomin~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt