⚠️ 25.12. Jeno ⚠️

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Ich und Renjun tauschen uns noch eine Weile aus, wie wir bemerkt haben, dass wir nicht "normal" sind, wobei unser Gespräch dann damit endet, dass wir darüber diskutieren, ob es eine gute Idee ist, bei einer Gay-Parade mitzulaufen, wenn man nicht gay ist.

"Die Gay-Parade ist ein Event für Homos, dass würde ich mir nicht von irgendwelchen Heten kaputt machen lassen wollen.", mault er.

"Aber Renjun, es ist doch toll, wenn man unterstützt wird in seiner Sexualität, egal von wem.", wende ich ein.

"Wenn du so denk-", werden wir von Renjuns Handy unterbrochen. "Oh, gleich fünf! Sorry Jae, aber ich muss mit den Öffentlichen nach Hause und..." "Schon klar, war nett mal wieder zu plaudern." Gemeinsam gehen wir die Treppe nach unten zur Haustür und ich begleite ihn noch zur Straßenecke, bevor wir uns verabschieden.

Gemächlich schlendere ich also zum Haus zurück und durchwühle den Kühlschrank nach etwas Essbarem. Ich war so abgelenkt, dass ich beinahe vergessen habe, mich zu ernähren. Hungrig krame ich in einem der Schübe herum und finde eine Schüssel Gemüsereis, wohl Reste für morgen. Wird schon nicht auffallen, dass eine Portion fehlt.

Doch gerade als ich mich über die duftende Schale hermachen will, klingelt schon wieder die Haustür. "Geh du Jaemin!", schreit Jeotang von oben herab. "Ist gut, bestimmt hat Renjun einfach nur was vergessen...", brülle ich zurück.

Aber dann kommt ein Satz, der mich etwas verwirrt: "Ach und Jae, hass' uns nicht, eigentlich war es nur Jaetangs Idee, ganz allein." Ich checke nicht, was er meint, bis ich die Haustür öffne und einfach mal fucking Lee Jeno gegenüber stehe. Am liebsten hätte ich ihm einfach die Tür vor der Nase zugeknallt und mich an einem Löffel Reis erstickt, aber dann bestände Erklärungsbedarf, das letzte, was ich möchte.

Innerlich bete ich einfach nur, dass Jeno ein paar Gramm Mehl oder etwas Milch braucht, immerhin wohnt er direkt gegenüber und ich habe gehört, das kommt vor, so unter Nachbarn.

Aber auch diese Hoffnung wir sofort zersprengt, als sich Jeno an mir vorbei durch den Türrahmen drückt und beginnt, seine Schuhe an unserem blau-weiß gestreiften Läufer abzustreifen. "Deine Brüder haben angerufen, wir müssten reden."

Diese Wichser! Tja, jetzt ist es schon so gekommen, dann bringen wir eben Licht ins Dunkle. Bei Hochgehen kann ich es allerdings nicht vermeiden, in Jeotangs Zimmer zu platzen, wo sie mich alle quer auf dem Boden verteilt anstarren.

"Sagt mal, habt ihr 'ne Macke?!" flüstere ich so, dass ich deutlich meine Aggression zum Ausdruck bringen kann. Jeotang zuckt nichtssagend mit den Schultern: "Na ja, wir dachten, wenn du das Schlimmste hinter dir hast, fallen dir die restlichen neunzehn nicht mehr so schwer..." "Achtzehn", korrigiere ich stolz und kann es mir nicht nehmen, triumphierend in die überraschten Gesichter zu blicken, "und nun entschuldigt mich, ich habe jetzt ein Outing."

Jeno sitzt schon seiner Jacke entledigt auf meiner Matratze und streckt beide Hände nach mir aus, wobei er immer wieder seine Hände zu Fäusten kneift und öffnet, als simuliere er den Greifreflex eines Babies.

Lächelnd steuere ich auf seine Arme zu und lasse mich von ihm aufs Bett ziehen. Aneinander gekuschelt streicht mir Jeno eine rötliche Strähne aus dem Gesicht und betrachtet abwesend meine blasse Haut.

Mein armes Herz fängt augenblicklich an, doppelt so schnell zu schlagen und ich spüre, wie meine Fingerspitzen nervös zucken. Ich will mich hochdrücken, doch er hält mich zurück und drückt mich nur noch fester an seinen Körper.

"Bitte bleib~", haucht er nuschelnd in mein Ohr, "ich weiß nicht, ob ich etwas falsch gemacht habe und wir nach diesem Gespräch keine Freunde mehr sind. Lass mich das jetzt noch genießen."

Dass er so traurig klingt, macht mich unendlich fertig. Doch ich bin komplett andere Meinung und es wäre wohl das schönste Gefühl der Welt, wenn wir keine Freunde mehr sind. Denn ich will viel mehr von ihm, egoistisch wie ich bin. Aber das kann ich ihm natürlich nicht sagen, weil ich keine Ahnung habe, wie er reagieren wird, immerhin sind wir zusammen aufgewachsen, mein Geständnis würde alles ändern.

Also schmiege ich mich auch an ihn und genieße seine beruhigene Wärme. Damit er seinen Kopf nicht auf meine Brust legen kann und dann merkt, wie schnell mein Herz schlägt, vergrabe ich dafür meinen in seiner Halsbeuge und sauge unauffällig seinen Duft ein. Er atmet so gleichmäßig und still, wie der konstante Beat eines langsamen Liedes und ich wäre beinahe eingeschlafen, wenn mich der Gedanke, was Außenstehende wohl gerade jetzt von dieser Szene halten würden, nicht wachhielte.

Nach einer gefühlten Ewigkeit setzt Jeno wieder zum Sprechen an: "Also?" Ich sortiere die Worte in meinen Kopf, doch sie fallen durch ein Sieb der Angst, wir könnten nie wieder einen solch intimen Moment miteinander teilen. Würde Jeno jetzt auch mit mir kuscheln, wenn er wüsste, dass ich schwul bin und zufälligerweise auch noch einen crush auf ihn habe? Sicher nicht.

Ich fühle mich so dreckig, weil ich diesen Moment zu meinem eigenen Interesse ausgenutzt habe, ich habe Jeno ausgenutzt!

So frustriert über diese Erkenntnis breche ich in seinen Armen verzweifelt in Tränen aus.

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Naww armes Jaebaby :(

Btw, wer will mit mir auf ne' Gay-Parade? XDD Hab gerade des Todes Bock drauf und war da noch nie, sad story guys...

- Nono

How to tell I'm gay ~Nomin~Where stories live. Discover now