⚠️ 26.12. Mark ⚠️

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"Du hast Krümel im Gesicht", sage ich, charmant wie ich bin zu Mark, einem meiner engsten Freunde seit Jahren und lehne mich gegen die Haustür. "Du bist immer noch so direkt wie früher.", grinst er mich an. Mein Vater läuft mit kritischem Blick an uns gerichtet durch den Gang und in die Küche.

Mich aus dem Konzept gebracht räuspernd bitte ich Mark schnell herein und schließe hinter ihm die Tür. Mark schaut sich interessiert um, denn er war schon ewig nicht mehr hier.

In meinem Zimmer läuft es nicht anders. "Wenn Jaemin einmal hier drin wäre, wüsste er sofort, dass du auf ihn stehst.", dreht er sich innerhalb meiner lilanen vier Wände um seine eigene Achse. Ich lasse mich auf mein Bett sinken und mein Seufzen ist so schwer, wie mein Gewicht, das die Matratze eindrückt.

"Tja, mein Vater hasst Männerbesuch." Mark nickt betroffen, es ist der Grund, weshalb er selbst eine lange Zeit nicht mehr hier war. "Du hast wirklich schnell auf meine Nachrichten reagiert.", lenke ich eilig das Thema um. Marks Kopf schnellt auf- und abwärts. "Du hast gesagt, es wäre wichtig", und zögerlich fügt er noch hinzu, "außerdem war ich gerade noch bei Jaemin, es hat sich also angeboten."

Bei dem Namen meines crushes wandert meine rechte Augenbraue in die Höhe. "Du warst bei Jae?" "Ja, Kuchen essen." Seine Aussage unterstreichend wischt er sich endlich die letzten Krümel vom Kinn. Misstrauisch stehe ich auf und wandere zu meinem Fenster, eines, durch das ich direkt in Jaemins Fenster sehen kann. "Hat er mich irgendwie erwähnt? Das wir gestritten haben oder-"

"HABT ihr denn gestritten?", fragt mich mein bester Freund scharf. Schnell drehe ich mich zu ihm und streiche meine schwitzigen Handflächen an meiner Hose ab. Vom Lügen werde ich immer nervös und ich weiß, dass mein Gehirn gleich lügen wird, vollkommen automatisch, weil ich sage: "Nein?"

Dann entschuldige ich mich schnell auf die Toilette und wasche mir zuerst ziemlich ruppig die Hände. Währenddessen gibt es nichts interessanteres als mein Spiegelbild.

So sieht also ein Feigling aus.

Ich verstehe mich selbst nicht, immerhin hat Mark den Fakt, dass ich schwul bin auch gut verdaut, warum sträubt sich mein Inneres, von gestern zu erzählen?

Vielleicht weil Jaemin es nicht erwähnt hat. Als wäre es für ihn nur eine Kleinigkeit und wenn ich darüber rede, würde ich mir vorkommen wie eine Dramaqueen. Oder weil ich denke, dass Jae mich abservieren wollte. Wenn ich es Mark erzähle, weiß er, dass ich ein Versager bin.

Ich spritze mir etwas Wasser ins Gesicht und klopfe meine Wangen feste mit den Handflächen. "Reiß' dich zusammen, Lee Jeno!", befehle ich mir selbst, trockne dann mein Gesicht und gehe strahlend wie der Sonnenschein zurück in mein Zimmer.

Inzwischen hat Mark meinen Platz auf der Bettdecke eingenommen und sieht aus, als würde er grübeln. "Was?", frage ich ihn belustigt. Er atmet tief ein und stottert dann einwenig. "Kann ich dich mal was fragen, von Schwulen zu Schwulen?" "Du bist schwul?", frage ich mit gerunzelter Stirn.

"Nein, nein", winkt er ab, "ich stelle die Frage für meinen äh.. Cousin. Er ist auch schwul." "Aha.", sage ich trocken und hoffe, dass er den kritischen Blick bemerkt, den ich ihm zuwerfe. Er hat mir noch nie zu vor von seinem Cousin erzählt. "Du kennst ihn auch nicht, er wohnt eine gute Weile weg. Auf jeden Fall steht er schon Ewigkeiten auf diesen einen Typ aus seiner Schule, Jae.. äh Jaebum, ja."

Ganz ehrlich glaube ich Mark nicht, was er mir da auftischt, aber irgendeinen Grund wird er schon haben, mir nicht die Wahrheit zu sagen. "Ich habe Jaebum heute zufällig getroffen und herausgefunden, dass er auch schwul ist. Meinst du ich sollte es meinem Cousin erzählen?"

"Moment mal, du hast einen Typen getroffen, der auf die Schule deines Cousins geht, welcher wiederum eine ganze Weile weg wohnt, obwohl du bei Jaemin warst?!" Ertappt reißt Mark seine Augen auf und blinzelt überfordert. Ich unterbreche seine gestotterte Erklärung gnädig und gebe ihm einfach meinen Ratschlag: "Wenn ich ehrlich bin, würde ich es ihm nicht erzählen. Ich meine, nur weil Jaebum schwul ist, muss dein Cousin lange nicht sein Typ sein. Er würde sich nur falsche Hoffnungen machen."

Mark sieht einen Augenblick lang ziemlich enttäuscht aus, lächelt dann aber überstürzt, kommt auf mich zu, umarmt mich eilig und stürmt dann mit den Worten: "Du bist ein Schatz, Jeno. Ich muss dann aber leider auch wieder weiter." aus meinem Zimmer.

Na Wahnsinn, eigentlich wollte ich ihm doch von meiner Mutter und Kaisoo erzählen. Jetzt hat er sich von mir Rat geholt, anstatt ich mir von ihm.

Und wenn man vom Teufel spricht, steckt er auch schon den Kopf durch die Tür. "Jeno Engelchen, Jijang und ihre Tochter kommen gleich morgen zum Abendessen. Nur damit du dir nichts vornimmst." Und ich dachte, ich hätte noch ein paar Tage in Freiheit, stattdessen steht ab morgen meine halbe Zukunft schon fest.

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Jetzt ratet mal, wer für ein Bier und zwei Eis vier Stunden 17km in zu kleinen Schuhen hin und zurück gelaufen ist und jetzt fünf Blasen an den Füßen hat? :))

- "Nono"

How to tell I'm gay ~Nomin~Where stories live. Discover now