⚠️ 29.12. Xiaojun ⚠️

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Am nächsten Mittag beuge ich mich entnervt seufzend über mein Mathebuch. Die erste Woche der Ferien neigt sich mit rasender Geschwindigkeit dem Ende zu und ich muss langsam wieder meinen schulischen Pflichten nachkommen.

Während ich mir in dem fetten Schulschmöker alle möglichen Passagen mit Textmarkern anstreiche, die Formeln extra nochmal an meinem Laptop nachgoogle und versuche, ein paar Übungsaufgaben auf meinem vollgekritzelten Block zu lesen, betritt meine Eomma erschöpft seufzend die offene Küche.

"Yah! Jeno, du bist so ein fauler, undankbarer Sohn, hättest du dich nicht um das dreckige Geschirr kümmern können?!", meckert sie gestresst und wühlt zwischen den benutzten Tellern in der Spüle herum. "Aber Eomma", versuche ich mich zu verteidigen, "ich lerne.."

"Ja, ja. Alles ziehst du deiner liebevollen und unterstützenden Familie vor. Was habe ich in der Erziehung bloß falsch gemacht?", jammert sie und wirft sich theatralisch den Handrücken gegen die Stirn. Von ihrem Gezicke wird schließlich auch mein Vater hellhörig.

Augendverdrehend kommt er an den Esstisch geschlendert und fragt sie: "Frau, was gibt es jetzt wieder für ein Problem?" "Dein Sohn! Ich bekomme noch ganz graue Haare, dieser Stress wirkt sich nicht gut auf mein Hautbild aus, oh mein Liebster~" Ich unterdrücke mir ein Würgegeräusch bei dem Anblick, wie sie versucht, sich in seine Arme zu quetschen.

Eigentlich sind meine Eltern nur am Streiten. Mein Vater geizt, während meine Mutter in ihrer eigenen, von Schönheit versessenen Welt lebt, die mit jedem voranschreitendem Jahr drohnt, wie eine Blase zu platzen. Nur wenn es um mich geht, können sie ihr Zank beiseite schieben und ihre Emotionen an mir rauslassen. Manchmal frage ich mich, ob ich, ihr Sorgenfresser, der Grund bin, warum ihre Ehe noch zusammenhält. Vielleicht täusche ich mich aber auch und es geht ihnen nur um den guten Ruf und die Familienehre.

Aber unerwarteterweise spüre ich nur, wie mir mein Appa kräftig auf die Schulter klopft. Ich muss schlucken. Es ist kein stolzes, ermutigendes Schulterklopfen, es ist so eines, das einem Druck und hohe Erwartungen vermitteln soll.

"Der Junge arbeitet doch so fleißig, ich übernehme den Abwasch!" Dann richtet er sich an mich: "Komm, gönn dir eine Auszeit, mein Sohn." Mit geducktem Kopf krame ich eilig mein Zeug zusammen und tappse aus der Küche. Das ist alles andere als gut, das ist furchtbar: mein Vater hat sich noch nie an der Hausarbeit beteiligt!

Auf der Hälfte der Treppe wage ich noch einmal einen Blick ins Erdgeschoss und stottere: "Äh-ähm ja!.. danke... ich äh... w-werde die Zeit a-am besten... ähm s-sin-sinnvoll nut-zz-en und mich besser b-bei K-k-k-kaishshoo melden..." Unsicher lasse ich meinen Augen zwischen meinen Eltern umherschweifen, bis mein Appa mir begeistert zunickt, einen vielsagenden Blick zu seiner Frau wirft, die ebenfalls anfängt zu strahlen und mir zaghaft zustimmt.

Schnell verschwinde ich in mein Zimmer und lasse meine Sachen dort achtlos auf den Boden nieder, wo sie in alle Richtungen über meinen Boden kullern. Bemüht bahne ich mir einen weg durch den verstreuten Krempel und werfe mich entkräftigt der Länge nach auf mein Bett.

Ohne groß zu überlegen zücke ich mein Smartphone, aber nicht, um mich bei Young Kaisoo zu melden oder mich bei sonst wem auszukotzen, sondern um mich mit ein paar sozialen Netzwerken an einen anderen Ort zu beamen.

Gelangweilt swipe ich durch meinen Instagramfeed, bis meine Finger automatisch den Nutzernamen von Jaemin ins Suchfeld eintippen. Ich lasse die Seite neu laden, die mir nach wie vor keine Beiträge anzeigt. Grummelnd krümme ich mich auf meinem Bett, schalte den Bildschrim aus und glotze träge an die Decke.

Plötzlich leuchtet mein Screen wieder auf und zeigt mir einen Snap von Xiaojun an. Er schreibt: "Wow, du bist mit Kaisoo verlobt? Krasses Ding, ihre Mutter hat es meiner heute Morgen erzählt." Ich glaube, mir fallen beim Anblick dieser Nachricht die Augen aus dem Kopf. Energisch hacken meine Finger auf die Buchstaben der Tastatur. "Ich bin NICHT(!!!) verlobt!!!! Woher kennst du Kaisoo?!"

Es dauert nicht lange, bis er mir antwortet. "Hab mich schon gewundert... Bist auch noch ein bisschen zu jung zum heiraten." Und dann: "Die Youngs haben vor ihrem Umzug in dem Haus neben uns gewohnt."

"Aber Kaisoo, pfuhhh...", schickt er mir einen neuen Snap mit versautem Grinsen im Gesicht. Genervt entscheide ich, nicht auf diese Nachricht zu reagieren. Xiaojun mag zwar ein guter Kumpel sein, auf den man immer zählen kann und der bei jeder noch so dummen Aktion mitmacht, aber seinen Umgang mit Mädchen finde ich teilweise einfach nur ekelhaft.

Er wertet sie auf ihr Aussehen ab, pfeift ihnen anstößig hinterher, macht sie zum Objekt, nimmt sie nicht für voll und ist allgemein noch ziemlich von diesem klassischen Mann-sagt-Frau-macht-Rollenbild überzeugt. Ich kann mir schon denken, warum er gestern nicht dabei war, als Lucas uns Wonlee vorstellen wollte.

Eigentlich dachte ich, unsere "Konversation" wäre beendet, aber zwanzig Minuten später bekomme ich doch wieder einen Snap von ihm. So Jeno, tief durchatmen, sich einmal seelisch-moralisch auf die Nachricht einstellen und anklicken... Doch entgegen aller meiner Erwartungen ist es Na fucking Jaemins Gesicht, das mich über den Bildschirm angrinst und nicht das von Xiao. "Hellou~~"

Erst starre ich paralysiert auf mein Handy, dann lasse ich es grinsend auf meine Matratze sinken, drücke es glücksstrahlend gegen meine Brust, hinter welcher mein Herz sanft schneller zu schlagen beginnt. Panisch atmend drehe ich wieder auf den Rücken und konzentriere mich auf die Decke. Dumme Liebe, was machst du nur mit mir?

Eine Weile verharre ich in meiner Position und versuche die Röte aus meinem Gesicht und Jaemin aus meinem Kopf zu bekommen, während meine Knie zittern wie Espenlaub. Mann, hats ja kaum erwischt.. Schließlich beruhigt sich mein Körper wieder etwas, zugegeben, es ist nur ein einfaches, dämliches Bild, kein Grund für die Aufruhr und auch meine Gedanken klären sich und drivten in weniger schöne Richtungen ab.

Wow, Xiaojun chillt mit Jaemin... Auch wenn er nichts von meinen Gefühlen für den Jüngeren weiß, fühlt sich diese Tatsache dennoch an, wie ein Schlag in die Fresse.

Letztendlich zwinge ich mich zu einem Lächeln, schieße ein Bild meines halben Gesichts und einem Teil meiner Schulter und setze die Worte "Haha, gib' Xiao Hyung lieber sein Telefon zurück, sonst wird er noch sauer." darunter. Es fällt mir gar nicht mehr schwer, meine echten Gefühle und Emotionen zu verschleieren ist in meinem Umfeld Alltag geworden.

Eltern, die nur die Version von einem lieben, die man mehr oder weniger gekonnt vorspielt; Freunde, die einem nicht richtig zuhören; Schule und Nachbarschaft, für die man auf maskulin und hetero tut und ein Crush, dem man die Sandkastenfreundschaft vorgaukeln muss.

Allein bei dem Gedanken, dass wir uns übermorgen wieder treffen, fange ich an zu schwitzen, es ist zum Haareraufen! Wüsste ich nur wohin mit diesen dummen, dummen Gefühlen...

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WELL!

Höchstwahrscheinlich dauert es noch ein Weilchen, bis die Updates regelmäßiger kommen, aber wir legen den Endspurt ein, meine Freunde!

Hömmm, Rechtschreibkorrektur kommt dann demnächst... sonst noch was wichtiges? Näh, eig ned... na dann <3

- Nonnie

How to tell I'm gay ~Nomin~Where stories live. Discover now