⚠️ 31. 12. Yuta ⚠️

458 34 34
                                    

Gemeinsam entscheiden wir uns für den kleinen Gang zwischen der hinteren Privatgarage und der Hofeinfahrt. Man kann sich anlehnen und es ist schön windstill, denn Mitten in der Nacht sind die Temperaturen im -noch- Dezember nicht zu unterschätzen.

Jaehyun legt ein verführerisch albernes Lächeln auf und zieht dramatisch lange an seiner Zigarette. Oh, oh~ Ich kann mich nicht dazu entscheiden, ob ich hören will, was er zu sagen hat oder ob es einfacher wäre, jetzt um mein Leben zu laufen. Schließlich siegt meine Neugier und ich warte ab, bis er allen Rauch wieder ausgepustet hat und endlich zu sprechen ansetzt.

"Warum bist du denn so panisch geflüchtet, als Jaemin dich gesehen hat?", will er mit süffisantem Grinsen wissen. Gut, ich hätte doch rennen sollen... Bevor ich mich in irgendeiner Weise verteidigen kann, platzt Mark plump dazwischen: "Hä?"

Jaehyun runzelt irritiert die Stirn und meint: "Ach, er weiß es noch gar nicht?" Augenrollend klopfe ich die Asche am brennenden Ende meiner Zigarette mit zurückgestrecktem Arm hin zum Pflaster hinter mir ab und antworte schwerfällig in einem langezogenen Seufzer: "Doch, natürlich weiß er es. Ich habe das Gefühl, alle außer Jaemin selbst wissen es."

Mark scheint langsam ein Licht aufzugehen. "Ahhh~ dieses Thema.." In dem Moment tritt Yang Yang aus dem Haus. In der einen Hand, wie könnte es nicht anders sein, eine brennende Flumpe, in der anderen hält er mit den gespreizten Finger den Rand seines roten Partybechers und schlendert mit umgebundenem Karohemd die Treppenstufen nach unten in unsere Richtung. "Grüß Gott!", posaunt er mit schmetternder Stimmkraft übers Grundstück. Jaehyund schüttelt hoffnungslos den Kopf und gibt sich mit dem Handrücken ein facepalm. "Yang Yang, niemand hier versteht dein fremdländisches Kryptodeutsch!" Er gesellt sich zu uns und wir reden zu viert über Gott und die Welt, das neue Jahr, neue Hoffnungen, blah.

Aber irgendwann zieht Lucas Haus unsere gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Das Licht des Bewegungsmelders im Hausflur ist angesprungen und zeigt durch die Glaseinfassungen der Tür hektische Silhouetten. Aufgebrachtes Gemurmel ist zu hören, da rumort es doch ganz schön. Bevor jemand unter uns etwaige Informationen aus der Geräuschkulisse heraushören kann, wird die Tür aufgerissen und Haechan stürmt die Stufen nach unten, während er sich impulsiv in seine Jacke zwingt.

Als ich bemerke, dass ein verunsicherter Jaemin ihm entschlossen nacheilt und gedankenlos die Haustür hinter sich zuknallen lässt, werde ich stuzig und meine Augen wachsen auf Tellergröße. Sofort beginnt mein Herz, sich in meiner Brust bemerkbar zu machen. Der Arme sieht krank vor Sorge aus und leider ist ein dämlicher Nebeneffekt meiner Verknalltheit, dass sich ein unaufhaltsames Ziehen im Schutz meiner Rippen ausbreitet, wenn ich ihn leiden sehen muss. Doch Haechan scheint es kaum besser zu gehen.

Jae holt ihn schließlich ein und scheint ihn zur Rede stellen zu wollen, aber sein bester Freund schuckt ihn achtlos von sich zu den Garagen und stürmt einfach an unserer Gruppe, die regungslos das Spektakel verfolgt, vorbei. Es kitzelt mich in den Fingern und automatisch ballt sich meine Hand zu einer Faust, mit der ich ihm am liebsten eine runterhauen würde. Ok, unser Verhältnis ist seit dem Liebesdrama angeknackst, ja. Aber niemand, ich wiederhole, niemand! verletzt! mein! Jaebaby! und kommt damit davon!

Mark ist der erste, der sich fassen kann und wild gestikuliert Haechans Namen ruft. Er läuft ihm schnellen Schrittes hinterher, solange unser restliches Grüppchen beobachtet, wie sich Jaemin wie in Zeitlupe aus dem Staub macht.

"Jaemimi?", versucht es Jaehyun vergebens und wendet sich dann an Yang Yang und mich: "Wo zum Teufel will er hin?" Der Deutsche zuckt mit den Schultern. "Keine Ahnung, aber wir sollten ihm besser nach..." Zustimmend nicken wir beiden anderen. "Gut, ich gehe im Garten nachsehen und du suchst bei der Garage da." "Und was mache ich?", frage ich verdutzt, als ich feststelle, dass ich von den Instruktionen ausgeschlossen bin.

"Du bleibst hier, falls er wieder vorbeikommt. Und lasst eure Handys an, damit wir uns austauschen können." Somit verschwinden die beiden anderen aus meiner Sichtweite und ich bleibe alleine in dem Gang stehen. Frustriert haue ich meinen Hinterkopf gegen die verputzte Hauswand hinter mir. Ich will auch helfen!

Nach ein paar Minuten des Wartens geht demütigenderweise das bewegungsgesteuerte Licht hier draußen aus und ich stehe im Dunkeln. Verlassen. Einsam. Ungeliebt.

Guuuut~ Du solltest aufhören, solche Filme zu schieben, Lee Jeno. Meiner ungeliebte, verlassene Einsamkeit währt nicht lange, denn bald steht Yuta auf der Matte und taumelt halb tot auf mich zu und an mir vorbei. Wenigstens das Licht ist wieder an..

Er gibt seltsame Stöhngeräusche von sich, als wäre er einem meiner Zombiespiele für die Konsole entkommen und klappt schließlich einfach zusammen wie ein defekter Wäscheständer. Ich reagiere schnell und will ihn noch abfangen, aber glücklicherweise landet er mit dem Kopf voraus in einem gigantischen Blumenkübel, höchstwahrscheinlich bereitgestellt, um in den Mustergarten verpflanzt zu werden.

Ich hebe mit dem Schlimmsten rechnend die langen Fransenblätter der Pflanze an und offenbare Yutas unappetitlichen Anblick. Er liegt halb schnarchend, halb wispernd auf seiner Wange und sabbert in die dunkle Blumenerde. Keinen blassen Schimmer, wie viel er trinken musste, um so zu enden.

Grobmotorisch schlägt er mit seiner Hand um sich und lächelt mit seinen geschlossenen Augen dümmlich in die Weltgeschichte, als er auf den Widerstand meines Gesichts trifft. "Jennnohhh~ altes Hausch, bischt du dasch?", mampft er die Erde, ohne mich anzusehen und kuschelt sich weiter in den Dreck.

Ich will gerade meinen Mund öffnen, da wackelt er mit dem Zeigefinger vor meinen Augen herum. "Nein, nein, isch hab mir verbooohhten, mit dir zu schpreschen. Sonscht erzääähl' isch nuuuuhhr wieder Jaeminsch Geheimnische!", betont er immer noch grinsend, aber mit mehr Nachdruck.

"Jenos Geheimnisse?", spreche ich meine Gedanken mehr laut aus, als ich vorhabe, Yuta auszuhorchen. Der Betrunkene nickt, wobei sich sein Kopf immer tiefer in den Topf eingräbt, und redet munter weiter. "Isch darf dir nisch erzääähhhlen, dassch er auf disch steht. Dasch will er unnnnnbedingt selber maschen!"

Was?...

-----

Fun Fact: Irgendwann kam mir mal die Idee, einen zweiten Teil zu schreiben. Ein "How to tell I'm pregangt" mit Lucas und seiner Freundin, die ich vielleicht auch zu einer Y/N umtransformiert hätte, die ziemlich bald ungewollt schwanger werden, das Kind behalten wollen und bis zu den Sommerferien Zeit haben, es ihren Freunden zu beichten.

Mir sind schlussendlich aber nicht genug lustige Arten eines "pregnancy announcments" eingefallen und ich habe die Idee wieder verworfen.

Sollte es da draußen als eine Rasse Mensch mit einem Gehirn mit der Fähigkeit zu kreativen Prozessen geben, der mich und meine Allüren aushält: Hättest Bock auf 'ne Partnerstory? :)

- Nonnie

PS: Nächste Woche dann das tatsächlich letzte (handlungsrelevante) Chapter der Story~

How to tell I'm gay ~Nomin~Where stories live. Discover now