⚠️ 31.12. Party ⚠️

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Als ich mir im Angesicht des Spiegels ein letztes Mal durch die Haare fahre, unterbricht mich der Klingelton meines Smartphones. Eine Nachricht von Rejun. Wären wir hier in einem Spionagefilm, wäre er mein Maulwurf.

Ihm steht derjenige am nächsten, der Jaemin am nächsten steht und dadurch eignet er sich perfekt als Informant, wenn man das so sagen kann. Er erfährt praktisch Dinge von meinem Schwarm, ohne dass er Haechan darum bitten muss, ihm etwas zu erzählen.

Grinsend widme ich mich meinem Handy. "Zielobjekt erfasst!!!", schreibt er mir mit ein paar undefinierbaren Emojis im Anhang.

"Jenööö~", schneit ein gut gelaunter Jaehyun zur Tür herein, "können wir los?" Ich nicke ihm glücksstrahlend zu und lasse mich an meiner Hand auf die Beine ziehen.

Weil Lucas mit den restlichen Reichen und Schönen der Stadt in seinem Schickimicki Viertel auf dem "Highsociety Gipfel" hausiert und ich bis dahin eine Ewigkeit Fußmarsch hinter mich bringen müsste, habe ich mich dafür entschieden, bei meinem Kumpel zu übernachten.

Ich bin total gehyped auf unsere Feier und darauf, all meine Freunde auf einem Haufen zu treffen. Vor allem Jaemin, mit dem ich mich vorwandslos Stunden unterhalten könnte. Gott, ich muss auch immer direkt an meinen crush denken oder?

"Zigarette?", bietet mir Jaehyung auf der offenen Straße eine seiner Glimmstängel an. "Rauchen ist bäääh!", strecke ich ihm wie ein kleines Kind die Zunge raus und tänzle über den Gehsteig. Augenrollend und mit charmantem Grinsen hält er mir die Zippe noch näher vor die Nase, bis ich geschlagen auch ein paar Mal daran nippe. Nicht schlecht, aber wieso sich Leute in die Abhänigkeit qualmen, kann ich nicht nachvollziehen.

Schlussendlich biegen wir in die richtige Straße, wo Lucas Haus am Hang wie ein Palast zwischen zwei zweitklassigen Ritterburgen thront. Die laute Musik schleicht sich bis in unsere Ohren und die umherwandernden Lichtstahlen aus dem Inneren der "Wannabe Villa" durchschneiden die alles umgebende Nacht. Lauter Silhouetten bewegen sich ausgelassen hinter den Fenstern, irgendwer winkt uns zu.

"Hi Leute!", begrüßt uns Mark, der gerade im Garten gegen einen wahrscheinlich preisgekrönten Wacholderbusch pinkelt. "Kippen! Geil!", jauchzt er begeistert und stibizt ein paar aus Jaehyuns Schachtel. Wer weiß, woher diese plötzliche Begeisterung für Zigaretten kommt.

Ich umarme ihn und frage dem Smaltalk gerecht: "Und, hast du mit deinem Cousin gerdet?" "Meinem Cousin?", murmelt er verwirrt. "Ja", runzelte ich misstrauisch die Stirn, "dein Cousin, der der in den Jaebum verliebt ist, den du getroffen hast." "Ach der...", kichert Mark verlegen und kratzt sich am Hinterkopf, "von mir erfährt er nichts."

Taeil entdeckt uns schließlich im Hof und schiebt uns dann endlich ins Haus. Das offene Wohnzimmer ist gefüllt mit der besten Gesellschaft, die ich mir vorstellen kann. Lucas kommt auf uns zugestürzt und zeigt uns, wo wir die Getränke herbekommen, und wo Mark und Jae rauchen dürfen.

Zu dritt schlendern wir zur Bar, wo Mark uns einen Drink mixt. Verwundert ziehe ich mein vibrierendes Handy aus der Tasche, eine neue Nachricht von Rejun. "Auch mal da?", fragt er iroisch, was mich zum Lächeln zwingt. Aber dann schickt er mir noch etwas, was mich zunehmend nervöser macht. "Das Zeilobjekt hat dich gesichtet!"

Automatisch verkrampft sich mein Körper, um dem Gedanken zu wiederstehen, sich schnell umzuwenden und den Raum nach Jaemin abzusuchen. Ich versuche, mich zusammenzureißen und mich lässig zu geben, aber gefühlt das Gegenteil ist der Fall.

"Jae, ich würde jetzt doch vielleicht gerne eine rauchen.", krächze ich mit trockenem Hals. Sichtlich verblüfft über meinen Sinneswandel zieht er die Stirn kraus, zuckt aber dann mit den Schultern, überreicht mir meine Schnapsmischung und drängelt dann nach draußen.

Hauptsache, ich verschwinde aus Jaemins Sichtfeld und kann meinen Herzschlag wieder beruhigen.

Ich spüre den Blick meines crushes im Nacken, als ich meinen Jungs angespannt in den Hausgang folge. Mark zückt die Zigaretten, die er Jaehyun vorher abgezogen hat und steckt mir eine davon zwischen die gespitzen Lippen. Mit meinem Feuerzeug stecke ich den Sargnagel an und nehme einen tiefen Zug. Beruhige dich, Lee Jeno!

Plötzlich schneidet mein Blick den von Jaemin, der verstohlen aus dem Wohnzimmer zu unserer Gruppe schielt. Ich kann nicht anders, als ihm unverschämt direkt in Augen zu schauen. Es ist, als könnte ich aus ihnen lesen, sehen was er denkt.

Und er denkt: Was ist bloß in dich gefahren, Jeno?!

Beschämt drehe ich den Kopf weg und verlasse das Haus über die Türschwelle. Ich weiß es doch selbst nicht, Jaemin. Ich habe doch selbst keinen blassen Schimmer, was in ich gefahren ist...

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Rauchen ist bäääh :|

- Nonnie

How to tell I'm gay ~Nomin~Where stories live. Discover now